K L A U S N E U P E R (1949 Nürnberg – 15.10.2007 Griechenland)
Weitere Werke von Klaus Neuper
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„Die Tafeln sind kein Tagebuch“ (1989)
Mischtechnik (Öl-, Deckfarben, Ölkreiden, Bleistift) auf zwei durch Schnur aneinander gebundenen Platten
€ 4.200,-
Titel
„Die Tafeln sind kein Tagebuch“ [so im unteren Bildteil betitelt]
Technik
Mischtechnik (Öl-, Deckfarben, Ölkreiden, Bleistift) auf zwei durch Schnur aneinander gebundenen Platten
Signatur
monogrammiert
Jahr
taggenau datiert auf den 17. Dezember 1989
Größe
Größe: 200 x 60 cm (oben abgerundet)
Zustand
an den Kanten etwas berieben (untere Kante etwas stärker berieben); partiell leicht fleckig; an der Bruchstelle mehrere Retuschen der weißen Farbe, da diese durch die Reibung der beiden leicht beweglichen Bildteile angegriffen wird; die beiden unteren Ecken bestoßen; verso etwas fleckig und berieben; verso oben rechts zwei kleine Aufkleber mit handschriftlicher Bezeichnung und Nummer
Klaus Neuper war einer der ganz eigenwilligen Künstler der jüngeren Gegenwart. In seinen oftmals harten, aber auch verspielten Abstraktionen finden sich nicht selten Codes, Chiffren oder Zeichen, die den Betrachter zugleich zum Leser machen. Neuper steht damit in einer Traditionslinie, die in der Moderne von Paul Klee über Cy Twombly bis zu Anselm Kiefer führt – und Neuper gelingt es diesem Topos einen eigenen Ausdruck beizufügen. Seine erste Ausbildung (1967-70) erhielt Klaus Neuper bei dem expressiven Nürnberger Künstler Georg Weidenbacher, worauf sich zunächst ein Besuch der Nürnberger Kunstakademie (1970-74) und ein Studium der Kunstgeschichte an der Universität Berlin (1974-76) anschlossen. Bereits 1974 erhielt er den Förderpreis des Freistaats Bayern. Nach seiner akademischen Ausbildung war er zunächst Dozent an der Nürnberger Akademie, bevor er als freischaffender Künstler wirkte.
Neuper wurde 1980 Mitglied der Gruppe „Zeichen“, 1990 war er Mitgründer der Gruppe „Vierter Fall“ und 2005 wurde er Mitglied beim „European Artists e. V.“.
Bereits ab 1969 zeigte Neuper seine Arbeiten auf zahlreichen Einzelausstellungen und nahm zudem an vielen Gruppenausstellungen teil.
1988 erhielt er ein „Certificate of Excellence“ beim International Art Competition in New York. 1993 verlieh man Neuper den Kunstpreis „Brücken schlagen“ der IG Metall (Frankfurt a. M. – Hamburg). Ab 1991 war er als Dozent im Kunstquartier Nürnberg tätig und hieraus etablierte sich ab 1993 die „Klasse Neuper“. 2004 übernahm er eine Professur für Kunst an der Hochschule Köln.
Dieses hier gezeigte Werk ist sowohl seiner Größen, aber auch wegen der Form und der ausgeführten Technik von besonderer Relevanz und nimmt im Schaffen Neupers sicherlich eine Sonderstellung ein.
Zwei uneben auseinandergetrennte und ebenso ungleich große Platten, wurden von Neuper komplett weiß bemalt. Die Bruchstelle hat der Künstler einem Chirurgen gleich mit grober Schnur wieder verbunden. Die Naht, die Wunde ist damit immer noch offensichtlich und erkennbar. Farblich ist der größte Teil des Komposition monochrom in Weiß gehalten, einzig der untere Bereich der Platten zeigt eine nebulöse Fläche in Tönen aus Braun und Ocker, sowie darüber gelegte Formen und Strukturen in Rot und Grau-Schwarz. In diesen unteren Bereich wurde nun der Bildtitel – quasi als Bildteil – eingefügt: „Die Tafeln sind kein Tagebuch“. Ein (autobiografischer?) Titel der sicherlich mehr Fragezeichen erzeugt als dass er Antworten liefert…
Markant ist an der Ausführung das häufige Wiederkehren des Kreuzsymbols. – Nicht nur an der Naht in Form der Schnur, sondern ganz markant auch unten rechts im roten Kreuz und etwas dezenter links in einem etwas kleineren grauschwarzen Kreuz. Man mag damit sicherlich nicht ohne Grund an Antoni Tapies denken für den gerade das Kreuz von herausragender Bedeutung war und es betrachtete als „Ursymbol menschlicher Orientierung aus der mythischen Geografie, das bevor es christlich motiviert war, die Himmelsrichtungen noch eng mit Mythen verband.“ [1]
Diese Charakterisierung von Tapies mag man – mutatis mutandis – auch auf Klaus Neupers Schaffen und dabei im Speziellen auf dieses „Tafelwerk“ anwenden, wodurch die Abstraktion eine sehr persönliche, verletzlich-menschliche Deutung erfährt.
