P E T E R B E R N D T (geb. 10.07.1937 Neugersdorf / Oberlausitz – 10.07.2021 ebd.)
Weitere Werke von Peter Berndt
„Hochgebirgslandschaft“ (1975)
Bleistift auf Karton, ungerahmt
€ 980,-
Titel
„Hochgebirgslandschaft“ [so verso mittig in Blei betitelt]
Signatur
unten rechts signiert „Berndt“, sowie verso mittig mit damaliger Berliner Adresse des Künstlers bezeichnet
Jahr
unten rechts datiert „[19]75“, sowie verso mittig nochmals datiert
Größe
Größe: 62,2 x 88,4 cm
Zustand
leichte Druckstellen im Blatt; mitunter leicht fleckig; Ecken schwach bestoßen; am unteren Rand rechts leichte Quetschung; am rechten Rand mittig leichte Quetschung; verso etwas fleckig; verso in den Ecken und an den Rändern mittig schwache Reste früherer Befestigung (Klebestreifen)
Peter Berndt wuchs in Neugersdorf in der Oberlausitz auf. Die ersten künstlerischen Impulse erhielt er von dem in Zittau tätigen Illustrator, Zeichner und Kunsterzieher Adolf Schorisch. Von 1955 bis 1961 besuchte er die Hochschule für bildende Künste in Berlin und war dort zuletzt Meisterschüler von Bernhard Dörries. Wenig später, im Jahr 1964, wurde ihm der Erste Preis der Karl-Hofer-Gesellschaft (Berlin) zugesprochen und ein Jahr später erhielt er den „Rompreis“ mit dem er sich bis 1967 in Italien aufhalten konnte.
Das damalige künstlerische Umfeld und dann auch Peter Berndts eigene Entwicklung beschreibt Marius Winzeler wie folgt:
„Die überwältigende Vorherrschaft der abstrakten Kunst, von Informel, Tachismus, action painting, Konstruktivismus ergriff den Westberliner Lehrbetrieb ebenso wie die gesamte Künstlerschaft. Doch bildete sich früh eine Gegenbewegung. Dazu gesellte sich auch Peter Berndt als ein Künstler, der sich der Landschaftsmalerei verschrieb und der Wege fand, um dieser in der Gegenwart ein neues Gesicht und eine neue Selbstverständlichkeit zu geben. Ausgehend vom Lebensgefühl und der zeitgenössischen Wahrnehmung von Landschaft aus der städtischen Berliner Perspektive definierte Peter Berndt seinen Blick auf Natur und Lebensraum vom Auto aus: Er nahm die Welt fahrend war[sic], im Blick nach Vorn oder durch den Rückspiegel, auf jeden Fall immer als klar begrenzten Ausschnitt.“ [1]
Es sind dann bei Berndt vor allem menschenleere Straßen, insbesondere Alleen, die vom Künstler aus der Sicht eines Autofahrers dargestellt werden. Dieser flüchtige Momenteinfang ist einzuordnen in jenen Stil bzw. künstlerischen Ausdruck der mitunter als „Neue Landschaft“ bezeichnet wird und dem neben Berndt u.a. Hans-Jürgen Kleinhammes, Jens Lausen oder Hermann Waldenburg zugeordnet werden.
Das hier vorliegende, großformatige Werk zeigt dem allgemein gehaltenen Titel nach eine „Hochgebirgslandschaft“. Im vorderen Bereich verlaufen, durch strenge gerade Linien deutlich von der Landschaft abgegrenzt, die Leitplanken der Straße. Dahinter eröffnet sich der Blick in eine wuchtige, faszinierende Gebirgslandschaft, wobei die elf dort angesiedelten Häuser in ihrer ganz korrekten Anordnung, Ausrichtung und ihrer identischen Bauweise, wie etwas Befremdliches innerhalb der natürlichen Landschaft wirken. Von Menschen, die womöglich mit dem Ziel der Erholung dorthin fahren, fehlt jede Spur, so dass das Motiv auf den Betrachter eine merkwürdig beklemmende und ernüchternde Wirkung ausübt.
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[1] Marius Winzeler (2014): Wege übers Land, in: Ostsächsische Kunsthalle (Hrsg.): Peter Berndt. LandschaftsErfahrungen, Berlin, S. 5-9 [hier: 5].
Zu Peter Berndt (geb. 10.07.1937 Neugersdorf / Oberlausitz – 10.07.2021 ebd.):
Maler, Zeichner, Grafiker; 1955-61 Studium an der Hochschule für Bildende Künste Berlin, Meisterschüler bei Bernhard Dörries; 1964 Verleihung des 1. Preises der Karl-Hofer-Gesellschaft Berlin; 1965 Villa-Massimo-Preis Rom; bis 1967 Aufenthalt in Rom; 1973-91 Mitglied im Deutschen Künstlerbund; seit 1993 Mitglied im Künstlersonderbund; 1997-2008 Mitglied im Verein Berliner Künstler; bis 2002 Dozent an der Hochschule der Bildenden Künste Berlin; seit 1963 kontinuierliche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen (u.a. 1963 Galerie Bassenge, 1993 Villa Oppenheim (Berlin), 2007 Kulturhistorisches Museum Görlitz, 2016 Kulturzentrum Rathenow); nach Mitte der 1960er Jahre wurde Berndt mit seinen menschenleeren Straßenlandschaften aus der Sicht eines Autofahrers zu einem Hauptvertreter der „Neuen Landschaft“; Mitte der 1970er Jahre entstehen die sog. „Rückspiegelbilder“; Werke befinden sich u.a. in der Berlinischen Galerie, dem Kunstmuseum Bonn, der Landesgalerie Hannover, dem Landespräsidium Karlsruhe, dem Kulturhistorischen Museum Görlitz; Peter Berndt lebt und arbeitet in Berlin
Literatur
BERNDT, Peter (2015): Peter Berndt. Schleusen – Wehre – Wasserwege [mit einem Beitrag von Jürgen Becker]; Berlin: Edition Petra Lange
Kulturhaus Altes Rathaus (1996): Peter Berndt. Reisewege – Reiseziele in Brandenburg; Potsdam
Ostsächsische Kunsthalle (Hrsg.) (2014): Peter Berndt. LandschaftsErfahrungen; Berlin
TRIER, Dankmar: Berndt, Peter, in: „Allgemeines Künstlerlexikon (AKL)“, Onlineversion, Künstler-ID: 10120543
GROTE, Lars: Peter Berndt zeigt Alleen-Gemälde in Rathenow, in: Märkische Allgemeine (v. 20.04.2016)
Internetseite des Künstlers [peter-berndt.de]