B A L T H A S A R   P A U L   O M M E G A N C K

 

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Zwei Gemälde von Balthasar Paul Ommeganck aus der Sammlung von Khalil-Bey

(1) „Dans un charmant paysage, un vieux chateau en ruines; au pied du donjon, s´est arreté un troupeau de moutons“
(2) „Le pendant nous représente un troupeau de moutons dans un vaste paysage, au loin des arbres et des villages“
so beide bez. in dem Versteigerungskatalog der Sammlung von Khalil-Bey (Paris, 1867-68)

€ 7.300,-

 

        

 

Weitere Bilder der beiden Werke Balthasar Paul Ommegancks aus der Sammlung von Khalil-Bey

 

beide Öl auf Holz; gerahmt (spätere Rahmung)
(1) u.l. signiert „1816“
(2) nicht datiert, (wohl) 1816

beide Rahmengrösse: 50,5×39,5cm
(1) Plattengrösse: 40,6×29,1cm
(2) Plattengrösse: 40,7×29,4cm

(1) u.l. sign. „B. P. Ommeganck f.“
(2) nicht signiert

Zustand
(1) Ränder rahmungsbedingt etwas berieben mit partiellen oberflächlichen Verlusten der Farbschicht; am Rand u.r. kleiner Abbruch im Bildträger; rechter Rand sehr leicht beschmutzt; Ecken etwas bestoßen; verso etwas fleckig, sowie verso umlaufend Reste früherer Befestigung (Klebeband)
(2) Ränder rahmungsbedingt etwas berieben; in den Randbereichen links mittig, unten links, unten rechts, sowie rechts mittig kleinere Abbrüche im Bildträger; Ecken etwas bestoßen; im Randbereich o.r. leicht fleckig; verso etwas fleckig, sowie verso umlaufend Reste früherer Befestigung (Klebeband)

 

Provenienz
zu Gemälde (1)

1) Sammlung von Halil Şerif Pasha [aka. Khalil-Bey] (20.06.1831 Syout (Egypte) – 12.01.1879 Cülus [?])
2) [dessen Auktion] 16.-18. Januar 1868, Hotel Drouot, Paris, Auktion [„Collection des tableaux anciens et modernes de S. Exc. Khalil-Bey”], Los 92 (im Katalog S. 56) [versteigert für 610 Franc];
3) Verso u.l. etwas farbschwacher Stempel der „Zentralstelle für Denkmalschutz“ [Wien] (mit Doppeladler, ohne Hoheitszeichen), welcher die Ausfuhr aus Österreich genehmigt. [Frau Anneliese Schallmeiner (‚Kommission für Provenienzforschung beim Bundesdenkmalamt Wien‘) teilte auf Anfrage hierzu freundlicherweise mit (eMail/Telefonat v. 22.09.2014), dass dieser Stempel zwischen 1934 und Anfang 1938 in Verwendung war. In den Materialien des Ausfuhrbestandes des Bundesdenkmalamtes finden sich keine Hinweise auf dieses Gemälde.];
zu Gemälde (2)
1) Sammlung von Halil Şerif Pasha [aka. Khalil-Bey] (20.06.1831 Syout (Egypte) – 12.01.1879 Cülus [?])
2) [dessen Auktion] 16.-18. Januar 1868, Hotel Drouot, Paris, Auktion [„Collection des tableaux anciens et modernes de S. Exc. Khalil-Bey”], Los 93 (im Katalog S. 56) [versteigert für 610 Franc];
3) verso an der rechten Seite der gleiche farbschwache Stempel der „Zentralstelle für Denkmalschutz“ [Wien] (siehe entsprechend bei Gemälde (1))

 

 

Es liegen Zertifikate des „Art Loss Register“ (London) vor (v. 24.09.2014), wonach die vorliegenden Werke nicht in den dortigen Datenbanken als fehlend bzw. gestohlen verzeichnet sind.

 

 

Zu Halil Şerif Pasha [aka. Khalil-Bey] (20.06.1831 Syout (Egypte) – 12.01.1879 Cülus [?]):
Khalil Bey war ein osmanischer  Diplomat, der insbesondere für seine Lebensführung als Dandy, Bohemien, sowie seine zwischen 1865 und 1868 zusammengestellte Kunstsammlung bekannt ist. In der Sammlung befanden sich zahlreiche hochkarätige Werke, wie bspw. die beiden Werke Gustave Courbets „Der Ursprung der Welt“ (1866) und „Der Schlaf“ (1866), die beide wohl auch direkt von Khalil Bey in Auftrag gegeben worden waren, daneben noch „Das türkische Bad“ (1863) von Ingres, sowie Werke von Delacroix, Meissonier, Rousseau und anderen. Im Januar 1868 kam es zu einer großen Versteigerung der Sammlung. Die Einführung des Auktionskatalogs verfasste Théophile Gautier (1811-1872).
Khalil Bey verbrachte seine Studienzeit in Frankreich. Im Anschluss daran begleitete er diplomatische Ämter in Griechenland (1856-60), Russland (1861-65), Istanbul (1868-70), Österreich-Ungarn (1870-72). Weiterhin war er in Istanbul im Späteren auch Außenminister (1872-73) und Justizminister (1876). Nachdem er auf eigenen Wunsch sein Amt in St. Petersburg niederlegte, zog er 1865 nach Paris und hatte für die nächsten knapp drei Jahre kein diplomatisches Amt inne. In der Rue Taitbout bezog er eine große Wohnung und lebte in dieser Zeit als Privatier. Er wurde zu einer schillernden Gestalt des damaligen Paris und „became more French than had any other prominent Turk, and in some ways more Parisian than the Parisians” (Davison 1987: 52). Sein opulenter Lebensstil verbunden mit Spielschulden führte zu ernsten finanziellen Problemen, die ihn u.a. dazu zwangen Anfang 1868 Werke aus seiner Sammlung zu versteigern.

