P E T E R   B E R N D T   (geb. 10.07.1937 Neugersdorf / Oberlausitz – 10.07.2021 ebd.)

 

Weitere Werke von Peter Berndt
Zur Motivseite ‚Norddeutsche Landschaften‘

 

 

„Ribbeck“ (1998)

Bleistift auf festem Aquarellkarton („Fabriano Cotton 50%“), ungerahmt

€ 730,-

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Titel
„Ribbeck“ [so verso unten links betitelt];
Peter Berndt zeigt hier wohl eine Ansicht auf der B5 von Berge kommend.

Signatur
unten rechts in Blei signiert „Berndt“, sowie verso unten links nochmals signiert

Jahr
unten rechts in Blei datiert „[19]98“, sowie verso unten links nochmals datiert

Größe
Größe: 69,9 x 100 cm

Zustand
leichte Druckstellen im Blatt; Ecken etwas bestoßen; in den vier Ecken kleine Einstichlöchlein; partiell leicht fleckig; rechter Rand mittig kleine Beschädigung (bestoßen und kleiner Einriss); verso etwas fleckig; verso in den vier Ecken Reste früherer Befestigung (Klebestreifen)

 

 

Peter Berndt wuchs in Neugersdorf in der Oberlausitz auf. Die ersten künstlerischen Impulse erhielt er von dem in Zittau tätigen Illustrator, Zeichner und Kunsterzieher Adolf Schorisch. Von 1955 bis 1961 besuchte er die Hochschule für bildende Künste in Berlin und war dort zuletzt Meisterschüler von Bernhard Dörries. Wenig später, im Jahr 1964, wurde ihm der Erste Preis der Karl-Hofer-Gesellschaft (Berlin) zugesprochen und ein Jahr später erhielt er den „Rompreis“ mit dem er sich bis 1967 in Italien aufhalten konnte.

Das damalige künstlerische Umfeld und dann auch Peter Berndts eigene Entwicklung beschreibt Marius Winzeler wie folgt:

„Die überwältigende Vorherrschaft der abstrakten Kunst, von Informel, Tachismus, action painting, Konstruktivismus ergriff den Westberliner Lehrbetrieb ebenso wie die gesamte Künstlerschaft. Doch bildete sich früh eine Gegenbewegung. Dazu gesellte sich auch Peter Berndt als ein Künstler, der sich der Landschaftsmalerei verschrieb und der Wege fand, um dieser in der Gegenwart ein neues Gesicht und eine neue Selbstverständlichkeit zu geben. Ausgehend vom Lebensgefühl und der zeitgenössischen Wahrnehmung von Landschaft aus der städtischen Berliner Perspektive definierte Peter Berndt seinen Blick auf Natur und Lebensraum vom Auto aus: Er nahm die Welt fahrend war[sic], im Blick nach Vorn oder durch den Rückspiegel, auf jeden Fall immer als klar begrenzten Ausschnitt.“ [1]

Es sind dann bei Berndt vor allem menschenleere Straßen, insbesondere Alleen, die vom Künstler aus der Sicht eines Autofahrers dargestellt werden. Dieser flüchtige Momenteinfang ist einzuordnen in jenen Stil bzw. künstlerischen Ausdruck der mitunter als „Neue Landschaft“ bezeichnet wird und dem neben Berndt u.a. Hans-Jürgen Kleinhammes, Jens Lausen oder Hermann Waldenburg zugeordnet werden.
Neben diesen vorbeifliegenden Alleebildern in den 1990er und frühen 2000er Jahren auch immer wieder Ansichten von Schleusen und Wehren. Berndt hat diese oftmals geschichtsreichen und dabei ebenso oftmals vergessenen, ganz unscheinbaren Motive in farbintensiven Gemälden und Zeichnungen festgehalten und ihnen somit Priorität eingeräumt.

Die hier vorliegende, großformatige und dichte Zeichnung zeigt eine von Bäumen begleitete Straße in einen Ort. Der rückseitige Titel und auch das deutlich zu erkennende Ortsschild weisen die Ortschaft als Ribbeck aus – ein kleines Dorf im Havelland, welches Peter Berndt auch in dem Gemälde „Ribbeck B5“ (2005) [2] darstellte.
Der Künstler zeigt hier wohl eine Ansicht des Ribbecker Ortseingangs von der B5 aus Richtung Berge kommend.

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[1] Marius Winzeler (2014): Wege übers Land, in: Ostsächsische Kunsthalle (Hrsg.): Peter Berndt. LandschaftsErfahrungen, Berlin, S. 5-9 [hier: 5].
[2] Abb. in: Ernst-Rietschel-Kulturring e.V., Pulsnitz / Kulturhistorisches Museum Görlitz (2007): Peter Berndt. Wege übers Land, Druckerei Conrad, S. 31.

 

 

Zu Peter Berndt (geb. 10.07.1937 Neugersdorf / Oberlausitz – 10.07.2021 ebd.):
Maler, Zeichner, Grafiker; 1955-61 Studium an der Hochschule für Bildende Künste Berlin, Meisterschüler bei Bernhard Dörries; 1964 Verleihung des 1. Preises der Karl-Hofer-Gesellschaft Berlin; 1965 Villa-Massimo-Preis Rom; bis 1967 Aufenthalt in Rom; 1973-91 Mitglied im Deutschen Künstlerbund; seit 1993 Mitglied im Künstlersonderbund; 1997-2008 Mitglied im Verein Berliner Künstler; bis 2002 Dozent an der Hochschule der Bildenden Künste Berlin; seit 1963 kontinuierliche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen (u.a. 1963 Galerie Bassenge, 1993 Villa Oppenheim (Berlin), 2007 Kulturhistorisches Museum Görlitz, 2016 Kulturzentrum Rathenow); nach Mitte der 1960er Jahre wurde Berndt mit seinen menschenleeren Straßenlandschaften aus der Sicht eines Autofahrers zu einem Hauptvertreter der „Neuen Landschaft“; Mitte der 1970er Jahre entstehen die sog. „Rückspiegelbilder“; Werke befinden sich u.a. in der Berlinischen Galerie, dem Kunstmuseum Bonn, der Landesgalerie Hannover, dem Landespräsidium Karlsruhe, dem Kulturhistorischen Museum Görlitz; Peter Berndt lebt und arbeitet in Berlin

Literatur
BERNDT, Peter (2015): Peter Berndt. Schleusen – Wehre – Wasserwege [mit einem Beitrag von Jürgen Becker]; Berlin: Edition Petra Lange
Kulturhaus Altes Rathaus (1996): Peter Berndt. Reisewege – Reiseziele in Brandenburg; Potsdam
Ostsächsische Kunsthalle (Hrsg.) (2014): Peter Berndt. LandschaftsErfahrungen; Berlin
TRIER, Dankmar: Berndt, Peter, in: „Allgemeines Künstlerlexikon (AKL)“, Onlineversion, Künstler-ID: 10120543
GROTE, Lars: Peter Berndt zeigt Alleen-Gemälde in Rathenow, in: Märkische Allgemeine (v. 20.04.2016)
Internetseite des Künstlers [peter-berndt.de]