C H R I S T O P H    M .    G A I S    (geb. 25.12.1951 Stuttgart)

Weitere schwäbische Künstler

 

‚Triptychon‘ (1988)

Öl auf Leinwand, Keilrahmen, gerahmt

€ 7.500,-

Kaufanfrage

 

Titel
ohne Titel [Triptychon]

Technik
Öl auf Leinwand, Keilrahmen, gerahmt

Signatur
verso oben mittig signiert

Jahr
verso oben mittig datiert „[19]88“

Größe
Größe: 110,5 x 70,5 cm (je Werk) bzw. 115,8 x 227,5 cm (komplett mit Rahmen)

Zustand
partiell sehr leicht fleckig; an den pastosen Stellen mitunter leichte Craquelé-Bildung; Rahmen an Kanten / Ecken etwas berieben und bestoßen

Ausstellung
1988 Einzelausstellung des Künstlers in der Boibrino Gallery (Stockholm)

Provenienz
1988 verkauft bei der Einzelausstellung des Künstlers in der Boibrino Gallery (Stockholm)

 

 

Freundliche Hinweise zum Werk kamen dankenswerterweise vom Künstler, dem ein digitales Foto der Arbeit vorliegt.

 

 

Werkbeschreibung
Christoph M. Gais studierte nach seinem Abitur am Eberhard-Ludwigs-Gymnasium (Stuttgart) zunächst von 1972 bis 1978 Kunstgeschichte und Empirische Kulturwissenschaften in Tübingen. Bereits während des Studiums absolvierte er verschiedene Praktika der Maltechnik beim Restaurator Hans Dieter Ingenhoff (Tübingen). Hierauf aufbauend ging er von 1978 bis 1981 an die Kunstakademie Stuttgart (bei K. R. H. Sonderborg) und gründete bereits 1979 die Künstlergalerie „in situ“. Zwischen 1980 und 1981 hatte er eine Teilzeitlehrtätigkeit als Kunsterzieher am Georgii-Gymnasium in Esslingen. Von 1981 bis 1983 setzte er sein Studium an der Hochschule der bildenden Künste Berlin fort (bei Raimund Girke) und war zuletzt Meisterschüler Girkes. 1984 erhielt er ein Karl-Hofer-Stipendium, 1988 das Arbeitsstipendium des Senats für kulturelle Angelegenheiten (Berlin) und 1992 den Kunstpreis Berlin. Von 1990 bis 1996 war Gais als Schatzmeister im Vorstand des Deutschen Künstlerbundes aktiv.
1994 begleitete er eine Lehrtätigkeit an der Sommerakademie in Berlin und zwischen 1995-96 hatte er eine Gastprofessur an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Seit 1994 lebt und arbeitet Christoph M. Gais in Berlin und Orivieto (Italien).
1997 werden die beiden Werke „Nord-Licht“ und „Süd-Licht“ in die Neuausstattung des Louise-Schroeder-Saals im Berliner Rathaus aufgenommen. Daneben gab es noch weitere „Kunst am Bau“-Projekte.
Seit 1980 hatte Gais zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen. Zuletzt gab es 2023 eine umfangreiche Retrospektive im „Museum Küppersmühle für Moderne Kunst” in Duisburg, sowie von Januar bis März 2025 eine Einzelschau in der Galerie Georg Nothelfer (Berlin).
Zum Schaffen von Christoph M. Gais schreibt Helmut Kronthaler:

“In den 80er Jahren zunächst meist mon.[umentale], z.T. als Diptychon oder Triptychon ausgeführte Komp.[ositionen] in verhaltener Farbigkeit, in denen gestaltete Malerei mit balkenähnl.[ichen] geschlossenen Bildelementen konfrontiert wird. Spätere Arbeiten verstärken den Kontrast von Fläche und Raum, setzen ein pastos aufgetragenes lineares Geflecht („Tuben-Zchngn“) bzw. perspektivisch gemalte Körper (u.a. Rohre, Würfel) über einem aus versch.[ieden] dunklen und hellen Farbschichten aufgebauten, aber flächig behandelten Grund.“

