N I C O L A U S B E R K H O U T (15.02.1813 Zaandam – 24.10.1892 Wachenheim)
Weitere niederländische Künstler
„Kirchlein in Jugenheim a. d. Bergstraße – im Hintergrund Bickenbach“ (1871)
Öl auf Leinwand, Keilrahmen, gerahmt
€ 2.300,-
Titel
„Kirchlein in Jugenheim a. d. Bergstraße – im Hintergrund Bickenbach“ [so verso auf dem Keilrahmen unten in Blei betitelt, verso auf dem Rahmen oben links kleines Etikett mit maschinenschriftlicher, irrig gelesener Transkription des Titels „Kirchlein in Ingenheim[sic!] v. d. Bergstraße im Hintergrund Sächenbach[sic!]“]
Technik
Öl auf Leinwand, Keilrahmen, gerahmt
Signatur
unten rechts signiert „NBerkhout“
Jahr
unten rechts datiert „1871“
Größe
Größe: 45 x 65 cm (ohne Rahmen) bzw. 59 x 79 cm (mit Rahmen)
Zustand
im Bereich des Himmels etwas fleckig und beschmutzt; Leinwand in den Randbereichen mitunter etwas berieben (unter Rahmung nicht sichtbar); am unteren Randbereich mittig vereinzelt sehr kleine Verluste der Farbschicht; in der Bildmitte (etwas rechts vom Kirchturm im Himmel), sowie in der Himmelspartie oben rechts sehr kleine goldene Farbspritzer (wohl entstanden durch den Rahmenmacher bei der Goldfärbung des Rahmens)
Rahmen an Ecken / Kanten etwas berieben und leicht fleckig
Provenienz
Prof. Dr. Helge Joachim Bathelt (27.03.1948 Sindelfingen – 03.07.2023 Herrenberg).
[1967-75 Studium der Politikwissenschaften, Geschichte und Germanistik in Tübingen und Wien. Bathelt war von 1975 bis zu seinem Ruhestand 2013 Leiter der Volkshochschule Herrenberg, daneben übernahm er ab 1975 auch die Leitung der Städtischen Galerie Herrenberg. Ab 1978 Lehrtätigkeiten an der Universität Tübingen, sowie an der Hochschule Esslingen. 1994 Verleihung des Professorentitels. 2002 war er maßgeblich an der Gründung des Herrenberger Kunstvereins beteiligt. Bathelt hatte zahlreiche Ehrenämter und Funktionen bei Kunst- und Kulturgruppe bzw. -vereinen.]
Nicolaus Berkhout stammt aus Zaandam. Über seine künstlerische Ausbildung ist wenig bekannt, doch war er wohl an der Amsterdamer Akademie. Ab 1834 war er in Hilversum und Amsterdam ansässig und tätig. In seinen frühen 20er Jahren (ab 1836) lassen sich Ausstellungsbeteiligungen des Künstlers nachweisen. Berkhout war verheiratet mit Marie Rosine Antoinette, geb. Nieuwkerk (1808 Amsterdam – 1875 Darmstadt) und wohl über die Familie seiner Frau entstand der Kontakt in die Gegend von Wiesbaden und Mainz. Etwa ab den ausgehenden 1840er Jahren fand Berkhout Motive in Rheinhessen, den dort angrenzenden Gebieten, sowie später auch in der Pfalz. Nachweisen lassen sich Landschaftsgemälde und Aquarelle mit Motiven von u.a. Wiesbaden, Worms, Deidesheim, Seeheim, Michelstadt.
Berkhout lebte mit seiner Familie ab 1863 in Darmstadt, verzog 1867 nach Bessungen, 1871 nach Seeheim (Amtsgasse 1) und 1880 nach Wachenheim.
Zu dem künstlerischen Schaffen von Nicolaus Berkhout schreibt Gisela Bergsträsser:
„Berkhouts Werk ordnet sich in die naturalistische Richtung ein, die einen großen Teil der Landschaftsdarstellungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts prägt. Er war kein Bahnbrecher und Entdecker neuer Möglichkeiten. Aufgrund seiner soliden handwerklichen Ausbildung […] schilderte er als sorgfältiger Portraitist die Dörfer und Städte in ihrer landschaftlichen Umgebung. Unproblematisch veranlagt, beschränkt er sich auf eine heiter-beschauliche Wiedergabe. In den gut dreißig Jahren, in denen er in Deutschland malte, blieb sich sein Stil gleich.“
Das vorliegende Gemälde datiert auf 1871 und ist damit in die frühe Zeit in Seeheim einzuordnen. Berkhout zeigt hier einen wunderbar idyllischen, zugleich auch kompositorisch gut aufgebauten Blick auf Jugenheim mit der Kirche im leicht nach links versetzten Bildzentrum. Durch einen geschickten Bildaufbau führt der Künstler den Betrachter in die Szenerie ein, die eine erstaunliche Perspektive aufweist. Der Vordergrund ist dabei durch einen leicht erhöht ausgeführten Baum links ganz unmittelbar an den Betrachter herangeführt. Rechts am Rand ist ein kleiner Vorsprung mit Baum etwas erhöht gemalt, liegt aber im Vordergrund etwas entfernt von uns. Dahinter führt nun der Blick über den Wald nach Jugenheim und schließlich bis an das weit entfernte Bickenbach. Die markante Kirche ist etwas aus dem Bildzentrum nach links gerückt. Auf dem Fußweg unter dem Gebäude befinden sich zwei Gruppen aus einmal zwei und das andere mal vier Personen. Es sind wohl Spaziergänger, die die Ruhe des Tages und das angenehme Wetter genießen.
