K L A U S   N E U P E R   (1949 Nürnberg – 15.10.2007 Griechenland)

 

Weitere Werke von Klaus Neuper
Zur Motivseite ‚Abstraktion‘

 

‚Porta‘-Diptychon (1999)

jeweils Mischtechnik (Sandgemisch, Ölfarbe) auf Leinwand, Keilrahmen
am rechten Werk oben rechts signiert
am rechten Werk oben rechts datiert „1999“

€ 6.500,-

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Titel
ohne Titel [‚Porta‘-Diptychon]

Größe
Größe: jeweils 200 x 100 cm, gesamt: 200 x 200 cm

Zustand
Ränder mitunter minimal berieben; partiell minimal fleckig; verso an den Rändern technikbedingt mitunter etwas farbfleckig

Provenienz
vormals Teil der Unternehmenssammlung der „MG Vermögensverwaltung AG“ (Frankfurt a.M.) [Ein Foto der damaligen Hängung ist unten angefügt.]

 

 

“Klaus Neupers gemalte Bildwelten entfalten sich einerseits auf der Malfläche, andererseits deuten sie durch pastose Mischtechniken und reliefartige Gravuren einen gestalterischen Brückenschlag zum realen und dreidimensionalen Raum an. Denn in ihrer farbschichtenden und lasierenden Malweise, und mittels der eingesetzten graphischen Methode, in die noch feuchte Farbmaterie mit dem Pinselstil lineare Zeichnungen einzuritzen, erinnert uns Neupers Kunst an die Mischtechnik der sogenannten Mauerbilder, wie sie vor ihm schon bedeutende Maler wie Willi Baumeister, Joan Miro und Antonio Tapies geschaffen haben.“ [1]

Gerhard Kolberg, damals Kurator am Kölner Museum Ludwig, hat in obigem Zitat einen essenziellen Aspekt bei der Beurteilung und Einordnung von Klaus Neupers Schaffen zusammengefasst. Gerade bei Neupers größeren, ganz eigenwilligen Mischtechniken wird der Betrachter sowohl von dem Motiv an sich wie dann eben auch von der technischen Ausführung angezogen.

Diese Besonderheit der Technik hat Dirk Martin folgendermaßen beschrieben:

„Die Verwendung neuer, unkonventioneller Materialien, wie die Sandmasse, und bildnerischer Mittel, wie die Gravuren und Stempel, erzeugt einen ausgeprägten Oberflächenreiz, der sowohl optisch als auch haptisch erfaßt werden kann. Durch die Stofflichkeit seiner Bilder erzeugt Klaus Neuper eine Reliefstruktur. Seine Gemälde sind flache Reliefs, die aus der Fläche der Leinwand heraustreten und somit an Räumlichkeit gewinnen. Das Bild wird zum Relief mit Mitteln der Malerei! Dies ist eine Errungenschaft der Moderne im 20. Jahrhundert.“ [2]

Der Bezug zum Relief ist an dieser Stelle beachtenswert, da Neuper auf diese Weise einen Brückenschlag macht zwischen malerischem und plastischem Ausdruck. Was in dieser Form und in dieser bestechenden Technik innerhalb der deutschen Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sicherlich ein Alleinstellungsmerkmal ist.

Das hier vorliegende Diptychon ist ohne Zweifel ein herausragendes Exempel für diese ganz besondere Ausdruckskraft Klaus Neupers. Dieses Werk steht deutlich in motivischem Kontext mit anderen Arbeiten, die ebenso in vornehmlich schwarz-weißem Kolorit verschiedene Zeichen und Chiffren zeigen – zu nennen sind hier [3] „Scriptum“ (1997, 180x160cm), „Structure“ (1998, 180x150cm), oder auch „Those were the Days“ (1999, 180x150cm). Und ganz explizit ist die Verbindung zu dem „Porta“-Gemälde (1999, 180x160cm) hervorzuheben, welches jedoch in einem etwas kleineren Format als im hier vorliegenden Fall ebenso eine Tür- bzw. Tor-Thematik aufgreift und dadurch eine größere Interpretationsebene des Hindurchgehens, des Durchgangs im Allgemeinen oder eines individuellen, biografischen Übergangs eröffnet. Der Übergang von Gegenständlichkeit zur Abstraktion wird demnach von Neuper nicht vollends vollzogen, so dass trotz eines hohen Abstraktionsgrades eben doch gegenständliche Andeutungen ganz bewusst erkennbar bleiben.

