I R M G A R D K A U P I S C H V O N R E P P E R T
Weitere Werke von Irmgard Kaupisch von Reppert
„1944. Lieber Gott, hör‘ doch nicht auf unsere Feinde, steh‘ uns bei.“ (um 1970-80)
Faserstift, Kugelschreiber, Bleistift auf leichtem Karton
undatiert [um 1970-80];
u.l. in Schwarz monogrammiert „IKvR“
€ 350,-
Größe
Größe: 21 x 29,5cm
Titel
auf lose beigefügten Zettel maschinenschriftlich betitelt „1944. Lieber Gott, hör‘ doch nicht auf unsere Feinde, steh‘ uns bei.“, sowie auf dem Blatt u.r. in Grün die Jahresangabe „1944“
Zustand
Ecken minimal bestoßen; leichte Druckstellen im Blatt
Irmgard Kaupisch von Reppert war in ihrem künstlerischen Schaffen sehr von der Psychologie C.G. Jungs geprägt. In ihr erkannte sie eine Möglichkeit, um die Persönlichkeit des Einzelnen zu retten und von Zwängen zu befreien. Die weit verzweigte, akribisch ausgearbeitete „Push“-Typologie ist in diesem Sinne zu verstehen, worauf auch hinweist, dass sie diesbezüglich mit Psychologen korrespondierte, welche sich auch durchaus sehr positiv hierzu äußerten.
Ebenso tiefenpsychologisch ist ihr zeichnerischer Rückblick auf das 20. Jahrhundert zu verstehen. Wohl ab etwa 1970 bis in die 1980er Jahre hinein entstanden vornehmlich mit Kugelschreiber und Faserstiften ausgeführte Zeichnungen, welche jeweils exemplarisch ein Jahr aufgreifen und dies zu einem „Zeitbild“ machen, wobei auch durchaus mehrere Blätter zu einem Jahr entstanden. Sie sah sich selbst als „Reporterin“, die diese Ereignisse aufzeichnet. Ihre Intention dabei erläutert sie folgendermaßen:
„Die Zukunft droht mit schlimmem Tod, wenn nicht rechtzeitig die Erkenntnis kommt. Darum ist es wichtig, sich im Spiegel der anderen zu sehen, das Zeitbild der eigenen Geschichte zu erfassen“ (Irmgard Kaupisch von Reppert (1976): Reportage der letzten siebenzig Jahre in Nummern [unveröffentlicht]).
Die vorliegende Zeichnung greift das Jahr 1944 auf und zeigt sieben Personen in einer Kirche. – Die hinteren vier sieht man teilweise innigst betend, während die vorderen drei warten oder sich bereits zum Gehen anschicken. An der mittleren Frau mag man Kummer und Leid erkennen, wogegen der Mann am rechten Blattrand aus einem von Wut verzerrten Gesicht den Betrachter anblickt. Dies verweist zugleich auf die grauen- und auch angstvolle Stimmung, welche in dem zur Zeichnung beigefügten Text liegt: „Lieber Gott, hör‘ doch nicht auf unsere Feinde, steh‘ uns bei.“
Zu Irmgard Kaupisch von Reppert (17.03.1897 Neu Marin [poln. Mierzynek] (Gemeinde Körlin) – 21.10.1989 München):
Malerin, Zeichnerin, Illustratorin, Puppenkünstlerin; Pseudonym „Push“; geborene Scheunemann; aufgewachsen auf einem Rittergut in Pommern; nach einer ersten Zwangsehe mit einem älteren Offizier verlor sie im Zuge der Inflation Haus und Hof; die zweite Heirat erfolgte später mit dem preußischen Rittmeister von Reppert; ab 1920 Studium an der Kunstakademie München (bei Angelo Jank); Studienreisen in die Mittelmeerländer und nach Nordafrika; die Künstlerin ließ sich in Ascona nieder und es entstand ein Club von Intellektuellen und Künstlern; seit 1926 war sie Münchner Bürgerin; Tätigkeit als Pressezeichnerin in Berlin beim Scherl- und Ullstein-Verlag, sowie in Paris bei „Paris Midi“ und „Paris Presse“; 1930-34 Mitglied des psychologischen Clubs von C.G. Jung; 1934-43 Fortsetzung des Kunststudiums in München, Stuttgart und Wien; ab den 1930er Jahren Einzel- und Gruppenausstellungen; seit 1947 verstärkte Beschäftigung mit Psychologie und Mythologie; 1947 Patentierung der Typologie „Push-Expression“ in Washington; Mitbegründerin der „Katakombe“ in Schwabing; ab Juli 1977 wohnte sie im DRK-Seniorenheim „Kieferngarten“ in der Bauernfeindstraße 7 in München
Irmgard Kaupisch von Reppert schuf neben Gemälde und Zeichnungen auch ihre so genannten „Push“-Puppenfiguren, mit denen sie oftmals satirisch, bissig, humorvoll auf menschliche Eigenarten hinwies. Sie sah diese „Push“-Figuren als unbewusst-animalische Archetypen an, die helfen sollen die eigene Persönlichkeit herauszubilden.