C A R L R A B U S (30.05.1898 Kempten – 28.07.1983 Murnau)
Zur Motivseite ‚Industrie & Arbeit‘
Zum Themenflyer ‚Erdsegen‘
„Zum Meer“ (1927)
Tuschpinsel, schwarze Kreide, auf Bütten (unbekanntes Wasserzeichen), verso durch Klebestreifen auf weißen Karton gesetzt, ungerahmt
€ 780,-
Titel
„Zum Meer“ [so unten links in Bleistift betitelt]
Technik
Tuschpinsel, schwarze Kreide, auf Bütten (unbekanntes Wasserzeichen), verso durch Klebestreifen auf weißen Karton gesetzt, ungerahmt
Signatur
unten rechts in Blei „Carl Rabus“
Jahr
unten rechts in Blei datiert „[19]27“
Größe
Größe: 26,1 x 39,8 cm (Blatt) bzw. 44,8 x 60 cm (unterlegter Karton)
Zustand
Blatt verso durch Klebestreifen auf weißen Karton gesetzt (Befestigung oben und unten rechts gelöst); die seitlichen Blattränder sehr leicht wellig; Blattrand unten links sehr leicht knittrig; Eckbereich unten rechts mit schwacher Knickspur; Papier sehr leicht nachgedunkelt; unterlegter Karton sehr leicht nachgedunkelt, sowie an Ecken leicht bestoßen, sowie am oberen Rand mit Klebespuren
Ausstellung
05.09. – 02.11.1985, „Carl Rabus. Eine Auswahl aus dem Frühwerk 1920 – 1935“, Galerie Bernd Dürr, München, Kat.Nr. 56
Abbildung
Galerie Bernd Dürr (1985): Carl Rabus. Eine Auswahl aus dem Frühwerk 1920 – 1935, München: Maierdruck, S. 42 (Kat.Nr. 56)
[Ein Foto der relevanten Seite ist unten angefügt.]
Provienz
1) Nachlass des Künstlers
2) 1985, Galerie Bernd Dürr, München
3) (wohl) Privatbesitz (Oberbayern)
4) 06.06.2000, Karl & Faber, München, Auktion, Los 728
5) 28.11.2001, Schneider-Henn, München, Auktion, Los 765
6) Privatbesitz
Carl Rabus war Sohn des aus Franken stammenden Kaufmanns Joseph Rabus (1858-1907) und dessen aus dem Allgäu stammender Ehefrau Caroline, geb. Fürst. Die Familie verzog 1900 nach München, der Vater verliert wenig später sein ganzes Vermögen und verstirbt. 1914 wechselte Rabus von der Realschule auf die Zeichenschule und ab 1916 besuchte er die Kunstakademie München (bei Angelo Jank). Nach dem Militärdienst (1918-19) hatte Rabus ab 1920 erste Ausstellungen in der Galerie Goltz (München), sowie bei Thannhauser (München) und in Herwarth Waldens “Sturm”-Galerie (Berlin). Daneben arbeitete er als Illustrator und schuf Zeichnungen für Werke von E.T.A. Hoffmann, Mörike, Wieland, Balzac, sowie für Zeitschriften wie „Jugend“, „Lachen Links“, „Querschnitt“, „Eulenspiegel“.
Von 1923 bis 1927 lebte Rabus in Berlin und wirkte dort auch als Bühnenbildner an der Schaubühne.
1927 kehrte er nach München zurück und unternahm zugleich Reisen nach Italien, Frankreich, Spanien, Belgien.
1934 verließ Rabus Deutschland und siedelte nach Wien über. Dort schloss er sich Künstlergruppen an und stellte beim “Hagenbund”, “Würthle” und in der “Neuen Galerie” aus. Weiterhin lernte er in Wien Erna Adler (1913-2007), seine spätere Frau, kennen.
1937 wurde der Band “Blaubart und Miß Ilsebill” von Alfred Döblin (mit 12 Lithographien von Carl Rabus) aus der Städtischen Kunstsammlung Chemnitz als “entartet” beschlagnahmt.