Eine künstlerisch gelungene, überaus liebevoll ausgeführte Idylle aus vergangenen Zeiten an der Bergstraße.
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[1] Gisela Bergsträsser (Text) (1987): Nicolaus Berkhout. Ein holländischer Maler an der Weinstraße. 1813 – 1892, Bad Dürkheim: Kreissparkasse [Ausstellungskatalog], unpag. [S. 15].
[2] Zur Malweise von Berkhout siehe Bergsträsser 1987: unpag. [ S. 13].
Zu Nicolaus Berkhout (15.02.1813 Zaandam – 24.10.1892 Wachenheim):
Über die künstlerische Ausbildung Berkhouts ist wenig bekannt. Er besuchte anfangs wohl die Kunstakademie Amsterdam. Von 1834 bis 1842 war er ansässig und tätig in Hilversum und Amsterdam. Ab 1836 lassen sich erste Ausstellungsbeteiligungen nachweisen. 1842 unternimmt er zusammen mit dem Bildhauer Jan Wendel Gerstenhauer-Zimmermann eine Wanderschaft in der Gegend von Haarlem.
Berkhout war verheiratet mit Marie Rosine Antoinette, geb. Nieuwkerk (1808 Amsterdam – 1875 Darmstadt) und wohl über die Familie seiner Frau entstand der Kontakt in die Gegend von Wiesbaden und Mainz. Der Ehe entstammten die Kinder Katharina Isabelle Marie (1839-1868), Henry Nicolaus (1844-1877) und Moritz Georg Julius (1846-1859).
Etwa ab den ausgehenden 1840er Jahren fand Berkhout Motive in Rheinhessen, den dort angrenzenden Gebieten, sowie später auch in der Pfalz. Nachweisen lassen sich Landschaftsgemälde und Aquarelle mit Motiven von u.a. Wiesbaden, Worms, Deidesheim, Seeheim, Michelstadt.
Berkhout lebte mit seiner Familie ab 1863 in Darmstadt, verzog 1867 nach Bessungen, 1871 nach Seeheim (Amtsgasse 1) und 1880 nach Wachenheim
1858 erhielt er vom damaligen Landkreis Lindenfels den Auftrag eine große Ortsansicht zu malen, die dann Ludwig III. und dessen Frau Mathilde zur Silbernen Hochzeit vermacht wurde.
Berkhout erhielt daneben vor allem private Malaufträge und war zeitlebens ein anerkannter und gefragter Künstler.
Berkhout wirkte insbesondere als solider Landschaftsmaler mit Aquarell- und Ölfarben. Charakteristisch sind die Weite der gezeigten Landschaft, wie auch die realistische Genauigkeit der gezeigten Orte. Daneben entstanden auch städtische Architekturdarstellungen, sowie Waldansichten.
„Berkhouts Werk ordnet sich in die naturalistische Richtung ein, die einen großen Teil der Landschaftsdarstellungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts prägt. Er war kein Bahnbrecher und Entdecker neuer Möglichkeiten. Aufgrund seiner soliden handwerklichen Ausbildung […] schilderte er als sorgfältiger Portraitist die Dörfer und Städte in ihrer landschaftlichen Umgebung. Unproblematisch veranlagt, beschränkt er sich auf eine heiter-beschauliche Wiedergabe. In den gut dreißig Jahren, in denen er in Deutschland malte, blieb sich sein Stil gleich“ (Gisela Bergsträsser).
Ausstellungen
1836 „Lijst der kunstwerken van nog in leven zijnde Nederlandsche meesters, welke zijn toegelaten tot de tentoonstelling van den jare 1836“, Amsterdam
1841-42 Ausstellungen der „Maatschappij Arti et Amicitiae“, Amsterdam
1987 „Nicolaus Berkhout. Ein holländischer Maler an der Weinstraße. 1813 – 1892“, Wanderausstellung in Bad Dürkheim, Deidesheim, Lambrecht und Neustadt a.d.W.
Sammlungen
Centraal Museum Utrecht
Stadtmuseum Bensheim
Literatur
Bergsträsser, Gisela (Text) (1987): Nicolaus Berkhout. Ein holländischer Maler an der Weinstraße. 1813 – 1892, Bad Dürkheim: Kreissparkasse [Ausstellungskatalog];
Koskull, Maximilian von: Nicolaus Berkhout, in: „Artists of the World“, Online, De Gruyter-Verlag