Auf den weißen, rahmensetzenden Grund legt sich im nächsten Schritt graue Farbe, welche die Ansätze des Tors konturiert. Hierauf folgt dann, nach einer schmalen weißen Trennlinie, der eigentliche, vornehmlich dunkel und schwarz gehaltene Part des Werks. In das schwarze, teilweise äußerst pastos aufgetragene Farbgemisch hat Neuper dann durch Ritzungen und Gravuren unterschiedliche Strukturen, Zeichen, Chiffren eingearbeitet, die hell aus dem Dunkel herausleuchten. Zusätzlich zeigen sich bei genauerem Betrachten an manchen Stellen rote und grüne Farbakzente. Bei dieser „Schrift“ mag man unweigerlich an Cy Twombly denken, auf den Neuper hier sicherlich auch Bezug nimmt, ohne aber die bewusste Redundanz von Twomblys zumeist geschwungenen Chiffren zu übernehmen.

Es ist tatsächlich wie wenn Klaus Neuper hier den Betrachter vor ein uraltes Objekt unbekannten Ursprungs geführt hat. Man wird an Mythen, Weissagungen, Erzählungen und Geschichten aus vergangenen Zeiten und von vergangenen Kulturen erinnert. Verschiedene kulturelle Ausdrucksmöglichkeiten unter dem einen Dach, quasi im Schutz des Tors. Oder wie es Dirk Martin formuliert – ein „Ort der Reflexion und Selbsterfahrung im sozial-kommunikativen Prozeß mit anderen Menschen.“ [4]

Aufgrund der Größe des Objekts und auch der detaillierten, vielseitigen Bearbeitung der Fläche, wird der Betrachter mit diesem Gemälde von Klaus Neuper tatsächlich niemals ganz fertig. Es tauchen immer irgendwo neue Strukturen, neue Verbindungen auf, die sich nicht zuletzt auch durch den Wechsel des jeweiligen Lichteinfalls ergeben – von dem Einfluss der unterschiedlichen Stimmungslage des Betrachters einmal ganz abgesehen. Man darf hier wohl unumwunden das oftmals gebrauchte Charakteristikum der Monumentalität anführen. Monumentalität zum einen als Adjektiv (monumental) zu begreifen als „mächtig“, „gewaltig“ oder „sehr beachtlich“, aber daneben eben zum anderen auch als Nomen (Monument) zu verstehen als etwas Bewahrendes für das (historische, kulturelle) Gedächtnis. Ein solches Objekt löst sich damit ohne Zweifel von temporären Moden und kann zeitunabhängig Menschen „berühren“. In allen Künsten ist dies wohl eines der schwersten Ziele, welches möglicherweise erst dann erreicht wird, wenn es gerade nicht die Intention des Schaffenden ist.

Innerhalb von Klaus Neupers Schaffen im Speziellen stellt diese „Porta“, aufgrund der Größe und der komplizierten technischen Ausführung, ein unbedingt exponiertes Objekt dar. Und zugleich ist das Gemälde im Allgemeinen ein herausragendes Beispiel für einen überzeugend eigenständigen Weg innerhalb der Abstraktion des 20. Jahrhunderts in Deutschland.

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[1] Gerhard Kolberg (2000): Klaus Neuper. Bilder und Rätsel, in: Klaus Neuper: Klaus Neuper. Structures, Köln: Serges Medien GmbH, S. 14-15 [hier: 14].
[2] Dirk Martin (2000): Der geöffnete Raum. Anmerkungen zu Klaus Neupers Malerei, in: Klaus Neuper: Klaus Neuper. Structures, Köln: Serges Medien GmbH, S. 10–12 [hier: 10].
[3] Abbildungen der genannten Objekte finden sich jeweils in: Klaus Neuper (2000): Klaus Neuper. Structures, Köln: Serges Medien GmbH.
[4] Martin 2000: 11.

