G E R D A    S T R Y I    (20.05.1905 Kattowitz – 31.10.1992 Wiesbaden)

 

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„Bord de rivière“ (1964)

Öl- und Acrylfarben auf dünnem Papier, verso durch Klebestreifen unter alte Passepartoutmaske, unter neueres Passepartout gesetzt, ungerahmt

€ 720,-

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Titel
„Bord de rivière“ [so unten links in Bleistift auf dem früheren Passepartout betitelt; nicht gelistet in der Werkliste von Brigitte Rechberg (2009)]

Technik
Öl- und Acrylfarben auf dünnem Papier, verso durch Klebestreifen unter alte Passepartoutmaske, unter neueres Passepartout gesetzt, ungerahmt

Signatur
unten rechts und unten links jeweils signiert „Stryi“

Jahr
unten rechts in Schwarz datiert „[19]64“

Größe
Größe: 48 x 57,9 cm (Sichtfeld) bzw. 59,6 x 69 cm (Passepartout)

Zustand
Blatt verso durch Klebestreifen unter alte Passepartoutmaske, unter neueres Passepartout gesetzt; in den Randbereichen kleinere Beschädigungen (Knickspuren, kleine Einrisse – unter Passepartout nicht sichtbar); im Eckbereich unten rechts etwas längerer Einriss; in den vier Ecken kleine Einstichlöchlein (unter Passepartout nicht sichtbar); im mittleren Bereich rechts sehr kleines Löchlein; Blatt verso etwas gebräunt; altes Passepartout nachgedunkelt / gebräunt

 

 

Gerda Stryi wird in Kattowitz als Tochter eines Bergbaubeamten geboren. 1921 wird sie, aufgrund ihres jungen Alters zunächst auf Probe, in die Kunstakademie Breslau aufgenommen und besucht dort anfangs Klassen bei Hans Zimbal und Georg Scheinert. 1922 wird sie Schülerin von Oskar Moll, Otto Mueller und Konrad von Kardorff. Bereits in diesem Jahr erhält sie einen Preis der Akademie.
1923 heiratet sie in Breslau den Maler und Kunsterzieher Erich Leitgeb (1885-1950). Das Paar unternimmt in den Folgejahren Reisen nach Frankreich, Norwegen, Italien und Griechenland.
Nach 1933 zieht sich Gerda Stryi aus dem offiziellen Kunstleben etwas zurück, beteiligt sich an nur noch wenigen Ausstellungen und arbeitet als Bühnenmalerin am Breslauer Theater.
Zum Kriegsende flieht sie aus Breslau und kommt über Dresden, Innsbruck, Mittenwald, Seefeld (Tirol) schließlich nach Würzburg. Dort bleibt sie kurzzeitig ansässig, hat dann aber ab 1949 ihren tatsächlichen Neubeginn in Wiesbaden.
Ein Bruch stellt der Tod des Ehemanns 1950 dar. Gerda Stryi führt in einem großen Kraftakt noch elf Sopraporten an den Wiesbadener Theaterkolonnaden aus, die ihr Mann begonnen, aber nicht beenden konnte. Zugleich wird sie Gründungsmitglied der „Gruppe 50“.
Ab 1952 unternimmt die Künstlerin zahlreiche Studienreisen, die sich als ungemein förderlich und wichtig auf ihr Schaffen auswirken. Besonders zieht es sie in mediterrane Landschaften – auf die Liparischen Inseln, nach Ibiza, sowie nach Korsika und Camargue.
Ihre Werke kann die Künstlerin in der Folge auf mehreren Einzelausstellungen und zahlreichen Gruppenausstellungen zeigen.
Von 1972 bis 1980 war sie Vorstandsmitglied im Nassauischen Kunstverein.

