K L A U S   N E U P E R   (1949 Nürnberg – 15.10.2007 Griechenland)

 

Weitere Werke von Klaus Neuper
Zur Motivseite ‚Abstraktion‘

 

ohne Titel (1997)

Mischtechnik (Sandgemisch, Ölfarbe) auf Leinwand, Keilrahmen
oben rechts signiert
oben rechts datiert „1997“

€ 3.600,-

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Titel
ohne Titel

Größe
Größe: 140 x 120 cm

Zustand
Ränder mitunter minimal berieben; an den sehr pastosen Stellen mitunter Craquelé-Bildung, sowie an wenigen Stellen leichte Verluste der oberen Farbschicht; partiell minimal fleckig; die Schnitte in der Leinwand stammen vom Künstler und sind Teil des Entstehungsprozesses; verso an den Rändern technikbedingt mitunter etwas farbfleckig

Provenienz
vormals Teil der Unternehmenssammlung der „MG Vermögensverwaltung AG“ (Frankfurt a.M.)

 

 

“Klaus Neupers gemalte Bildwelten entfalten sich einerseits auf der Malfläche, andererseits deuten sie durch pastose Mischtechniken und reliefartige Gravuren einen gestalterischen Brückenschlag zum realen und dreidimensionalen Raum an. Denn in ihrer farbschichtenden und lasierenden Malweise, und mittels der eingesetzten graphischen Methode, in die noch feuchte Farbmaterie mit dem Pinselstil lineare Zeichnungen einzuritzen, erinnert uns Neupers Kunst an die Mischtechnik der sogenannten Mauerbilder, wie sie vor ihm schon bedeutende Maler wie Willi Baumeister, Joan Miro und Antonio Tapies geschaffen haben.“ [1]

Gerhard Kolberg, damals Kurator am Kölner Museum Ludwig, hat in obigem Zitat einen essenziellen Aspekt bei der Beurteilung und Einordnung von Klaus Neupers Schaffen zusammengefasst. Gerade bei Neupers größeren, ganz eigenwilligen Mischtechniken wird der Betrachter sowohl von dem Motiv an sich wie dann eben auch von der technischen Ausführung angezogen.

Diese Besonderheit der Technik hat Dirk Martin folgendermaßen beschrieben:

„Die Verwendung neuer, unkonventioneller Materialien, wie die Sandmasse, und bildnerischer Mittel, wie die Gravuren und Stempel, erzeugt einen ausgeprägten Oberflächenreiz, der sowohl optisch als auch haptisch erfaßt werden kann. Durch die Stofflichkeit seiner Bilder erzeugt Klaus Neuper eine Reliefstruktur. Seine Gemälde sind flache Reliefs, die aus der Fläche der Leinwand heraustreten und somit an Räumlichkeit gewinnen. Das Bild wird zum Relief mit Mitteln der Malerei! Dies ist eine Errungenschaft der Moderne im 20. Jahrhundert.“ [2]

Der Bezug zum Relief ist an dieser Stelle beachtenswert, da Neuper auf diese Weise einen Brückenschlag macht zwischen malerischem und plastischem Ausdruck. Was in dieser Form und in dieser bestechenden Technik innerhalb der deutschen Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sicherlich ein Alleinstellungsmerkmal ist.

Das hier vorliegende großformatige Werk ist ohne Zweifel ein herausragendes Beispiel für diese ganz besondere Ausdruckskraft Klaus Neupers. Dieses Werk steht deutlich in motivischem Kontext mit anderen Arbeiten, die ebenso in einem größeren Format verschiedene Zeichen und Chiffren zeigen – zu nennen sind hier [3] „Scriptum“ (1997, 180x160cm), „Haus der Freunde“ (1999, 120x100cm), oder auch „Those were the Days“ (1999, 180x150cm).
Betrachtet man das hier gezeigte Werk, so ist auffällig, dass Neuper an den seitlichen Rändern jeweils Farbstreifen hat stehenlassen und diese dann nicht mit Ritzungen bearbeitete. Auf diese Weise hebt sich zentral das Rechteck mit seiner bearbeiteten Maloberfläche deutlich ab und man mag hierbei zugleich an ein stark abstrahiertes Gebäude denken, was sich der Interpretation nach gut in Neupers Schaffen einfügt. [4] Der Übergang von Gegenständlichkeit zur Abstraktion wird demnach von Neuper nicht vollends vollzogen, so dass trotz eines hohen Abstraktionsgrades eben doch gegenständliche Andeutungen ganz bewusst erkennbar bleiben.

Die Grundstruktur des Werkes besteht dabei aus einem vornehmlich hellen, weißen Farbgemisch und in dieses, teilweise äußerst pastos aufgetragene Gemisch hat Neuper durch Ritzungen und Gravuren unterschiedliche Strukturen, Zeichen, Chiffren eingearbeitet, die mitunter farbig (blau, orange) herausleuchten und so Farbakzente setzen. Bei dieser archaisch anmutenden „Schrift“ mag man unweigerlich an Cy Twombly und dessen „Scribbles“ denken, auf den Neuper hier sicherlich auch Bezug nimmt, ohne aber die bewusste Redundanz von Twomblys zumeist geschwungenen Chiffren zu übernehmen. Weiterhin wurde die bewusste Durchschneidung und Durchstoßung der Leinand vom Künstler mit in den Malprozess einbezogen, was das raumgreifende Element der Komposition unterstreicht.

