U N B E K A N N T E R    K Ü N S T L E R :   zwei Japanerinnen, eine mit Fächer, die andere mit Pfeife (wohl um 1900-1910)

 

Weitere Werke von unbekannten Künstlern

 

 

zwei Japanerinnen, eine mit Fächer, die andere mit Pfeife (wohl um 1900-1910)

Tusche über leichten Bleistiftvorzeichnungen auf Transparentpapier
undatiert, wohl um 1900-1910
Größe: 28,2 x 20,5 cm (Blatt) bzw. 25,5 x 18,2 cm (Motiv)
unsigniert

€ 430,-

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Titel
nicht betitelt; zwei Japanerinnen, eine mit Fächer, die andere mit Pfeife; ein japanischer Holzschnitt aus dem 19. Jahrhundert dürfte wohl das Vorbild für diese Zeichnung gewesen sein

Zustand
rechter Blattrand leicht uneben zugechnitten; leichte Druckstellen im Blatt; in den Randbereichen mitunter etwas (farb-)fleckig

Provenienz
1) Johannes Martini (09.06.1866 Chemnitz – 07.02.1935 München), Maler, Zeichner, Illustrator und Grafiker.
Martini schuf als Illustrator u.a. den Buchschmuck für das 1903 erschienene Werk „Das heilige Blau (Eine japanische Liebesgeschichte)“ von Franz von Königsbrun-Schaup, was zumindest eine gewisse Verbindung zu Japan bzw. japanischer Kunst nahelegt.
2) aus dem Nachlass von 1) an Galerie Bernd Dürr, München

 

 

Die vorliegende Tuschzeichnung stammt aus dem Nachlass des Künstlers Johannes Martini (09.06.1866 Chemnitz – 07.02.1935 München). Nach seinen Studien an den Akademien in Berlin und Paris unternahm Martini zeitlebens zahlreiche Reisen. Neben Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen schuf er auch Illustrationen für Bücher. So gestaltete er den Buchschmuck für „Das heilige Blau (Eine japanische Liebesgeschichte)“ von Franz von Königsbrun-Schaup (1857 Cilli – 1916 Leipzig). Hierdurch ist dann zumindest ein kleiner konkreter Japanbezug Martinis nachweisbar, so dass die vorliegende Zeichnung plausibel in dessen Sammlung passte.

Daneben war im Allgemeinen die Begeisterung für Japan und die japanische Kunst enorm. Etwa ab der Mitte des 19. Jahrhunderts begann diese in Paris, setzte dann aber erst etwas später im deutschen Sprachgebiet – vor allem München und Wien – ein. Es waren dabei insbesondere die Holzschnitte, welche besonderen Eindruck auf die europäischen Künstler ausübten. Der u.a. in Paris ausgebildete und ab 1907 in München lebende Martini wird damit zweifelsohne in Berührung gekommen sein.

Das Motiv der vorliegenden Zeichnung kann schon beinahe als idealtypisch angesehen werden. So heißt es bei Judith Knippschild zu der frühen Phase des Japonismus:
„Zunächst näherten sich die Künstler der japanischen Kunst vornehmlich über das Motiv. Japanische Alltags- und Kunstgegenstände wurden in die europäische Bildwelt übertragen […]. Besonders beliebt war die Inszenierung exotischer Welten, in welche weibliche Modelle integriert wurden. Die Bilder spiegeln die Mode der Zeit wider, waren doch Kimono und Stellschirm zu einem modebewussten Accessoire der Großstädter geworden.“
[Judith Knippschild (2020): „Da wurde der Wunsch zur Begierde.“ Über Japansehnsucht und Künstlerreisen im 19. und frühen 20. Jahrhundert [Diss.]; Heidelberg; S. 59.]

Ganz in diesem Sinne sieht man im vorliegenden Werk zwei Japanerinnen in eben einer exotischen Landschaft. Die linke Frau steht und hat den markanten Fächer in der Hand, während die rechte Frau auf einer Treppe sitzt und ihre dünne Pfeife hält. Der obere Bildbereich ist zudem mit japanischen Schriftzeichen verziert, die jedoch eher diffus und unbeholfen wirken und doch deutlich den europäischen Künstler erkennen lassen. Womöglich diente ein japanischer Holzschnitt als Vorlage für das Werk.

Obgleich der Künstler des vorliegenden Blattes nicht bekannt ist, so ist es aufgrund der Provenienz zumindest zeitlich in das frühe 20. Jahrhundert einzuordnen und vielleicht kann man hierbei an einen (Münchner) Künstlerkollegen Martinis denken. In jedem Fall ist es ein schönes, authentisches Zeugnis für den damaligen Japonismus und den großen Reiz des Fremden und Exotischen.