1938 nach dem Anschluss Österreichs verließ er Wien und verzieht nach Brüssel. Nach Kriegsbeginn wird er 1940 verhaftet und in ein Lager in Südfrankreich verbracht. Ihm gelang die Flucht nach Brüssel, wo er untertauchen konnte. 1944 erfolgte die erneute Verhaftung, er wurde nach Wien überstellt und aufgrund Rassenschande wegen Heirat mit einer Jüdin zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.
Nach dem Kriegsende entsteht die Holzschnittfolge „Passion and Describing Life in a Concentration Camp“ und Rabus kann seine Werke auf Ausstellungen in Brüssel, Antwerpen, Amsterdam, Zürich, Bern, London, New York und San Francisco zeigen.
Ab 1957 ist das Ehepaar Rabus in München ansässig. 1959 unternimmt der Künstler eine USA-Reise an die sich auf Einladung der Wurlitzer Foundation ein Aufenthalt in New Mexico anschließt.
1974 lässt sich das Ehepaar schließlich in Murnau nieder. 1983 stirbt Carl Rabus bei einem Badeunfall im Staffelsee.
Die vorliegende Zeichnung datiert auf 1927 und entstand im Jahr der Rückkehr von Berlin nach München; eine Zeit in der Rabus mehrere Reisen unternahm.
1985 war die Zeichnung Teil der großen Ausstellung „Carl Rabus. Eine Auswahl aus dem Frühwerk 1920 – 1935“ in der Galerie Bernd Dürr (München) und ist in dem damaligen Katalog auch abgebildet.
Johann Carl Joseph Rabus (30.05.1898 Kempten – 28.07.1983 Murnau):
Maler, Zeichner, Illustrator, Grafiker.
Sohn des fränkischen Kaufmanns Joseph Rabus (1858-1907) und der aus dem Allgäu stammenden Caroline, geb. Fürst.
1900 Umzug der Familie nach München. Der Vater verliert wenig später sein ganzes Vermögen und verstirbt.
1914 Wechsel von der Realschule auf eine Zeichenschule.
Ab 1916 Besuch der Akademie der bildenden Künste in München (Schüler von Angelo Jank).
Während seiner Studien lebte er bei der Mutter in der Hochbrückenstraße 14.
Februar 1918 bis Januar 1919 Militärdienst.
Bereits ab 1920 Ausstellungen in der Galerie Goltz (München), sowie bei Thannhauser (München) und in Herwarth Waldens “Sturm”-Galerie (Berlin).
Ab 1919 Illustrationen zu E.T.A. Hoffmann, Mörike, Wieland, H. de Balzac. Auch Zeichner und Radierer bei „Jugend“, „Lachen Links“, „Querschnitt“, „Eulenspiegel“ 1920
Für sein frühes malerisches Werk sind Einflüsse des „Blauen Reiters“, der „Brücke“ und der „Fauves“, sowie des Bauhauses von Bedeutung.
1923-27 Atelier in Berlin (Flottwellstraße 3).
1925 Debüt als Bühnenbildner an der Schaubühne wofür er in der Presse lobende Kritiken erhält.
1927 Rückkehr nach München, begleitet von Reisen nach Italien, Frankreich, Spanien, Belgien.
1926 Gast auf dem Monte Veritá bei Ascona.
1934 Carl Rabus verlässt Deutschland und siedelt nach Wien über. Dort schließt er sich Künstlergruppen an und stellt aus beim “Hagenbund”, “Würthle” und in der “Neuen Galerie”. Weiterhin lernt er in Wien Erna Adler (1913-2007), seine spätere Frau, kennen.
1937 wird der Band “Blaubart und Miß Ilsebill” von Alfred Döblin (mit 12 Lithographien von Carl Rabus) aus der Städtischen Kunstsammlung Chemnitz als “entartet” beschlagnahmt.
1938 nach dem Anschluss Österreichs verlässt er Wien und verzieht nach Brüssel.
1940 Verhaftung und Deportation in Konzentrationslager in Südfrankreich. Ihm gelingt die Flucht nach Brüssel, wo er untertauchen kann.
