P E T E R   B E R N D T   (geb. 10.07.1937 Neugersdorf / Oberlausitz – 10.07.2021 ebd.)

 

Weitere Werke von Peter Berndt

 

 

Hinterhof mit Blick auf Rückseite einer Kirche (um 1985-90)

Aquarell, Farbkreiden, Bleistift auf festem Aquarellkarton (links mittig (Fenster) und ganz rechts am Rand collagiert mit dünnem, bräunlichem Papier), ungerahmt

€ 830,-

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Titel
ohne Titel [Hinterhof mit Blick auf Rückseite einer Kirche]

Technik
Aquarell, Farbkreiden, Bleistift auf festem Aquarellkarton (links mittig (Fenster) und ganz rechts am Rand collagiert mit dünnem, bräunlichem Papier), ungerahmt

Signatur
unten links signiert „Berndt“

Jahr
undatiert [um 1985-90]

Größe
Größe: 61 x 86,3 cm

Zustand
leichte Druckstellen im Blatt; mitunter leicht fleckig; Ecken etwas bestoßen; in den vier Ecken minimale Einstichlöchlein; das collagierte Papier leicht berieben, etwas knittrig und mit kleinen Einrissen; verso leicht fleckig

 

 

Peter Berndt wuchs in Neugersdorf in der Oberlausitz auf. Die ersten künstlerischen Impulse erhielt er von dem in Zittau tätigen Illustrator, Zeichner und Kunsterzieher Adolf Schorisch. Von 1955 bis 1961 besuchte er die Hochschule für bildende Künste in Berlin und war dort zuletzt Meisterschüler von Bernhard Dörries. Wenig später, im Jahr 1964, wurde ihm der Erste Preis der Karl-Hofer-Gesellschaft (Berlin) zugesprochen und ein Jahr später erhielt er den „Rompreis“ mit dem er sich bis 1967 in Italien aufhalten konnte.

Das damalige künstlerische Umfeld und dann auch Peter Berndts eigene Entwicklung beschreibt Marius Winzeler wie folgt:

„Die überwältigende Vorherrschaft der abstrakten Kunst, von Informel, Tachismus, action painting, Konstruktivismus ergriff den Westberliner Lehrbetrieb ebenso wie die gesamte Künstlerschaft. Doch bildete sich früh eine Gegenbewegung. Dazu gesellte sich auch Peter Berndt als ein Künstler, der sich der Landschaftsmalerei verschrieb und der Wege fand, um dieser in der Gegenwart ein neues Gesicht und eine neue Selbstverständlichkeit zu geben. Ausgehend vom Lebensgefühl und der zeitgenössischen Wahrnehmung von Landschaft aus der städtischen Berliner Perspektive definierte Peter Berndt seinen Blick auf Natur und Lebensraum vom Auto aus: Er nahm die Welt fahrend war[sic], im Blick nach Vorn oder durch den Rückspiegel, auf jeden Fall immer als klar begrenzten Ausschnitt.“ [1]

Es sind dann bei Berndt vor allem menschenleere Straßen, insbesondere Alleen, die vom Künstler aus der Sicht eines Autofahrers dargestellt werden. Dieser flüchtige Momenteinfang ist einzuordnen in jenen Stil bzw. künstlerischen Ausdruck der mitunter als „Neue Landschaft“ bezeichnet wird und dem neben Berndt u.a. Hans-Jürgen Kleinhammes, Jens Lausen oder Hermann Waldenburg zugeordnet werden.

Die hier vorliegende, großformatige Mischtechnik zeigt eine dörfliche Ansicht, die wohl in die Mark Brandenburg lokalisiert werden kann. Die Gebäudemauern links und rechts wirken quasi rahmensetzend für das farbstarke, warme Motiv dazwischen. Im flimmernden Abendlicht blicken wir hinter einer Mauer auf eine Kirchenrückseite und Teile des Kirchhofs. Die untergehende Sonne wirft dabei ein zauberhaftes Lichtspiel auf das sakrale Gebäude und lässt zugleich den Himmel in einem zarten Violett erscheinen.

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[1] Marius Winzeler (2014): Wege übers Land, in: Ostsächsische Kunsthalle (Hrsg.): Peter Berndt. LandschaftsErfahrungen, Berlin, S. 5-9 [hier: 5].

 

 

Zu Peter Berndt (geb. 10.07.1937 Neugersdorf / Oberlausitz – 10.07.2021 ebd.):
Maler, Zeichner, Grafiker; 1955-61 Studium an der Hochschule für Bildende Künste Berlin, Meisterschüler bei Bernhard Dörries; 1964 Verleihung des 1. Preises der Karl-Hofer-Gesellschaft Berlin; 1965 Villa-Massimo-Preis Rom; bis 1967 Aufenthalt in Rom; 1973-91 Mitglied im Deutschen Künstlerbund; seit 1993 Mitglied im Künstlersonderbund; 1997-2008 Mitglied im Verein Berliner Künstler; bis 2002 Dozent an der Hochschule der Bildenden Künste Berlin; seit 1963 kontinuierliche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen (u.a. 1963 Galerie Bassenge, 1993 Villa Oppenheim (Berlin), 2007 Kulturhistorisches Museum Görlitz, 2016 Kulturzentrum Rathenow); nach Mitte der 1960er Jahre wurde Berndt mit seinen menschenleeren Straßenlandschaften aus der Sicht eines Autofahrers zu einem Hauptvertreter der „Neuen Landschaft“; Mitte der 1970er Jahre entstehen die sog. „Rückspiegelbilder“; Werke befinden sich u.a. in der Berlinischen Galerie, dem Kunstmuseum Bonn, der Landesgalerie Hannover, dem Landespräsidium Karlsruhe, dem Kulturhistorischen Museum Görlitz; Peter Berndt lebt und arbeitet in Berlin

Literatur
BERNDT, Peter (2015): Peter Berndt. Schleusen – Wehre – Wasserwege [mit einem Beitrag von Jürgen Becker]; Berlin: Edition Petra Lange
Kulturhaus Altes Rathaus (1996): Peter Berndt. Reisewege – Reiseziele in Brandenburg; Potsdam
Ostsächsische Kunsthalle (Hrsg.) (2014): Peter Berndt. LandschaftsErfahrungen; Berlin
TRIER, Dankmar: Berndt, Peter, in: „Allgemeines Künstlerlexikon (AKL)“, Onlineversion, Künstler-ID: 10120543
GROTE, Lars: Peter Berndt zeigt Alleen-Gemälde in Rathenow, in: Märkische Allgemeine (v. 20.04.2016)
Internetseite des Künstlers [peter-berndt.de]