H A N S   O R L O W S K I

 

Weitere Werke von Hans Orlowski

 

 

Collage mit rückseitiger Zeichnung
betender Mann (recto) & „Arcizans-Avant“ (verso)

recto blaue Tinte auf vom Künstler ausgerissenem Papier, collagiert mit hellen und dunklen Papierausrissen, befestigt auf leichtem, sandfarbenem Karton (Rückseite der „Arcizans-Avant“-Zeichnung)
verso schwarze Tusche, verso an den oberen beiden Ecken befestigt in Passepartout

€ 230,-

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Entstehungsdatum, Signatur & Titel
recto undatiert, verso u.l. datiert „2. Sept. [19]57“
nicht signiert, auf Passepartout verso u.m. Nachlassstempel
verso u.l. bez. „Arcizans-Avant“

Grösse
Passepartoutgrösse: 33,8×41,9cm
Blattgrösse: 29,7×26,8cm
Grösse des Passepartoutausschnitts: 26,5×22,8cm

Zustand
Blatt verso an den oberen beiden Ecken befestigt in Passepartout; rechter Blattrand mit Quetschungen, sowie mittig mit Einriss (Länge etwa 1cm (unter Passepartout nicht sichtbar))

Provenienz
Hans-Werner Schwarzenberger (1943-2015, Sohn von Fritz Schwarzenberger (Bearbeiter des Werkverzeichnisses zu Hans Orlowski), (Werbe-)Grafiker, Kunstsammler)

 

 

In schnellen Zügen umreißt Orlowski in der Vorderseite des vorliegenden Werks die Züge eines älteren, in ein Gebet verstieften Mannes. Der kantige, kräftige Körper, wie auch das harte, bärtige Gesicht lassen an die Züge eines Arbeiters oder eines Bauern denken. Die Augen blicken starr nach unten, die Hände wirken wie verkrampft miteinander verbunden. Deutlich mag man in diesem Werk die Handschrift des herausragenden Holzschneiders erkennen, gelingt es Orlowski doch auf eine wunderschöne Weise die Äußerlichkeit und Stärke des Körpers mit der Innerlichkeit und Emotionalität des Gebets zu verbinden.
In der rückseitigen Tuschezeichnung vom 2. September 1957 zeigt der Künstler eine Ansicht auf das kleine französische Dorf Arcizans-Avant im Südwesten des Département Hautes-Pyrénées.

 

 

Zu Hans Orlowski (01.03.1894 Insterburg / Ostpreußen – 03.05.1967 Berlin):
Maler, Zeichner, Grafiker, Illustrator; Sohn eines Schneiders; 1899 Umzug der Familie nach Königsberg; 1905 Umzug der Familie nach Potsdam und später nach Charlottenburg; 1911-15 Besuch der Kunstgewerbeschule Berlin-Charlottenburg (bei Harold Bengen, Edmund Schaefer); 1914 zum Kriegsdienst eingezogen und Soldat in Serbien; 1915 aufgrund einer Verwundung Einsatz als Zeichner im Kriegsministerium; zu dieser Zeit entstehen erste Linol- und kurze Zeit später erste Holzschnitte; 1918 erste Ausstellungsbeteiligung bei der Berliner Sezession; 1918-19 Besuch der Staatlichen Kunstschule Berlin (bei Philipp Franck); 1919 Abschluss des Studiums mit dem Diplom als Kunsterzieher; 1921-45 Lehrer an der Kunstgewerbeschule Charlottenburg; 1924 Reise nach Paris und Abkehr vom Expressionismus; Orlowski selbst zerstörte ein Großteil seines bis dahin entstandenen Werks; 1931 Ernennung zum Professor; es entstehen zahlreiche Holzschnitte und Illustrationsfolgen; 1934 erste Einzelausstellung in der Galerie Gurlitt (Berlin); 1935, 1937, 1939 Beteiligungen an der Ausstellung „Ostpreussenkunst. Kunstausstellung des Kunstvereins Königsberg“ (Kunsthalle am Wrangelturm, Königsberg); 1936 Beteiligungen an der Ausstellung „Deutsche Graphik-Schau“ (Museum der bildenden Künste, Leipzig); 1937 werden bei der Aktion „Entartete Kunst“ sieben Werke Orlowskis beschlagnahmt; 1937 Beteiligung an der Ausstellung „Graphik und Kleinplastik“ (Haus der Kunst, Berlin); 1940 Beteiligung an der Ausstellung „Deutsche Graphik“ (Kunstverein Hamburg); 1943 Kollektivausstellung mit Otto Niemeyer-Holstein, Otto Manigk, Arno König und Anny Schröder (Anhaltischer Kunstverein, Dessau); Orlowskis Atelier in der Kunstgewerbeschule wird ausgebombt, wobei alle Holzstöcke, sowie 65 Gemälde vernichtet werden; 1945 wird seine Wohnung durch Bombenangriff zerstört; nach 1945 zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen; 1945 Leiter einer Klasse für Wand- und Glasmalerei an der Hochschule für bildende Künste Berlin; 1953 Wahl zum Mitglied der Königlich Flämischen Akademie der Wissenschaften, Literatur und Schönen Künste, Brüssel; 1954 Kunstpreis der Stadt Berlin (West); 1959 Gründung des Hans-Orlowski-Kreises durch Fritz Schwarzenberger (Berlin); 1962 Ernennung zum Offizier im Orden Leopold II von Belgien; 1962 Verleihung der Ehrenmedaille des Ministeriums für nationale Erziehung und Kultur von Belgien; 1963 Verleihung des Kulturpreises für Bildende Kunst der Landsmannschaft Ostpreußen; 1964 Ernennung zum Ehrenmitglied der Accademia delle Arte del Disegno von Florenz; die Witwe Orlowskis vermachte den Nachlass dem Freilichtmuseum Bokrijk bei Hasselt; Orlowski schuf Illustrationen zu über 120 Büchern (u.a. zu Werken von Heine, Hölderlin, Rilke, Schiller)

Literatur
JESSEWITSCH, Rolf / SCHNEIDER, Gerhard (Hrsg.) (2008): Entdeckte Moderne; Kettler; Bönen; S. 507
OSMAN, Silke: Dem Alltäglichen enthoben. Gedenken an den Graphiker Hans Orlowski aus Insterburg, in: „Das Ostpreußenblatt“ (v. 27.02.1999)
ZIMMERMANN, Rainer (1994): Expressiver Realismus. Malerei der verschollenen Generation; Hirmer; München; S. 427
Hans-Orlowski-Kreis (Hrsg.) (1965-72): Werkverzeichnis Hans Orlowski (6 Bände, bearb. V. Fritz Schwarzenberger); Berlin