H A N S O R L O W S K I
Weitere Werke von Hans Orlowski
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Stillleben mit Obst und Frauengesicht (recto)
Dorfansicht mit Brücke (verso)
recto: Collage aus Papier-, Kartonstücken mit blauer Tusche auf leichtem Karton (wohl verworfene Zeichnung), dieser nochmals punktuell befestigt auf Karton
verso: Kreide
recto: (wohl) um 1955-60
verso: u.r. in Blei (wohl) datiert „9/[19]50“]
Grösse: 36,2×52,8cm
nicht signiert, verso u.r. Nachlassstempel
€ 260,-
Zustand
unterlegter Karton (mit der rückseitigen Brücken-Zeichnung) an den Rändern etwas uneben beschnitten; durchgehend leichte Druckstellen; Ecken etwas bestoßen; am linken Rand kleiner Einriss und aufgeklebter Papierstreifen etwas lose; in den Rand-, Eckbereichen, sowie teilweise auch im Bildbereich kleine Einstichlöcher; verso u.l. etwas farbfleckig
Provenienz
Hans-Werner Schwarzenberger (1943-2015, Sohn von Fritz Schwarzenberger (Bearbeiter des Werkverzeichnisses zu Hans Orlowski), (Werbe-)Grafiker, Kunstsammler)
Die vorderseitig ausgeführte Komposition zeigt im rechten Bildbereich ein Stillleben mit Obst und Gemüse. Im linken Bereich schließen sich ein Frauenporträt unten und ein weiteres Objekt darüber an. Vom Motiv her erinnert die Darstellung an Stillleben Orlowskis aus der Mitte der 1950er Jahre (vgl. bspw. „Stilleben aus Elba“ (WV: 1953/155), Abb. in: Hans-Orlowski-Kreis (Hrsg.) (1972): Werkverzeichnis Hans Orlowski (6 Bände, bearb. v. Fritz Schwarzenberger); Berlin; S. 19) und darf wohl auch in diese Phase eingeordnet werden.
Für die künstlerische Ausführung arbeitete Orlowski mit kleineren und größeren zugeschnittenen und abgerissenen Papier-, Kartonstücken. Diese klebte er dann collagenhaft teilweise auch mehrfach übereinander. Dieses Collagieren vollzog sich im und während des Schaffens, was sich daran zeigt, dass oftmals unter den aufgeklebten Stücken bemalte Stellen sind, welche dann überdeckt wurden. In gewisser Weise lässt sich somit – zumindest indirekt – ein kleiner Blick in den Prozess des Entstehens werfen.
Die rückseitige Zeichnung versetzt den Betrachter vor eine steinerne Brücke hinter der sich in klaren, kühlen Strichen und Flächen eine Dorfkulisse mit kahlem Baum, kleinen Häuser und Felder im Hintergrund zeigt.
Beiderseitig sehr schöne, in ihrer Ausführung jeweils sehr eigenständige Arbeiten Orlowskis!
Zu Hans Orlowski (01.03.1894 Insterburg / Ostpreußen – 03.05.1967 Berlin):
Maler, Zeichner, Grafiker, Illustrator; Sohn eines Schneiders; 1899 Umzug der Familie nach Königsberg; 1905 Umzug der Familie nach Potsdam und später nach Charlottenburg; 1911-15 Besuch der Kunstgewerbeschule Berlin-Charlottenburg (bei Harold Bengen, Edmund Schaefer); 1914 zum Kriegsdienst eingezogen und Soldat in Serbien; 1915 aufgrund einer Verwundung Einsatz als Zeichner im Kriegsministerium; zu dieser Zeit entstehen erste Linol- und kurze Zeit später erste Holzschnitte; 1918 erste Ausstellungsbeteiligung bei der Berliner Sezession; 1918-19 Besuch der Staatlichen Kunstschule Berlin (bei Philipp Franck); 1919 Abschluss des Studiums mit dem Diplom als Kunsterzieher; 1921-45 Lehrer an der Kunstgewerbeschule Charlottenburg; 1924 Reise nach Paris und Abkehr vom Expressionismus; Orlowski selbst zerstörte ein Großteil seines bis dahin entstandenen Werks; 1931 Ernennung zum Professor; es entstehen zahlreiche Holzschnitte und Illustrationsfolgen; 1934 erste Einzelausstellung in der Galerie Gurlitt (Berlin); 1935, 1937, 1939 Beteiligungen an der Ausstellung „Ostpreussenkunst. Kunstausstellung des Kunstvereins Königsberg“ (Kunsthalle am Wrangelturm, Königsberg); 1936 Beteiligungen an der Ausstellung „Deutsche Graphik-Schau“ (Museum der bildenden Künste, Leipzig); 1937 werden bei der Aktion „Entartete Kunst“ sieben Werke Orlowskis beschlagnahmt; 1937 Beteiligung an der Ausstellung „Graphik und Kleinplastik“ (Haus der Kunst, Berlin); 1940 Beteiligung an der Ausstellung „Deutsche Graphik“ (Kunstverein Hamburg); 1943 Kollektivausstellung mit Otto Niemeyer-Holstein, Otto Manigk, Arno König und Anny Schröder (Anhaltischer Kunstverein, Dessau); Orlowskis Atelier in der Kunstgewerbeschule wird ausgebombt, wobei alle Holzstöcke, sowie 65 Gemälde vernichtet werden; 1945 wird seine Wohnung durch Bombenangriff zerstört; nach 1945 zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen; 1945 Leiter einer Klasse für Wand- und Glasmalerei an der Hochschule für bildende Künste Berlin; 1953 Wahl zum Mitglied der Königlich Flämischen Akademie der Wissenschaften, Literatur und Schönen Künste, Brüssel; 1954 Kunstpreis der Stadt Berlin (West); 1959 Gründung des Hans-Orlowski-Kreises durch Fritz Schwarzenberger (Berlin); 1962 Ernennung zum Offizier im Orden Leopold II von Belgien; 1962 Verleihung der Ehrenmedaille des Ministeriums für nationale Erziehung und Kultur von Belgien; 1963 Verleihung des Kulturpreises für Bildende Kunst der Landsmannschaft Ostpreußen; 1964 Ernennung zum Ehrenmitglied der Accademia delle Arte del Disegno von Florenz; die Witwe Orlowskis vermachte den Nachlass dem Freilichtmuseum Bokrijk bei Hasselt; Orlowski schuf Illustrationen zu über 120 Büchern (u.a. zu Werken von Heine, Hölderlin, Rilke, Schiller)
Literatur
JESSEWITSCH, Rolf / SCHNEIDER, Gerhard (Hrsg.) (2008): Entdeckte Moderne; Kettler; Bönen; S. 507
OSMAN, Silke: Dem Alltäglichen enthoben. Gedenken an den Graphiker Hans Orlowski aus Insterburg, in: „Das Ostpreußenblatt“ (v. 27.02.1999)
ZIMMERMANN, Rainer (1994): Expressiver Realismus. Malerei der verschollenen Generation; Hirmer; München; S. 427
Hans-Orlowski-Kreis (Hrsg.) (1965-72): Werkverzeichnis Hans Orlowski (6 Bände, bearb. V. Fritz Schwarzenberger); Berlin