 

 

Zu Klaus Neuper (1949 Nürnberg – 15.10.2007 Griechenland):
Maler, Zeichner, Grafiker, Kunsterzieher; 1967-70 Schüler bei Georg Weidenbacher (1905-1984) in Nürnberg; 1970-74 Studium an der Akademie der bildenden Künste in Nürnberg; 1974-76 Studium der Kunstgeschichte an der Universität Berlin; 1977-78 Dozent an der Akademie der bildenden Künste in Nürnberg; ab 1981 freischaffend tätig; ab 1991 Dozent im Kunstquartier Nürnberg, sowie ab 1993 Etablierung der „Klasse Neuper“ im Kunstquartier; ab 2004 Professur für Kunst an der Hochschule Köln

Der Künstler lebte bis zu seinem Tod in Leinburg (Mittelfranken).

Ab 1979 beschäftigte er sich verstärkt mit Collagen und Installationen zu den Themen Natur, Zerstörung und der Mensch in der Natur.
Ab 1990 entstehen großflächige Arbeiten zum Thema Stadt und Meer.
Ab 1995 widmet er sich Struktur-, Materialarbeiten zu den Themen: Chiffren, Zeichen, Symbole.

Unter den Schülern Klaus Neupers sind u.a. zu nennen Doris Braune-Mangold, Petra Höcker (*1966), Renate Jellinghaus, Günter Klaußner (*1955), Alice Meienberg-Werner (*1949), Dagmar Ohrndorf (*1962), Amihood Rdomiselsky (*1956), Myria Sprenger.

“Klaus Neupers gemalte Bildwelten entfalten sich einerseits auf der Malfläche, andererseits deuten sie durch pastose Mischtechniken und reliefartige Gravuren einen gestalterischen Brückenschlag zum realen und dreidimensionalen Raum an. Denn in ihrer farbschichtenden und lasierenden Malweise, und mittels der eingesetzten graphischen Methode, in die noch feuchte Farbmaterie mit dem Pinselstil lineare Zeichnungen einzuritzen, erinnert uns Neupers Kunst an die Mischtechnik der sogenannten Mauerbilder, wie sie vor ihm schon bedeutende Maler wie Willi Baumeister, Joan Miro und Antonio Tapies geschaffen haben.“ (Gerhard Kolberg, Museum Ludwig, Köln)

Preise
1974 Förderpreis des Freistaates Bayern
1988 Certificate of Excellence – International Art Competition, New York
1993 Kunstpreis „Brücken schlagen“ der IG-Metall Frankfurt a.M. – Hamburg
1996 Arte e natura, Imperia (Ligurien)
1998 Fundación Barceló – Palma de Mallorca

Mitgliedschaften
1970 Gründungsmitglied des OFF-Kollektivs in Nürnberg
1980 Mitglied der Künstlergruppe „Zeichen“
1990 Gründungsmitglied der Gruppe „Vierter Fall“
2005 Mitglied der Gruppe „European ARTISTS e.V.“
Mitglied der Dreiergruppe „BON“ (zusammen mit Friedrich Brunner (Passau) und Rob Olins (London))

Ab 1969 zahlreiche Einzelausstellungen, sowie zahlreiche Beteiligungen an Gruppenausstellungen.

Werke Klaus Neupers befinden sich u.a. im Besitz folgender Institutionen und Sammlungen
Städtische Kunstsammlungen Nürnberg
Stadtmuseum Koblenz
Kunsthaus Taunusstein – Sammlung Dr. Irene Haas und Ulrich van Gemmern
Museum Of Modern Art, Boston
Botschaft der Bundesrepublik Deutschland, Lima, Peru
Museum Warschau
Irish Museum Of Modern Art, Dublin
El Gouna Museum, Hurghada
Kunstsammlung der Stadt Rothenburg
Kunstsammlung der Stadt Hamburg

Literatur
„Allgemeines Künstlerlexikon“ (AKL), Onlineversion
Klaus Neuper (2000): Klaus Neuper. Structures, Köln: Serges Medien GmbH