F R I T Z F A I S S (06.03.1905 Furtwangen 01.10.1981 Kalifornien)
„Nebel“ (1934)
Aquarell auf leicht strukturiertem Karton, durch Klebestreifen in vom Künstler erstelltes, schlichtes Passepartout (Klebung gelöst, Blatt los)
€ 660,-
Titel
„Nebel“ [so unten links in Blei betitelt, sowie ebenso betitelt auf dem Passepartout unten links]
Technik
Aquarell auf leicht strukturiertem Karton, durch Klebestreifen in vom Künstler erstelltes, schlichtes Passepartout (Klebung gelöst, Blatt los)
Signatur
unten links signiert „Fritz Faiss“
Jahr
unten links datiert „1934“
Größe
Größe: 25,6 x 37,6 cm (Blatt) bzw. 50,5 x 65,4 cm (unterlegter Karton)
Zustand
Blatt durch Klebestreifen in vom Künstler erstelltes, schlichtes Passepartout (Klebung gelöst, Blatt los); Farben insgesamt sehr leicht aufgehellt; Karton sehr leicht nachgedunkelt; leicht fleckig; leichte Druckstellen im Blatt; Ecken schwach bestoßen; Ecken, sowie am unteren Rand mittig, aufgrund der Klebestreifen etwas gebräunt; Passepartout mit Druckstellen, sowie etwas fleckig; Passepartout in Ecke unten rechts in Blei bez. „FHE-Mappe“[?], sowie unten links bez. „V 150,- / F. F. 21“
Fritz Faiss verbrachte die erste Hälfte seines Lebens in Deutschland, bevor er 1951 in die USA umzog und sich dort etablierte. Dies mag dann sicherlich auch der Grund dafür sein, dass Faiss in den USA weitaus bekannter ist als in seinem Herkunftsland.
Seine künstlerische Ausbildung erhielt Faiss am Bauhaus in Weimar (bei Wassily Kandinsky und Paul Klee), sowie an der Kunstakademie Stuttgart (bei Arno Waldschmidt, Gottfried Graf, Robert Breyer, Alexander Ecke
1924 unternahm er Reisen in die Schweiz und nach Südfrankreich, sowie in den Jahren 1924, 1926, 1928 und 1940 nach Tirol.
Von 1928 bis 1934 war er in Stuttgart ansässig, bevor er nach Dießen am Ammersee verzog. Am 18. Juli 1929 heiratete er Luise Ernestine Wicke (1897 Köln – 1981 Los Angeles). 1935 erhielt er den Rompreis. Im Jahr 1939 begann er sich intensiver mit der Technik der Enkaustik zu beschäftigen, mit der er bereits 1933 erste Versuche unternommen hatte. Für Faiss wurde dies gerade im späteren Schaffen ein wichtiges Ausdrucksmittel. In diesem Zusammenhang hat er zwischen März und April 1940 Willi Baumeister bei der Umsetzung des Enkaustik-Wandbildes „Der Kristall“ für Kurt Herberts (Stuttgart) beraten. Und ebenso ist in diesem Kontext zu nennen, dass er 1942 eine Professur für Enkaustik an der Städelschen Kunstschule in Frankfurt a.M. erhielt, die er aber nach einem halben Jahr krankheitsbedingt wieder aufgeben musste.
1951 erfolgte die Übersiedlung nach Kalifornien, wo Faiss fortan ansässig und tätig blieb (Santa Monica, später San Fernando Valley und Valencia Hills). 1952 wurde ihm ein Stipendium der Huntington Hartford Foundation zuerkannt. 1956 erhielt er die us-amerikanische Staatsbürgerschaft.
1969 zweite Ehe mit Janet Wullner (1933-2017).
Fritz Faiss war anfangs Dozent an der University of California (Los Angeles), sowie etwas später an der California State University (Northridge).
1976 erlitt er einen Schlaganfall, durch den er fortan nur noch mit der linken Hand arbeiten konnte.
“Faiss’ Kunst fußt auf der intensiven Auseinandersetzung mit Goethes Farbenlehre sowie weiteren eigenen Forschungen zur Farbe und zeigt Einflüsse ostasiatischer Kunst. Er gestaltet ‘aus dem inneren Erlebnis’ heraus und lehnt den Naturalismus ‘als bloße Abschrift der sichtbaren Welt’ ab (Vollmer). Beginnt mit sozialkritischen Werken. Später dominieren Landschaften, besonders ruhige, monoton wirkende und auf das Wesentliche reduzierte Darstellungen mit Gebirge und Wasser (Bodensee, Ammersee) […]” (Christine Rohrschneider).
Das vorliegende Aquarell entstand 1934 und damit gerade zu jener Zeit als er von Stuttgart nach Dießen am Ammersee verzog. Und das Motiv deutet unweigerlich darauf hin, dass es in die zeit nach diesem Umzug einzuordnen ist, denn sicherlich zeigt Faiss hier seinen titelgebenden „Nebel“ am Ammersee.
Im Vordergrund zeigen sich einzelne dünn gezeichnete, hellbraune Pflanzenstängel mit grünen Blättern, sowie dunkelbraune Konturen bei denen es sich vielleicht um Rohrkolben handelt.
Der See liegt in völliger Ruhe vor uns und seine Begrenzung zeigt sich nur durch eine ganz zart weiß ausgeführte Linie. Der Himmel, der gut Zweidrittel des Bildes einnimmt, ist trotz seiner Größe und Weite doch erstaunlich monochrom und unberührt. Nur ganz zart zeigen sich Wolkenpartien und dezente Farbnuancen innerhalb der Nebelbank.
Die von Christine Rohrschneider angesprochene Beeinflussung durch ostasiatische Kunst zeigt sich in dieser farblich und formal stark auf das Wesentliche reduzierten Ansicht ganz deutlich.