1944 Erneute Verhaftung, nach Wien überstellt und aufgrund Rassenschande wegen Heirat mit einer Jüdin zu Gefängnis verurteilt.
1945 nach der Befreiung entsteht die Holzschnittfolge „Passion and Describing Life in a Concentration Camp“.
Es folgen Ausstellungen in Brüssel, Antwerpen, Amsterdam, Zürich, Bern, London, New York und San Francisco.
1950 Längerer Aufenthalt in Essen, dann ab 1957 in München.
1958 Fresko für den Helikopterbahnhof der belgischen Fluggesellschaft SABENA anlässlich der Weltausstellung in Brüssel.
1959 USA-Reise und Aufenthalt in New Mexico auf Einladung der Wurlitzer Foundation.
1974 lässt sich das Ehepaar Rabus in Murnau nieder.
1983 stirbt Carl Rabus bei einem Badeunfall im Staffelsee.
Einzelausstellungen (Auswahl)
— 1920 erste Ausstellung zusammen mit Joachim Karsch und Hermann Lismann, Galerie Goltz, München
— vor 1933 weitere Einzelausstellungen in der Galerie Thannhauser (München) und in der „Sturm“-Galerie (Berlin)
— zwischen 1934 und 1940 Einzelausstellungen beim „Hagenbund“ und in der „Galerie Würthle“ (Wien), im Palais des Beaux-Arts (Brüssel), der St. James Gallery (London), der Galerie Artcuarius (Zürich), der Galerie Manteaux (Paris), beim Museum of Modern Art (San Francisco), der Artist´s Gallery (New York)
— ab 1945 zahlreiche nationale und internationale Ausstellungen.
Sammlungen
Lindenau-Museum, Altenburg
Deutsches Historisches Museum, Berlin
Kupferstichkabinett Berlin
Buchheim-Museum, Bernried
Bibliothèque royale de Belgique, Brüssel
Königliches Museum der Schönen Künste, Brüssel
Sammlung Memoria – Thomas B. Schumann, Hürth
Stadtmuseum Kempten
Los Angeles County Museum of Arts, Los Angeles
Lenbachhaus, München
Staatliche Graphische Sammlungen, München
Sammlung Dr. Gerhard Schneider, Olpe
Felix-Nussbaum-Museum, Osnabrück
M. H. de Young Memorial Museum, San Francisco
Zentrum für verfolgte Künste, Solingen
Sammlung Joseph Hierling, Tutzing
Phillips Collection, Washington D. C.
Kunsthaus Zürich
Literatur
— Galerie Bernd Dürr (1985): Carl Rabus. Eine Auswahl aus dem Frühwerk 1920 – 1935, München: Maierdruck
— Gruber, Gerd: Carl Rabus, in: „Allgemeines Künstlerlexikon“, Onlineversion, De Gruyter-Verlag
— Jessewitsch, Rolf / Schneider, Gerhard (Hrsg.) (2008): Entdeckte Moderne; Kettler; Bönen; S. 509
— Ludwig, Horst (1994): Münchner Maler im 19./20. Jahrhundert. [Bd. 6: Landschreiber – Zintl], München: Bruckmann, S. 203
— Papenbrock, Martin / Saure, Gabriele (Hrsg.) (2000): Kunst des frühen 20. Jahrhunderts in deutschen Ausstellungen. Teil 2 (Antifaschistische Künstler/Innen in Ausstellungen der SBZ und der DDR, Weimar: VDG, S. 353
— Sennewald, Adolf (1999): Deutsche Buchillustratoren im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, Wiesbaden: Harrassowitz, S. 155
— Vierhaus, Rudolf (Hrsg.) (2007): Deutsche biographische Enzyklopädie (DBE) [Bd. 8: Poethen – Schlüter], München: Saur, S. 141
— Zimmermann, Rainer (1994): Expressiver Realismus. Malerei der verschollenen Generation; Hirmer; München; S. 432
Aus:
Galerie Bernd Dürr (1985): Carl Rabus. Eine Auswahl aus dem Frühwerk 1920 – 1935, München: Maierdruck, S. 42 (Kat.Nr. 56)