Zu Gerda Stryis damaligem Schaffen schreibt Brigitte Rechberg:

„Für die Motivwelt der 60er bis zu Beginn der 70er Jahre Gerda Stryis war das Landschaftserlebnis der Liparischen Inseln von dominanter Bedeutung. Diese aus Laven und Aschen meist erloschener Vulkane bestehende Inselgruppe im Mittelmeer nördlich Siziliens wurde während dieses Jahrzehnts ihr alljährlich bevorzugtes Reiseziel und bestimmte neben Reiseeindrücken aus Spanien, der Camargue und Ligurien ihr Schaffen.“ [1]

Und weiter heißt es bei Rechberg gerade zu diesem Küsten-Sujet:

„Das leuchtende Blau des mediterranen Himmels, türkisfarbenes Wasser, ockergelber Sandstrand und rotbraune Felsen bilden die kontrastreiche Kulisse für den nahezu skurrilen Formenreichtum dünn gespachtelter Boote, Masten und Segel. Die farblich nuanciert gestalteten Elemente Luft und Wasser bringen die Schiffe zum Vibrieren, lassen sie wie eine momentane Vision erscheinen.“ [2]

Das vorliegende Werk datiert auf 1964 und ist in diese von Brigitte Rechberg umschriebene Phase einzuordnen. Das leuchtende, flimmernde Blau des Wassers und des Himmels, wie auch die warmen Töne des Strandes sind für diese Jahre ganz typisch. Ebenso typisch und markant auch die dünnen Linien der Schiffe, welche farblich beinahe im Kolorit des Wassers unter- bzw. aufzugehen scheinen.

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[1] Brigitte Rechberg (Hrsg.) (2009): Die Malerin Gerda Stryi. Werkverzeichnis, Bilder, Texte. Görlitz: Bergstadtverlag Wilhelm Gottlieb Korn, S. 12-13.
[2] Ebd.: 13.

 

 

Zu Gerda Stryi (20.05.1905 Kattowitz – 31.10.1992 Wiesbaden):
Malerin, Zeichnerin.
Tochter eines Bergbaubeamten in Kattowitz.
1921 wird sie, aufgrund ihres jungen Alters auf Probe, in die Kunstakademie Breslau aufgenommen und besucht dort anfangs Klassen bei Hans Zimbal und Georg Scheinert.
1922 wird sie an der Kunstakademie Breslau Schülerin von Oskar Moll, Otto Mueller und Konrad von Kardorff.
1923 heiratet sie in Breslau den Maler und Kunsterzieher Erich Leitgeb (1885-1950). Das Paar unternimmt in den Folgejahren Reisen nach Frankreich, Norwegen, Italien und Griechenland.
Nach 1933 zieht sich Gerda Stryi aus dem offiziellen Kunstleben etwas zurück, beteiligt sich an nur noch wenigen Ausstellungen und arbeitet als Bühnenmalerin am Breslauer Theater.
1937 werden zwei Werke aus dem Schloßmuseum Breslau als „entartet“ beschlagnahmt.
Zum Kriegsende flieht sie aus Breslau und kommt über Dresden, Innsbruck, Mittenwald, Seefeld (Tirol) schließlich nach Würzburg. Dort bleibt sie kurzzeitig ansässig, hat dann aber ab 1949 ihren tatsächlichen Neubeginn in Wiesbaden.
Ein Bruch stellt der Tod des Ehemanns 1950 dar. Gerda Stryi führt in einem großen Kraftakt noch elf Sopraporten an den Wiesbadener Theaterkolonnaden aus, die ihr Mann begonnen, aber nicht beenden konnte. Zugleich wird sie Gründungsmitglied der „Gruppe 50“.
Ab 1952 unternimmt die Künstlerin zahlreiche Studienreisen, die sich als ungemein förderlich und wichtig auf ihr Schaffen auswirken. Besonders zieht es sie in mediterrane Landschaften – auf die Liparischen Inseln, nach Ibiza, sowie nach Korsika und Camargue.
Ihre Werke kann die Künstlerin in der Folge auf mehreren Einzelausstellungen und zahlreichen Gruppenausstellungen zeigen.

Preise
1922 Preis der Kunstakademie Breslau

Mitgliedschaften
Nassauischer Kunstverein (1972-80 im Vorstand)

Literatur
— Dollen, Ingrid von der (2000): Malerinnen im 20. Jahrhundert. Bildkunst der „verschollenen Generation“, München: Hirmer, S. 365
— Rechberg, Brigitte (Hrsg.) (2009): Die Malerin Gerda Stryi. Werkverzeichnis, Bilder, Texte. Görlitz: Bergstadtverlag Wilhelm Gottlieb Korn
— Zimmermann, Rainer (1994): Expressiver Realismus. Malerei der verschollenen Generation; Hirmer; München; S. 451
— „Allgemeines Künstlerlexikon“, Onlineversion, De Gruyter-Verlag