E R N S T   W I T T   (01.11.1901 Hamburg – 14.04.1977 ebd.)

 

Weitere Werke von Ernst Witt

 

 

Blumenstrauß in Vase in einem Wohnzimmer (1964)

Mischtechnik (Deckfarben, Farbkreiden, Bleistift) auf Velinpapier, verso in den Ecken punktuell befestigt auf etwas dickerem, weißen Papier (Klebung in Ecke unten links gelöst), ungerahmt

€ 250,-

Kaufanfrage

 

 

Titel
o.T. [Blumenstrauß in Vase in einem Wohnzimmer]

Signatur
unten rechts signiert „Ernst Witt“, sowie verso nochmals in Blei signiert, sowie recto auf unterlegtem Papier von fremder Hand mit Künstlernamen bezeichnet

Jahr
verso in Blei datiert „1964“, sowie recto auf unterlegtem Papier von fremder Hand nochmals ebenso datiert

Größe
Blattgröße: 17,5 x 23 cm (Blatt) bzw. 21 x 29,7 cm (unterlegtes Papier)

Zustand
Blatt verso in den Ecken punktuell befestigt auf etwas dickerem, weißen Papier (Klebung in Ecke unten links gelöst); Blattränder oben und links sehr leicht uneben zugeschnitten; im linken Bereich sehr leichte Verluste der gelben Farbschicht; im rechten Blattbereich mehrere Verluste der dunkelgelben Farbschicht; verso etwas fleckig

 

 

Ernst Witt eröffnet dem Betrachter im vorliegenden, kleinformatigen Werk einen Blick in ein Zimmer und der Einrichtung nach zu urteilen dürfte es sich hierbei wohl um ein Wohnzimmer handeln. Links am Rand stehen Bücher auf einer Anrichte und rechts daneben könnte ein hellrotes Sofa stehen. Der kleine, dezent im Vordergrund gesetzte, farbliche Kontrast mit dem Dunkelgrün dürfte vielleicht als Tuch oder Decke gesehen werden. Im mittleren Bereich steht der schöne Blumenstrauß in einer Vase. Der Hintergrund bleibt dagegen diffus und erinnert in seiner markanten Farbgebung in Hellblau und Gelb eher an eine künstlerische Abstraktion.
Ein feines und durchaus auch rätselhaftes Moment findet sich nun über den Blumen. Hier hängt im Querformat ein Bild, welches bei genauerem Betrachten zur Seite gedrehtes Bruststück eines Kindes zeigt, d.h. das Bildnis ist zu 90 Grad nach rechts gedreht. Da dies eine absolut irrige Hängung wäre, verweist dies darauf, dass der Künstler sein Bild womöglich auch als Hochformat andachte und hiermit sich vielleicht einen kleinen Scherz erlaubte. In einem solchen Fall wäre der Untergrund ein blau-gelber Tisch auf dem dann eine weiße Blumenvase mit dem Strauß steht.

 

 

Zu Ernst Witt (01.11.1901 Hamburg – 14.04.1977 ebd.):
Maler, Zeichner, Grafiker; 1919-23 Kunstgewerbeschule Hamburg (bei Arthur Illies, Julius Wohlers); ab 1923 freischaffend in Hamburg tätig; 1924 längere Italienreise; in den 1930er Studienaufenthalte in Frankreich, Spanien, Marokko; Beitritt zur KPD und zur ASSO und für die KPD entwarf er auch Plakate und schuf Illustrationen; daneben schuf er Zeichnungen für „Der Arbeitslose“ und „Norddeutsches Echo“; gemeinsame Atelierwohnung mit Arnold und Charlotte Hilmer; seit 1935 Unterstützung durch die Amsinck-Stiftung; 1937 bei der Aktion „Entartete Kunst“ werden zwei Arbeiten beschlagnahmt (später zerstört); 1938 achtmonatige Reise nach Paris zu Arnold Fiedler, dort wollte er eigentlich im Exil bleiben und Kontakt zur „Résistance“ knüpfen, kehrte dann aber doch zurück; nach seiner Rückkehr wurde er, aufgrund eines Kontakts zu einer Jüdin, für zehn Tage im KZ Fuhlsbüttel inhaftiert; 1939 Atelier im Ohlendorffhaus (dieses wurde im Juni 1943 bei der Bombardierung Hamburgs zerstört); 1941 Heirat mit Anne Witt; Kriegseinsatz als Kriegsberichterstatter im Zweiten Weltkrieg; 1945 Gründung der „Gruppe von 1945“; verschiedene Lehrtätigkeiten (u.a. im „Baukreis“, sowie in der Volkshochschule); verschiedene öffentliche Aufträge in Hamburg; sein Atelier hatte er in der Sierichstraße 54

Mitgliedschaften
ab 1920 Hamburgische Künstlerschaft
(nach 1945) Deutscher Künstlerbund
Mitbegründer der „Gruppe von 1945“
1946 Mitbegründer der Künstlergruppe „Der Baukreis“

Einzelausstellungen (Auswahl)
1937 Griffelkunst Hamburg
1939 Kunstraum Lüders, Hamburg
1939 Deutsche Buchgemeinschaft, Hamburg
1939 Hamburger Kunstverein
1955 Kunsthalle Hamburg

Werke Ernst Witts befinden sich u.a. in folgenden Sammlungen: Hamburger Kunsthalle; Kunstsammlung der Hamburger Sparkasse; Sammlung Gerd Gruber; Sammlung Dr. Maike Bruhns, Hamburg

Literatur
Bruhns, Maike (2001): Kunst in der Krise (Band 2); Dölling und Galitz; Hamburg; S.415-418
Schmidt, Marlies (Hrsg.) (2008): Aufbruch in die Moderne. Graphik des frühen 20. Jahrhundert aus der Sammlung Gerd Gruber; Lutherstadt Wittenberg : Cranach-Stiftung; S. 297
Familie Kay Rump (Hrsg.) (2013): Der neue Rump. Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs (überarbeitet von Maike Bruhns); Neumünster – Hamburg: Wachholtz; S. 513
Heydorn, Volker Detlef (1974): Maler in Hamburg 1966-1974; Christians; Hamburg; S. 146
„Allgemeines Künstlerlexikon“ (AKL), Onlineversion