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[1] Catoir, Barbara (1987): Gespräche mit Antoni Tàpies, München: Prestel, S. 27.
Zu Klaus Neuper (1949 Nürnberg – 15.10.2007 Griechenland):
Maler, Zeichner, Grafiker, Kunsterzieher; 1967-70 Schüler bei Georg Weidenbacher (1905-1984) in Nürnberg; 1970-74 Studium an der Akademie der bildenden Künste in Nürnberg; 1974-76 Studium der Kunstgeschichte an der Universität Berlin; 1977-78 Dozent an der Akademie der bildenden Künste in Nürnberg; ab 1981 freischaffend tätig; ab 1991 Dozent im Kunstquartier Nürnberg, sowie ab 1993 Etablierung der „Klasse Neuper“ im Kunstquartier; ab 2004 Professur für Kunst an der Hochschule Köln
Der Künstler lebte bis zu seinem Tod in Leinburg (Mittelfranken).
Ab 1979 beschäftigte er sich verstärkt mit Collagen und Installationen zu den Themen Natur, Zerstörung und der Mensch in der Natur.
Ab 1990 entstehen großflächige Arbeiten zum Thema Stadt und Meer.
Ab 1995 widmet er sich Struktur-, Materialarbeiten zu den Themen: Chiffren, Zeichen, Symbole.
Unter den Schülern Klaus Neupers sind u.a. zu nennen Doris Braune-Mangold, Petra Höcker (*1966), Renate Jellinghaus, Günter Klaußner (*1955), Alice Meienberg-Werner (*1949), Dagmar Ohrndorf (*1962), Amihood Rdomiselsky (*1956), Myria Sprenger.
“Klaus Neupers gemalte Bildwelten entfalten sich einerseits auf der Malfläche, andererseits deuten sie durch pastose Mischtechniken und reliefartige Gravuren einen gestalterischen Brückenschlag zum realen und dreidimensionalen Raum an. Denn in ihrer farbschichtenden und lasierenden Malweise, und mittels der eingesetzten graphischen Methode, in die noch feuchte Farbmaterie mit dem Pinselstil lineare Zeichnungen einzuritzen, erinnert uns Neupers Kunst an die Mischtechnik der sogenannten Mauerbilder, wie sie vor ihm schon bedeutende Maler wie Willi Baumeister, Joan Miro und Antonio Tapies geschaffen haben.“ (Gerhard Kolberg, Museum Ludwig, Köln)
Preise
1974 Förderpreis des Freistaates Bayern
1988 Certificate of Excellence – International Art Competition, New York
1993 Kunstpreis „Brücken schlagen“ der IG-Metall Frankfurt a.M. – Hamburg
1996 Arte e natura, Imperia (Ligurien)
1998 Fundación Barceló – Palma de Mallorca
Mitgliedschaften
1970 Gründungsmitglied des OFF-Kollektivs in Nürnberg
1980 Mitglied der Künstlergruppe „Zeichen“
1990 Gründungsmitglied der Gruppe „Vierter Fall“
2005 Mitglied der Gruppe „European ARTISTS e.V.“
Mitglied der Dreiergruppe „BON“ (zusammen mit Friedrich Brunner (Passau) und Rob Olins (London))
Ab 1969 zahlreiche Einzelausstellungen, sowie zahlreiche Beteiligungen an Gruppenausstellungen.
Werke Klaus Neupers befinden sich u.a. im Besitz folgender Institutionen und Sammlungen
Städtische Kunstsammlungen Nürnberg
Stadtmuseum Koblenz
Kunsthaus Taunusstein – Sammlung Dr. Irene Haas und Ulrich van Gemmern
Museum Of Modern Art, Boston
Botschaft der Bundesrepublik Deutschland, Lima, Peru
Museum Warschau
Irish Museum Of Modern Art, Dublin
El Gouna Museum, Hurghada
Kunstsammlung der Stadt Rothenburg
Kunstsammlung der Stadt Hamburg
Literatur
„Allgemeines Künstlerlexikon“ (AKL), Onlineversion
Klaus Neuper (2000): Klaus Neuper. Structures, Köln: Serges Medien GmbH