E R N S T   W I T T   (01.11.1901 Hamburg – 14.04.1977 ebd.)

 

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„Brücke in Marseille“ (1953)

Gouache und Farbkreiden auf festerem Karton, ungerahmt
unten rechts signiert „Ernst Witt“
unten rechts datiert „[19]53“

€ 2.200,-

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Titel
„Brücke in Marseille“ [so von fremder Hand betitelt verso auf der lose beigefügten früheren Rahmenrückwand];
Dargestellt ist hier wohl die Kreisbogenbrücke am kleinen Fischerhafen Vallon des Auffes.

Größe
Größe: 51,9 x 69,2 cm (Blatt) bzw. 45 x 60 cm (Motiv)

Zustand
in den vier Ecken kleine Einstichlöchlein; Ecken / Kanten leicht bestoßen; in den Randbereichen leicht fleckig und leicht nachgedunkelt; am rechten Rand mittig und am unteren Rand rechts Angaben in Blei (wohl vom Künstler) bzgl. Anfertigung von Passepartout; in der Blattmitte (etwa im unteren Bereich des rechten Brückenbogens) leichte Quetschung
verso etwas fleckig und nachgedunkelt; verso an den Rändern umlaufend braunes Klebeband

Provenienz
Dr. Ing. Konrad Hans Havemann (04.08.1899 Belecke – 18.09.1986 Hamburg), Baudirektor, Architekt, Ingenieur. Zeitweise war er Leiter der Hauptabteilung „Bücken- und Ingenieurbau“ im Hamburger Tiefbauamt.
Dr. Havemann war als Architekt für mehrere Bauten in Hamburg verantwortlich, darunter u.a. die Rindermarkthalle (1950-51), sowie die Lebensmittel- und Blumenmarkthalle (1950). Daneben verfasste er Aufsätze in Fachzeitschriften und Fachbänden. Das Paar Konrad und Margarethe, geb. Ulrich, Havemann wohnte nach dem Zweiten Weltkrieg in der Carlstraße 7.
Hierzu unten links in Blei vom Künstler gewidmet:
„Herrn Dr. Havemann zum Baudirektor! 24.11.[19]54 E.W.“

 

 

Ernst Witt besuchte anfangs die Kunstgewerbeschule Hamburg (1919-23) und war hierauf freischaffend in Hamburg tätig. In den 1930ern hatte er mehrere Studienaufenthalte in Frankreich, Spanien und Marokko. Zugleich trat er noch vor 1933 der KPD und auch der ASSO bei. 1937 wurden zwei seiner Werke aus dem Bestand der Hamburger Kunsthalle als „entartet“ beschlagnahmt. 1938 war er acht Monate lang in Paris bei Arnold Fiedler, der bereits 1937 dorthin emigrierte. Den eigentlichen Plan ebenso in Paris zu bleiben führte Witt dann doch nicht aus, kehrte nach Hamburg zurück und wurde, aufgrund eines Kontakts zu einer Jüdin, für zehn Tage im KZ Fuhlsbüttel inhaftiert. Im Juni 1943 ging ein Großteil seines Schaffens bei einer Bombardierung Hamburgs verloren. Nach 1945 war er künstlerisch aktiv, engagiert sich in Künstlervereinigungen und war zudem als Kunsterzieher tätig.

Diese vorliegende, expressiv realistische Ansicht wird während einer Reise nach Frankreich entstanden sein.
Bei der dargestellten Brücke wird es sich um die Kreisbogenbrücke am kleinen Fischerhafen Vallon des Auffes in Marseille handeln.

Beachtenswert ist zudem noch die Provenienz. – Der Künstler hat das Werk am 24. November 1954 an Dr.-Ing. Konrad Havemann (1899 Belecke – 1986 Hamburg) gewidmet. Der Widmung nach zu urteilen übergab er das Werk zu Dr. Havemanns Ernennung zum Baudirektor, was auch inhaltlich mit dem Brückenmotiv gut passt, da Dr. Havemann zeitweise Leiter der Hauptabteilung „Bücken- und Ingenieurbau“ im Hamburger Tiefbauamt war.

 

 

Zu Ernst Witt (01.11.1901 Hamburg – 14.04.1977 ebd.):
Maler, Zeichner, Grafiker; 1919-23 Kunstgewerbeschule Hamburg (bei Arthur Illies, Julius Wohlers); ab 1923 freischaffend in Hamburg tätig; 1924 längere Italienreise; in den 1930er Studienaufenthalte in Frankreich, Spanien, Marokko; Beitritt zur KPD und zur ASSO und für die KPD entwarf er auch Plakate und schuf Illustrationen; daneben schuf er Zeichnungen für „Der Arbeitslose“ und „Norddeutsches Echo“; gemeinsame Atelierwohnung mit Arnold und Charlotte Hilmer; seit 1935 Unterstützung durch die Amsinck-Stiftung; 1937 bei der Aktion „Entartete Kunst“ werden zwei Arbeiten beschlagnahmt (später zerstört); 1938 achtmonatige Reise nach Paris zu Arnold Fiedler, dort wollte er eigentlich im Exil bleiben und Kontakt zur „Résistance“ knüpfen, kehrte dann aber doch zurück; nach seiner Rückkehr wurde er, aufgrund eines Kontakts zu einer Jüdin, für zehn Tage im KZ Fuhlsbüttel inhaftiert; 1939 Atelier im Ohlendorffhaus (dieses wurde im Juni 1943 bei der Bombardierung Hamburgs zerstört); 1941 Heirat mit Anne Witt; Kriegseinsatz als Kriegsberichterstatter im Zweiten Weltkrieg; 1945 Gründung der „Gruppe von 1945“; verschiedene Lehrtätigkeiten (u.a. im „Baukreis“, sowie in der Volkshochschule); verschiedene öffentliche Aufträge in Hamburg; sein Atelier hatte er in der Sierichstraße 54

Mitgliedschaften
ab 1920 Hamburgische Künstlerschaft
(nach 1945) Deutscher Künstlerbund
Mitbegründer der „Gruppe von 1945“
1946 Mitbegründer der Künstlergruppe „Der Baukreis“

Einzelausstellungen (Auswahl)
1937 Griffelkunst Hamburg
1939 Kunstraum Lüders, Hamburg
1939 Deutsche Buchgemeinschaft, Hamburg
1939 Hamburger Kunstverein
1955 Kunsthalle Hamburg

Werke Ernst Witts befinden sich u.a. in folgenden Sammlungen: Hamburger Kunsthalle; Kunstsammlung der Hamburger Sparkasse; Sammlung Gerd Gruber; Sammlung Dr. Maike Bruhns, Hamburg

Literatur
Bruhns, Maike (2001): Kunst in der Krise (Band 2); Dölling und Galitz; Hamburg; S.415-418
Schmidt, Marlies (Hrsg.) (2008): Aufbruch in die Moderne. Graphik des frühen 20. Jahrhundert aus der Sammlung Gerd Gruber; Lutherstadt Wittenberg : Cranach-Stiftung; S. 297
Familie Kay Rump (Hrsg.) (2013): Der neue Rump. Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs (überarbeitet von Maike Bruhns); Neumünster – Hamburg: Wachholtz; S. 513
Heydorn, Volker Detlef (1974): Maler in Hamburg 1966-1974; Christians; Hamburg; S. 146
„Allgemeines Künstlerlexikon“ (AKL), Onlineversion