Literatur
DAVISON, Roderic H. (1987): Halil Şerif Paşa: The Influence of Paris and the West on an Ottoman Diplomat, in: Osmanlı Araştirmalari / Journal of Ottoman Studies (Bd. 6); Istanbul; S. 47-65
TURKER, Deniz (2007): The oriental flâneur. Khalil Bey and cosmopolitan experience (M.A.-thesis); Massachusetts Institute of Technology

 

 

Die beiden vorliegenden, wohl auch genuin zusammengehörigen Gemälde von Balthasar Paul Ommeganck zeigen eines seiner Lieblingsmotive: eine Schafherde in einer romantischen Landschaft. Eine sanfte Abendröte breitet sich über eine weite, leicht hügelige Landschaft aus. Im ersten Werk („Dans un…“) sind es zehn Schafe, die der Künstler auf einer leichten Anhöhe, vor dem Hintergrund einer Burgruine, anordnete. Das mit neun Schafen besetzte Pendant hierzu erhält einen tiefer in die Landschaft gleitenden Blick, welcher im ersten Werk noch durch die Ruine gebrochen bzw. aufgefangen wird.
Das Hauptaugenmerk Ommegancks liegt deutlich auf den Tieren und der Herausarbeitung jedes einzelnen Geschöpfs. Zur Entstehungszeit (1816) war der Künstler bereits voll etabliert und als Tiermaler ein gefeierter Meister. Diese Meisterschaft zeigt sich in der wie zufällig, und dabei stets so stimmig anmutenden Anordnung der Tiere, wodurch die Komposition einen Reiz des Natürlichen erhält. Neben dem Fell der Tiere, welches das Abendlicht auffängt und in den verschiedensten Nuancen wiedergibt, faszinieren insbesondere die in feinsten Details herausgearbeiteten Gesichtszüge. Ohne Ommeganck an dieser Stelle einen bewusst ausgeführten Anthropomorphismus unterstellen zu wollen, sind es gerade diese verschiedenen Gesichtsausdrücke, die den Eindruck von Individualität vermitteln und dadurch den Betrachter anhalten eine tiefere Beziehung zu den dargestellten Geschöpfen aufzubauen.
In Khalil Beys Sammlung finden sich mehrere Werke von niederländischen und flämischen Künstlern und darunter auch Landschaftskompositionen (vgl. hierzu Turker 2007: 36, 38), so dass die Wahl dieser beiden Gemälde B.P. Ommegancks sich stimmig in das Sammlungsprofil einordnet. Beraten wurde er beim Aufbau seiner Sammlung insbesondere von Paul Durand-Ruel (1831-1922), was nicht zuletzt ein Indiz für die durchaus selektive, nach hoher Qualität ausgerichtete Auswahl der Werke ist.
Die beiden vorliegenden Gemälde treten bereits gemeinsam bei der Auktion von Khalil Beys Sammlung im Januar 1868 auf und es kann angenommen werden, dass Ommeganck diese auch als zusammengehörige Gegenstücke konzipierte, worauf auch verweist, dass nur eines signiert und datiert wurde. Es besteht somit hier die wunderbare Besonderheit, dass zwei herausragende Werke Ommegancks seit (mindestens) gut 150 Jahren nicht mehr getrennt wurden, wenn dies denn überhaupt jemals der Fall war!

 

 

Zu Balthasar Paul Ommeganck (26.12.1755 Antwerpen – 18.01.1826 ebd.):
Flämischer Maler, Zeichner; schuf insbesondere Tierdarstellungen; am 17.09.1767 Eintritt in die St. Lukas-Gilde (Antwerpen) und dort Schüler von Hendrik-Jozef Antonissen (1737-1794); Freundschaft mit Simon Denis (1755-1813); 1788 Mitgründer der Antwerpener Künstlervereinigung „Konstmaetschappije“, bei der er in den folgenden Jahren verschiedene Funktionen übernahm; bei Ausstellungen der „Konstmaetschappije“ war Ommeganck mit Tierbildern vertreten; 1796 half er mit die, 1794 durch die Franzosen geschlossene, Antwerpener Kunstakademie unter dem Namen „École spéciale de peinture, de sculpture et d’architecture“ (ab 1804: Academie voor Schone Kunsten) wieder zu eröffnen und übernahm im selben Jahr eine Professorenstelle; 1803 besuchte Napoleon Antwerpen und bei dieser Gelegenheit schenkte die Stadtverwaltung ein Gemälde Ommegancks („Omstreken van Spa […]) an die damalige Ehefrau Napoleons Joséphine de Beauharnais; Ommeganck nahm an zahlreichen Ausstellungen teil; am 09.07.1827 wurde ein großer Teil des künstlerischen Nachlasses versteigert (‚Catalogue du magnifique cabinet de dessins, estampes, tableaux […]‘, Antwerpen, T.J. Janssens); Werke Ommegancks befinden sich in zahlreichen Museen