Aufgrund der Größe des Objekts und auch wegen der detaillierten, vielseitigen Bearbeitung der Fläche, wird der Betrachter mit diesem Gemälde von Klaus Neuper tatsächlich niemals ganz fertig. Es tauchen immer irgendwo neue Strukturen, neue Verbindungen auf, die sich nicht zuletzt auch durch den Wechsel des jeweiligen Lichteinfalls ergeben – von dem Einfluss der unterschiedlichen Stimmungslage des Betrachters einmal ganz abgesehen.

Ein herausragendes, ungemein ausdrucksstarkes Werk, welches Klaus Neupers überzeugend eigenständigen Weg innerhalb der Abstraktion des 20. Jahrhunderts in Deutschland beispielhaft belegt.

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[1] Gerhard Kolberg (2000): Klaus Neuper. Bilder und Rätsel, in: Klaus Neuper: Klaus Neuper. Structures, Köln: Serges Medien GmbH, S. 14-15 [hier: 14].
[2] Dirk Martin (2000): Der geöffnete Raum. Anmerkungen zu Klaus Neupers Malerei, in: Klaus Neuper: Klaus Neuper. Structures, Köln: Serges Medien GmbH, S. 10–12 [hier: 10].
[3] Abbildungen der genannten Objekte finden sich jeweils in: Klaus Neuper (2000): Klaus Neuper. Structures, Köln: Serges Medien GmbH.
[4] Vgl. hierzu Annette Rollenmiller (2000): Haus der Freunde, in: Klaus Neuper: Klaus Neuper. Structures, Köln: Serges Medien GmbH, S. 7.

 

 

Zu Klaus Neuper (1949 Nürnberg – 15.10.2007 Griechenland):
Maler, Zeichner, Grafiker, Kunsterzieher; 1967-70 Schüler bei Georg Weidenbacher (1905-1984) in Nürnberg; 1970-74 Studium an der Akademie der bildenden Künste in Nürnberg; 1974-76 Studium der Kunstgeschichte an der Universität Berlin; 1977-78 Dozent an der Akademie der bildenden Künste in Nürnberg; ab 1981 freischaffend tätig; ab 1991 Dozent im Kunstquartier Nürnberg, sowie ab 1993 Etablierung der „Klasse Neuper“ im Kunstquartier; ab 2004 Professur für Kunst an der Hochschule Köln

Der Künstler lebte bis zu seinem Tod in Leinburg (Mittelfranken).

Ab 1979 beschäftigte er sich verstärkt mit Collagen und Installationen zu den Themen Natur, Zerstörung und der Mensch in der Natur.
Ab 1990 entstehen großflächige Arbeiten zum Thema Stadt und Meer.
Ab 1995 widmet er sich Struktur-, Materialarbeiten zu den Themen: Chiffren, Zeichen, Symbole.

Unter den Schülern Klaus Neupers sind u.a. zu nennen Doris Braune-Mangold, Petra Höcker (*1966), Renate Jellinghaus, Günter Klaußner (*1955), Alice Meienberg-Werner (*1949), Dagmar Ohrndorf (*1962), Amihood Rdomiselsky (*1956), Myria Sprenger.

“Klaus Neupers gemalte Bildwelten entfalten sich einerseits auf der Malfläche, andererseits deuten sie durch pastose Mischtechniken und reliefartige Gravuren einen gestalterischen Brückenschlag zum realen und dreidimensionalen Raum an. Denn in ihrer farbschichtenden und lasierenden Malweise, und mittels der eingesetzten graphischen Methode, in die noch feuchte Farbmaterie mit dem Pinselstil lineare Zeichnungen einzuritzen, erinnert uns Neupers Kunst an die Mischtechnik der sogenannten Mauerbilder, wie sie vor ihm schon bedeutende Maler wie Willi Baumeister, Joan Miro und Antonio Tapies geschaffen haben.“ (Gerhard Kolberg, Museum Ludwig, Köln)

Preise
1974 Förderpreis des Freistaates Bayern
1988 Certificate of Excellence – International Art Competition, New York
1993 Kunstpreis „Brücken schlagen“ der IG-Metall Frankfurt a.M. – Hamburg
1996 Arte e natura, Imperia (Ligurien)
1998 Fundación Barceló – Palma de Mallorca

Mitgliedschaften
1970 Gründungsmitglied des OFF-Kollektivs in Nürnberg
1980 Mitglied der Künstlergruppe „Zeichen“
1990 Gründungsmitglied der Gruppe „Vierter Fall“
2005 Mitglied der Gruppe „European ARTISTS e.V.“
Mitglied der Dreiergruppe „BON“ (zusammen mit Friedrich Brunner (Passau) und Rob Olins (London))

Ab 1969 zahlreiche Einzelausstellungen, sowie zahlreiche Beteiligungen an Gruppenausstellungen.

Werke Klaus Neupers befinden sich u.a. im Besitz folgender Institutionen und Sammlungen
Städtische Kunstsammlungen Nürnberg
Stadtmuseum Koblenz
Kunsthaus Taunusstein – Sammlung Dr. Irene Haas und Ulrich van Gemmern
Museum Of Modern Art, Boston
Botschaft der Bundesrepublik Deutschland, Lima, Peru
Museum Warschau
Irish Museum Of Modern Art, Dublin
El Gouna Museum, Hurghada
Kunstsammlung der Stadt Rothenburg
Kunstsammlung der Stadt Hamburg

Literatur
„Allgemeines Künstlerlexikon“ (AKL), Onlineversion
Klaus Neuper (2000): Klaus Neuper. Structures, Köln: Serges Medien GmbH