H E I N Z   W E V E R   (31.12.1890 Herscheid – 15.08.1966 Bad Breisig)

 

Weitere Werke von Heinz Wever

 

 

„Kpt. Lauterbach erholt sich von den Strapazen der Freiwache.“ (1926)

Bleistift & Aquarell auf bräunlichem Papier (aus einem Skizzenbuch), gerahmt, unter Glas [Rahmen ungeöffnet]

€ 330,-

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Titel
„Kpt. Lauterbach erholt sich von den Strapazen der Freiwache.“

Technik
Bleistift & Aquarell auf bräunlichem Papier (aus einem Skizzenbuch), gerahmt, unter Glas [Rahmen ungeöffnet]

Signatur
unsigniert

Jahr
undatiert [Oktober 1926]

Größe
Größe: 31,3 x 22,5 cm (Rahmen) bzw. 14 x 10,5 cm (Blatt)

Zustand
Rahmen ungeöffnet; insgesamt etwas nachgedunkelt / gebräunt; in den Eckbereichen aufgrund der Befestigung / Klebung leicht aufgehellt

 

 

Der als charismatisch und selbstbewusst beschriebene Felix Graf Luckner hatte Ende 1920 den Plan gefasst eine große Schiffsreise rund um die Welt zu unternehmen. „Und dort vor Freunden und ehemaligen Feinden Vorträge halten … und die Brücke schlagen zwischen Menschen, die guten Willens sind, Friede und Freundschaft zu halten über Meere, Grenzen und menschliche Unvollkommenheiten…“ [1].
Die nächsten Jahre verbrachte Graf Luckner vor allem damit herumzureisen, Vorträge zu halten und Gelder zu sammeln für sein Unternehmen. Etwas später gründete sich dazu dann der „Verein Graf Luckners Weltumseglung“.
Als es absehbar war, dass das Schiff „Vaterland“ bald ablegen würde, startete eine große Anwerbungskampagne und es gingen 16.000 Bewerbungen ein, welche durchzuarbeiten waren [2]. Einer der hier Auserwählten war Heinz Wever [3]. „Als künstlerischer Berichterstatter ging Wever nicht an Bord der Vaterland. Er wurde pro forma als Anstreicher gemustert. […] Die Funktion des künstlerischen Berichterstatters hatte sein Künstlerkollege, der Maler, Grafiker und Medaillenkünstler Hans Volkert inne.“ [4] Nichtsdestotrotz war Wever künstlerisch überaus aktiv während der Überfahrt.

Am 19. September 1926 war es dann so weit und die „Vaterland“ verließ den Bremer Hafen in Richtung New York.
Graf Luckner schildert die Ausfahrt folgendermaßen:

„Der Himmel zeigte sein schönstes Sonntagsgesicht. Der Bug des Schiffes war über Nacht von lieben Händen mit frischem Grün bekränzt. Alles war in festlicher Stimmung. Am Kai sammelten sich die Menschen. Um 7 Uhr waren es vielleicht zehn, um 8 Uhr waren es hundert, um 9 Uhr tausend, und als die Stunde der Abfahrt um 10 Uhr heranrückte, waren es Tausende, die uns zuriefen und winkten.“ [5]

Am Abend des 22. Oktober 1926 lief die „Vaterland“ in New York ein und damit sollte die als Weltumseglung geplante Reise auch schon beendet sein. „Arriving at New York, he traveled widely and was feted throughout the United States. Deciding that he could not duplicate this success elsewhere, he returned to Germany in 1928.“ [6]

Das hier vorliegende Zeichnungspaar entstand während dieser Überfahrt. Der Entstehungszeitraum lässt sich – zumindest für eines der Werke – exakt auf den 17. Oktober festlegen.

Wilhelm Qincke schrieb allgemein zu den Werken Wevers, die dieser bei der USA-Reise schuf:

„Schon die bei der Überfahrt mit dem Grafen Luckner auf der ‚Vaterland‘ entstandenen Bilder aus dem Matrosenleben zeigen neben lustigen Karikaturen gegenseitiger Befrozzelung ernsthafte und in bezug auf die Komposition wirkungsvoll herausgeschnittene Szenen vom Segelbergen beim Sturm oder ähnliche Motive.“ [7]

Das hier vorliegende Bildnis von Kapitän i.R. Julius Lauterbach (1877 Rostock – 1937 Sønderborg) ist ein künstlerisch sehr schönes, authentisches Zeugnis für diese ungemein populäre USA-Reise von Felix Graf Luckner.
Heinz Wever zeigt es doch Kapitän Lauterbach wie er sich „sich von den Strapazen der Freiwache [erholt]“. Wever fängt das Bildnis aus einem leicht erhöhten Standpunkt ein, so dass wir als Betrachter auf den sitzenden Kapitän blicken. Die Hände sind zusammengelegt, die Pfeife im Mund und der Blick geht wohl hinaus auf das Meer.