Das hier gezeigte opulente Triptychon ist in diese etwas frühere Schaffensphase der späten 1980er Jahre einzuordnen. Christoph M. Gais zeigt in kräftiger, mitunter stark pastoser Farbgebung ein wirkmächtiges, fulminantes Werk, dessen drei Bestandteile jeweils ganz eigene Charakteristika haben, sich aber – vielleicht gerade dadurch – in Gänze zu einer Einheit verbinden lassen. Da ist zum einen, ganz augenscheinlich das Kolorit, bei dem merklich der linke Part als heller und wärmer heraussticht. Zum anderen ist es der Farbauftrag, der in eben diesem linken helleren Teil flächiger, mitunter lasierend sich zeigt, während gerade der mittlere Teil mit kraftvoll pastosen Pinselstrichen gemalt wurde und eine deutlich vertikale Ausrichtung hat. Dagegen steht nun rechts davon ein Teilstück, welches im Kolorit zwar vergleichbar zur Mitte ist, doch in der mehr statischen, in die Breite bzw. das Horizontale gehenden Ausführung sich signifikant davon absetzt. Man mag also vordergründig denken, ob es vielleicht doch drei unzusammenhängende Werke, die Christoph M. Gais hier als Triptychon zusammenstellt, was jedoch keineswegs der Fall ist. Sicherlich ist es ein gewagtes Unterfangen ein Triptychon aus diesen drei Gemälden zu konzipieren, da er den Betrachter fordert und Aufmerksamkeit abverlangt. Als ein auffälliger Hinweis der Zusammengehörigkeit zeigt sich oben links und unten rechts jeweils Kreisstrukturen, die direkt ins Auge stechen und von der aus die Betrachtung, die Entdeckung ablaufen kann.

Zu der Werkphase ab 1985 schreibt Manfred Großkinsky sehr treffend:

„In diese gestisch-subjektiven, emotional aufgeladenen Farbkontinuen arbeitet Gais ab 1985 gemalte geometrische Formen wie Quader, Kugel, Zylinder und Kegel ein. Sie erzielen zwar eine gewisse Stabilität bzw. Beruhigung in der Komposition, lösen aber zugleich auch eine gewollte ästhetische Störung aus: Die Gegenstände, die der Betrachter als vor der malerischen Substanz schwebende Teile erfasst, sitzen nicht auf der ­Farbmaterie, sondern gehören einer tieferen Malschicht an.“ [2]

Es sind auch im vorliegenden Fall gerade diese an sich schlichten, stabilisierenden Kreisstrukturen, die diese „gewollte ästhetische Störung“ erzeugen.

————————————————————————————
[1] Helmut Kronthaler: Christoph M. Gais, in: „Allgemeines Künstlerlexikon (AKL) / Artists of the World (AOW)“, Onlineversion, De Gruyter-Verlag.
[2] Manfred Großkinsky (1997): Farbe – zwischen Fläche und Imagination, Text online abrufbar auf der Internetseite des Künstlers.

 

 

Zu Christoph M. Gais (geb. 25.12.1951 Stuttgart):
Maler, Zeichner.
1971 Abitur am Eberhard-Ludwigs- Gymnasium, Stuttgart#
1972–78 Studium der Kunstgeschichte und der Empirischen Kulturwissenschaften an der Universität Tübingen
1974–78 Verschiedene Praktika der Maltechnik bei Diplomrestaurator Dr. Ingenhoff, Tübingen
1978–81 Studium der Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart bei Prof. K. R. H. Sonderborg
1979 Gründung der Künstlergalerie »in situ«
1980–81 Teilzeitlehrtätigkeit als Kunsterzieher am Georgii Gymnasium, Esslingen
1981–83 Studium der Malerei an der Hochschule der Künste, Berlin bei Prof. R. Girke, Abschluss als Meisterschüler
1984 Karl Hofer Stipendium
1988 Arbeitsstipendium des Berliner Senats
1990–96 Vorstand des Deutschen Künstlerbundes als Schatzmeister
1992 Kunstpreis Berlin, Förderpreis für Bildende Kunst der Akademie der Künste, Berlin
1994 Lehrvtätigkeit an der Sommerakademie, Berlin
1995–96 Gastprofessur an der Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz
seit 1996 mehrere Kunst am Bau Projekte u. a. Ausgestaltung des Louise Schroeder Saals im Roten Rathaus, Berlin
2005 drei-monatiger Studienaufenthalt in Berlin
seit 2007 Co-Organisator »Atelier Aperti«, Orvieto, Italien

Ab 1980 zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen.

Der Künstler lebt in Berlin und Torre San Severo b. Orvieto.

Sammlungen
Kunstsammlung des Auswärtigen Amtes
Städtische Kunstsammlungen Chemnitz
Kunstmuseum Walter (Augsburg)
Staatliche Graphische Sammlung München
Sammlung Ströher

Literatur (Auswahl)
— Helmut Kronthaler: Christoph M. Gais, in: „Allgemeines Künstlerlexikon (AKL) / Artists of the World (AOW)“, Onlineversion
— Beaucamp, Eduard (Hrsg.) (1981): Neue Tendenzen der Zeichnung, München: Prestel, S. 86