R O C H U S    G L I E S E    (06.01.1891 Berlin – 22.12.1978 ebd.)

 

Weitere Werke von Rochus Gliese

 

 

Badender Jüngling (1929)

Radierung auf Velinpapier

€ 1.800,-

Kaufanfrage

 

 

 

 

Titel
ohne Titel [Badender Jüngling, im Hintergrund ein Schwimmbad mit weiteren Badenden]

Technik
Radierung auf Velinpapier

Signatur
unten rechts signiert „Rochus Gliese“

Jahr
unten rechts datiert „1929“

Größe
Größe: 47,2 x 37 cm (Blatt) bzw. 27 x 20,5 cm (Druck)

Auflage
ohne Angaben, möglicherweise Unikat

Zustand
in den Randbereichen mehrere kleine Beschädigungen (kleine Einrisse, Knickspuren, Quetschungen); insgesamt leicht (stock-)fleckig; Ecke oben links mit kleinem Papierverlust; in den Randbereichen leicht nachgedunkelt; verso leicht fleckig

 

 

Rochus Gliese gilt als einer der Pioniere der modernen Filmkunst. Daneben war er aber auch als bildender Künstler tätig und gerade in dem frühen Schaffen entstanden Druckgrafiken, die u. a. in „Das junge Deutschland“ erschienen.
Von 1909 bis 1911 studierte er Malerei und Theatergeschichte am Staatlichen Kunstgewerbemuseum in Berlin und arbeitete zunächst als Kostümdesigner.
Ab 1913 war er als Bühnenbildner an verschiedenen Theatern in Berlin tätig. – Deutsches Künstlertheater (1913-14), Lessingtheater (1914), Meinhard-Bernauer-Bühnen (1915-17), Residenztheater (1918), Schauspielhaus (1922-32).
Ebenso arbeitete Gliese bereits ab 1913 für die Filmindustrie. So gestaltete er 1913 die Kostüme für den Film “Der Student von Prag” (von Paul Wegener). In den folgenden Jahren hatte er eine enge Zusammenarbeit mit Wegener und war für dessen “Golem”-Filme tätig.
1921 gründete er seine Firma “Rochus Gliese Film GmbH” (1921-24).
Gliese arbeitete auch für Filme von Friedrich Wilhelm Murnau. 1927 gingen Murnau und Gliese in die USA und 1929 wurde er für seine Gestaltung des Films “Sunrise: A Song of Two Humans” für einen Oscar nominiert.
1933 zog er nach Essen, kehrte aber bereits 1934 wieder nach Berlin zurück.
Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er anfangs in Potsdam (1947-49) und hierauf wieder in Berlin. Zu dieser Zeit arbeitete er u. a. für die DEFA.
In Berlin lebte er zusammen mit seinem Partner, dem Schauspieler Wilfried Böhm (1932-2022).

2008/09 zeigte das “Schwule Museum” (Berlin) die Ausstellung “Rochus Gliese – Regisseur, Schauspieler, Bühnenbildner: eine Hommage zum 30. Todestag“.
“Über Glieses Privatleben ist wenig überliefert. Aus Briefen und anderen Dokumenten lässt sich seine homosexuelle Neigung erahnen.” (Ausstellungstext vom “Schwulen Museum”)

Diese Radierung aus dem Jahr 1929 ist eine der ganz wenigen, voll ausgeführten künstlerischen Kompositionen von Rochus Gliese, welche nicht in einem dezidierten Theater- bzw. Filmkontext steht. Die wenigen bekannten Zeichnungen oder Grafiken Glieses entstanden zumeist als Studien für Kostüme oder Bühnenbilder, was bei dieser Schwimmbad-Szene aber nicht der Fall ist.
Der zentral ins Motiv gesetzte, das Blatt am oberen und unteren Rand überragende Jüngling steht dem Betrachter selbstbewusst gegenüber. Die Arme sind vor der Brust verschränkt, den Blick umspielt ein leichtes Lächeln. Im Hintergrund zeigen sich weitere Badende am Rand des Beckens.
Neben der deutlich von der Neuen Sachlichkeit beeinflussten Ausführung, ist auch beachtenswert, dass der Jüngling in seiner knappen, engen Badehose auch mehr als nur subtil eine gewisse homoerotische Konnotation vermittelt, so dass dieses Werk vor dem Hintergrund des obigen Zitats auch eine biografisch interessante Relevanz erfährt.

 

 

Zu Rochus Gliese (06.01.1891 Berlin – 22.12.1978 ebd.):
Schauspieler, Bühnenbildner, Kostümdesigner, Filmregisseur.
Gliese gilt als einer der Pioniere der modernen Filmkunst.
1909-11 Gliese studierte Malerei und Theatergeschichte am Staatlichen Kunstgewerbemuseum in Berlin.
Anfangs arbeitete er als Kostümdesigner.
Ab 1913 war er als Bühnenbildner an verschiedenen Theatern in Berlin tätig. – Deutsches Künstlertheater (1913-14), Lessingtheater 81914), Meinhard-Bernauer-Bühnen (1915-17), Residenztheater (1918), Schauspielhaus (1922-32).
Ebenso arbeitete Gliese ab 1913 für die Filmindustrie. 1913 gestaltete er die Kostüme für den Film “Der Student von Prag” (von Paul Wegener). In den folgenden Jahren hatte er eine enge Zusammenarbeit mit Wegener und war für dessen “Golem”-Filme tätig.
1918 gestaltete er zwei Lithografien (zu W. Hasenclevers “Der Sohn”) für “Das Junge Deutschland. Phantasien über die Aufführungen des Jahres 1917/18″.
1921 gründete er seine Firma “Rochus Gliese Film GmbH” (1921-24).
Gliese arbeitete auch für Filme von Friedrich Wilhelm Murnau. 1927 gingen Murnau und Gliese in die USA und 1929 wurde er für seine Gestaltung des Films “Sunrise: A Song of Two Humans” für einen Oscar nominiert.
1933 zog er nach Essen, kehrte aber bereits 1934 wieder nach Berlin zurück.
Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er anfangs in Potsdam (1947-49) und hierauf wieder in Berlin. Zu dieser Zeit arbeitete er u. a. für die DEFA.
In Berlin lebte er zusammen mit seinem Partner, dem Schauspieler Wilfried Böhm (1932-2022).

2008/09 zeigte das “Schwule Museum” (Berlin) die Ausstellung “Rochus Gliese – Regisseur, Schauspieler, Bühnenbildner: eine Hommage zum 30. Todestag“.

Werke von Rochus Gliese befinden sich u.a. im Stadtmuseum Berlin, in der Theaterhistorischen Sammlung des Instituts für Theaterwissenschaft an der FU Berlin, im Filmmuseum Potsdam.