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[1] Felix Graf Luckner (1958): Seeteufels Weltfahrt, Gütersloh: Bertelsmann, S. 254.
[2] Ebd.: 267.
[3] Näheres zu der Auswahl Wevers findet sich bei: Julia Wallenthin (2016): „Ich bin wie ein ‚Wanderer zwischen den Welten‘“ – unterwegs in Italien, Nordafrika und den USA, in: Trox, Eckhard / Conzen, Susanne / Krüger-Bahr, Carolin (Hrsg.) (2016): Heinz Wever (1890-1966). Illustration, Propaganda, Porträt. Lüdenscheid, S. 31-50 [hier: 36].
[4] Ebd.
[5] Luckner 1958: 271.
[6] Spencer C. Tucker (2014): Felix von Luckner, in: Ders. (Hrsg.): World War I. The Definitive Encyclopedia and Document Collection. [Vol. 3: K-Q], Santa Barbara, CA: ABC-CLIO, S. 990-991 [hier: 99].
[7] Landkreis Altena in Verbindung mit der Stadt Lüdenscheid (Veranst.) (1967): Heinz Wever. Gedächtnisausstellung, Altena, S. 9.

 

 

Zu Heinz Theodor Wever (31.12.1890 Herscheid – 15.08.1966 Bad Breisig):

Maler, Zeichner, (plattdeutscher) Schriftsteller.
Sohn des Einzelhändlers Carl Friedrich Wever und dessen Frau Johanne, geb. Biesenbach.
Besuch der Dorfschule in Herscheid und des Gymnasiums in Altena.
Wever hatte früh Interesse an Malerei und auch an plattdeutschen Texten.
In der Jugend erhielt er durch seine Eltern Unterstützung seiner künstlerischen Interessen, so dass er Unterricht beim Maler Walter Petersen erhielt.
1911-13 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf (bei u.a. Ludwig Keller, Adolf Männchen, Eduard von Gebhardt). Während des Studiums enger Kontakt zu den Mitstudenten Franzjosef Klemm, Wilhelm Schmurr, Max Schulze-Sölde. Mit Schulze-Sölde verbrachte er den Sommer 1912 im großelterlichen Haus in Forsten, um dort unter freiem Himmel zu malen.
Ab 1913 Militärdienst und direkt im Anschluss Kriegsdienst.
Nach dem Krieg Fortsetzung des Studiums in Düsseldorf. Zu dieser Zeit Kontakt zu Johanna Ey („Mutter Ey“), sowie zu den Kollegen Otto Pankok, J.B.H. Hundt, Richard Gessner, Gert Wollheim
Zahlreiche Reisen an den Bodensee, in die Schweiz, nach Italien und Nordafrika. Während dieser Reisen entstanden zahlreiche Aquarelle und Zeichnungen.
1926 war er – zusammen mit Gert Wollheim – fest angestellter Maler bei der Vorbereitung zur großen Düsseldorfer Ausstellung „Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen“ (GeSoLei).
Ab September reiste er mit Felix Graf von Luckner auf dem Schiff „Vaterland“ nach Amerika. In den USA organisierte Wever die Festspiele zum 150. Jubiläum der Ankunft von general Friedrich Wilhelm von Steuben in Amerika. Weiterhin begleitete er Josef Ponten bei einer Rundreise durch die USA.
Seit 1930 lebte Wever in Berlin (Prinzregentenstraße 4, sowie etwas später Kurfürstenstr. 99).
Wever arbeitete zu dieser Zeit vor allem als Gebrauchsgrafiker, Plakatkünstler und Illustrator. Neben der Wirtschaftsunternehmen waren auch politische Gruppierungen wie u.a. der „Stahlhelm“, die DNVP seine Auftraggeber.
1936 Rückkehr nach Herscheid, wo er sich ein Atelier im Elternhaus einrichtete.
Wever wurde im Späteren vor allem bekannt für seine zahlreichen Portraits von Arbeitern und Unternehmern.

Mitgliedschaften
Künstlervereinigung „Malkasten“, Düsseldorf

Sammlungen
Museen Burg Altena
Deutsches Historisches Museum, Berlin
LWL-Industriemuseum, Dortmund
Museum Kunstpalast, Düsseldorf
Stadtmuseum Düsseldorf
Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Heidelberg
Geschichts- und Heimatverein Herscheid
Museen der Stadt Lüdenscheid
Stadtarchiv Plettenberg
Sammlung Luftfahrt.Industrie.Westfalen, Werdohl

Literatur
Trox, Eckhard / Conzen, Susanne / Krüger-Bahr, Carolin (Hrsg.) (2016): Heinz Wever (1890-1966). Illustration, Propaganda, Porträt. Lüdenscheid
Wever, Hanne (Hrsg.) (1994): Heinz Wever. „Ergreifen, was zu fassen ist.“ Aus den illustrierten Reisetagebüchern. Reise durch die USA 1929, Balve
Landkreis Altena in Verbindung mit der Stadt Lüdenscheid (Veranst.) (1967): Heinz Wever. Gedächtnisausstellung, Altena
“Allgemeines Künstlerlexikon”, Onlineversion, De Gruyter-Verlag