In ihrer unaufdringlichen und fokussierten Weise eine überaus reizvolle, überraschende Komposition aus dem nur selten einmal auftauchenden Frühwerk von Fritz Faiss.
Fritz Wilhelm Faiss (06.03.1905 Furtwangen 01.10.1981 Kalifornien)
Maler, Zeichner, Grafiker, Illustrator; Studium am Bauhaus in Weimar (bei Wassily Kandinsky und Paul Klee), sowie an der Kunstakademie Stuttgart (bei Arno Waldschmidt, Gottfried Graf, Robert Breyer, Alexander Eckener); durch Max Ackermann erhielt er Kontakt zum Kreis um Adolf Hölzel; 1924 Reisen in die Schweiz und nach Südfrankreich; 1924, 1926, 1928 und 1940 Reisen nach Tirol; 1928-34 in Stuttgart ansässig; ab 1934 in Dießen in Ammersee ansässig; 1939 begann er sich intensiver mit Enkaustik zu beschäftigen, mit der er bereits 1933 erste Versuche unternahm; März – April 1940 berät er Willi Baumeister bei der Umsetzung des Wandbildes „Der Kristall“ für Kurt Herberts (Stuttgart), das Baumeister in Enkaustik ausführte; 1942 Professur für Enkaustik an der Städelschen Kunstschule in Frankfurt a.M., die er aber nach einem halben Jahr krankheitsbedingt aufgeben musste; 1951 Übersiedlung nach Kalifornien und fortan dort ansässig und tätig; 1956 erhielt er die us-amerikanische Staatsbürgerschaft; in den 1950er Jahren wohnhaft in Santa Monica; Dozent an der University of California (Los Angeles); um 1961 Umzug nach San Fernando Valley; Dozent an der California State University (Northridge); 1969 Umzug nach Valencia Hills; 1976 erleidet er einen Schlaganfall und kann fortan nur noch mit der linken Hand arbeiten
Fritz Faiss arbeitete mit Öl, Enkaustik, Tempera, Pastell, Tusche, daneben entstanden Hinterglasbilder, Holzschnitte und Monotypien.
Preise / Ehrungen
1935 Rompreis; 1952 Huntington Hartford Foundation Fellowship
Illustrationen (Auswahl)
Gottfried Graf (1927): Der neue Holzschnitt und das Problem der künstlerischen Gestaltung; Heilbronn [als Graf-Schüler findet sich ein Holzschnitt von Faiss in dem Band];
„Konturen. Blätter für junge Dichtung.“ Jahrgang II, Heft 3 (Dezember 1953): Sondernummer: Indianische Lieder. [Faiss schuf hier Grafiken nach idianischen Originalen für Gedichte von Claire Goll];
Claire Goll (1954): Das tätowierte Herz. Ein indianischer Gesang von Liebe und Tod. Mit zehn Graphiken nach indianischen Vorlagen von Fritz Faiss; Wiesbaden;
Grafiken für: Claire Goll (1955): Roter Mond, Weisses Wild. Lieder der Indianer; Heidelberg
Ausstellungen (Auswahl)
1933, Beteiligung an der Herbstausstellung des Kunsthauses Schaller, Stuttgart
1934, Beteiligung an der Ausstellung „Süddeutsche Kunst in München“, Neue Pinakothek, München
Mai 1936, Ausstellung zusammen mit Josef Scharl im Graphischen Kabinett Günther Franke, München
1936, Beteiligung an der „Grossen Münchener Kunstausstellung“, Neue Pinakothek, München
1938, Beteiligung an der „Januar-Ausstellung“ des Vereins Berliner Künstler
1946, Beteiligung an der „Weihnachtsausstellung“ der „Freien Gruppe Heidelberg“, Universität Heidelberg
1947, „Gesamtschau“, Pforzheim, in den Räumen der Militärregierung
1947, Beteiligung an der Ausstellung „Neue deutsche Kunst“, Kunsthalle am Dom, Mainz
1947, Beteiligung an der Ausstellung „Kunst mit neuen Augen“, Fränkische Galerie am Marientor, Nürnberg
1948, Beteiligung an der Ausstellung „Graphische Kunst des XX. Jahrhunderts“, Altes Rathaus, Landsberg
1949, Beteiligung an der Ausstellung „Deutsche Malerei und Plastik der Gegenwart“, Staatenhaus der Messe, Köln
1951, Beteiligung an einer Ausstellung der Galerie Stangl, München
Febr. 1962, Gemäldeausstellung, Pasadena Art Museum, Pasadena, USA
1963, Retrospektive, Palm Springs Desert Museum, Palm Springs, USA
1978, Beteiligung an der Ausstellung „Vor 30 Jahren – Deutsche Malerei und Plastik der Gegenwart Köln 1949“, Kölnischer Kunstverein, Köln
Sept. – Nov. 2009, „Fritz Faiss: A Retrospective“, The Trout Museum of Art (Appleton Art Center), Appleton, USA
Sept. 2019 – Sept. 2020, „From the Black Forest to the California Desert: The Life and Work of Fritz Faiss (1905-1981)“, German-American Heritage Museum, Washington, USA
Werke befinden sich u.a. im Besitz folgender Sammlungen: Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Museum Wiesbaden, Kunstsammlung der California State University (Northridge), Hammer Museum (University of California Los Angeles)
Literatur (Auswahl)
Rohrschneider, Christine: Fritz Faiss, in: „Allgemeines Künstlerlexikon“, Online-Version, Künstler-ID: 00010508
Katalog zur Ausstellung „Fritz Faiss. Gesamtschau 1947. Pforzheim“; Pforzheim-Öschelbronn: Weberdruck