A U G U S T P H I L I P P H E N N E B E R G E R (08.11.1902 Kötzting – 04.03.1980 ebd)
Weitere Werke von August Philipp Henneberger
Zum Themenflyer ‚Bilder des Schmerzes‘
Selbstbildnis(?) mit Blick in eine Gefängniszelle (wohl um 1945-50)
Tusche auf Karton, verso an den oberen beiden Ecken befestigt auf weißen Karton
€ 400,-
Titel
ohne Titel [Selbstbildnis(?) mit Blick in eine Gefängniszelle]
Technik
Tusche auf Karton, verso an den oberen beiden Ecken befestigt auf weißen Karton
Signatur
unsigniert, unten rechts Nachlassstempel, sowie verso mittig Künstlerstempel
Jahr
undatiert [wohl um 1945-50]
Größe
Größe: 35,3 x 38 cm (Blatt) bzw. 38 x 51,5 cm (unterlegter Karton)
Zustand
Blatt verso an den oberen beiden Ecken befestigt auf weißen Karton; in den vier Ecken kleine Einstichlöchlein; Ecken etwas bestoßen; in den Randbereichen etwas nachgedunkelt; leichte Druckstellen im Blatt; unten rechts in Blei bez. „Zeichn. A. Ph. Henneberger“; verso in Blei bez. „Galerie Bay. Wald Zandt […]“; unterlegter Karton an Ecken etwas bestoßen; unterlegter Karton verso an mehreren Stellen aufgeraut / berieben, sowie groß mit Werknummer (479) und früherem Preis bez.
Provenienz
1) „Galerie Bayerischer Wald Zandt“ [hierzu verso unten rechts in Blei bez. mit weiteren Angaben zum Werk, Technik, Werknummer, Preis];
2) Galerie im Woferlhof in Kötztig [hierzu verso auf unterlegtem Karton aufgeklebter Zettel mit Angaben zum Werk]
Durch seinen Großvater, den Bildhauer August Henneberger (1873-1961), und seinen Vetter, den Maler und Grafiker Willi Henneberger, kommt August Philipp Henneberger bereits früh mit der Kunst in Kontakt. Eine vielseitige künstlerische und auch musische Begabung war bereits in der Jugend erkennbar, dennoch musste er auf Wunsch der Familie anfangs eine Lehre zum technischen Zeichner in Nürnberg absolvieren. Hierauf ging er nach Bonn und arbeitete als Porzellan- und Dekorationsmaler. Durch eine sparsame Lebensweise konnte er sich mit dem Verdienten sein Gesangsstudium in Berlin finanzieren, während dem er als Filmstatist und Modezeichner arbeitete. Um 1925 ist dann die Entscheidung für die bildende Kunst gefallen und er besuchte zuerst die „Malschule Lovis Corinth“, sowie hierauf von 1927 bis 1934 die Münchner Kunstakademie. Seine maßgeblichen Lehrer waren Hermann Gröeber und Karl Caspar. Am Studienende erhielt er den Akademie-Preis und zugleich ein Reisestipendium nach Schweden. Zurückgekehrt nach München wird er freischaffender Künstler und spezialisiert sich auf Landschaften und Portraits.
Um 1935 reiste Henneberger nochmals nach Berlin, besuchte dort unter anderem den Kronprinzenpalais und kopierte dort vor dem Original ein Werk Franz Marcs. Zufälligerweise kam der damalige Direkter Eberhard Hanfstaengl zusammen mit Emil Nolde gerade an dem jungen Künstler vorbei. Nolde zeigte sich erstaunt und erfreut über Hennebergers Interesse an Franz Marc, beide kamen ins Gespräch und es entwickelete sich eine Verbindung, die noch länger anhielt. So versorgte Henneberger Nolde auch mit Malmaterialien, als deren Zuteilung diesem verweigert wurde.
Im Zweiten Weltkrieg kam Henneberger zur Luftwaffe. Bei Bombenangriffen auf München wurde seine Wohnung samt Atelier zerstört, so dass er zusammen mit seiner 1942 angetrauten Frau Charlotte in seinen Heinatort zog. 1946 kam die Tochter Maria zur Welt. Seine Frau arbeitete als Augenärztin mit eigener Prais, während Henneberger versuchte sich im München der Nachkriegszeit erneut zu etablieren. Er wurde Illustrator der von den Amerikanern herausgegebenen „Neuen Zeitung“ und machte sich vor allem als Porträtzeichner und Karikaturist einen Namen. Es folgten für ihn einflussreiche Studienreisen nach Spanien und in die Schweiz, die sich vor allem auf seine Landschaftsmalerei auswirkten.
Seinem Heimatort blieb er zeitlebens eng verbunden. Er schuf die Gestaltung des Turms der Wirtschaftsschule und 1955 auch die Gestaltung des Stadtgartens. 1972 wurde er für diese und auch andere Leistungen zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.
Die vorliegende Tuschzeichnung wird der Darstellung und der Ausführung nach in der frühen Nachkriegszeit entstanden sein.
Im Vordergrund sehen wir ein hell ausgeführtes Bildnis eines Mannes mit Anzug und Krawatte, den Kopf leicht nach links geneigt. Und womöglich hat sich der Künstler hier selbst ins Bild gesetzt. Im Hintergrund zeigen sich die dunklen Mauern einer Gefängniszelle. Die Konturen eines Mannes werden sichtbar, der mit seinen ausgestreckten Armen nach dem hohen Zellenfenster greift und damit dem Freiheitsdrang ganz unmittelbaren Ausdruck verleiht.
Zu August Philipp Henneberger (08.11.1902 Kötzting – 04.03.1980 ebd):
Maler, Grafiker, Illustrator, Zeichner.
Trotz künstlerischer und musischer Begabung begann Henneberger auf Wunsch der Eltern anfangs eine Lehre zum technischen Zeichner in Nürnberg. In Bonn arbeitete er als Porzellan- und Dekorationsmaler. Mit dem Ersparten konnte er sein Gesangsstudium in Berlin beginnen und parallel dazu arbeitete er als Filmstatist und Modezeichner. Um 1925 hat er sich für die Kunst entschieden und besucht die „Malschule Lovis Corinth“. Von 1927 bis 1934 studiert er an der Kunstakademie München (bei Hermann Groeber und Karl Caspar). Am Studienende erhält er den Akademiepreis und ein Reisestipendium für Schweden. Nach seiner Rückkehr ist er freischaffender Künstler in München. Um 1935 reiste er nach Berlin und kam dort in Kontakt mit Emil Nolde, dem er im Späteren auch Malmaterialien besorgte, als diesem der Bezug untersagt wurde. Im Zweiten Weltkrieg wird er zum Kriegsdienst eingezogen und kommt zur Luftwaffe. 1942 Heirat mit der Augenärztin Charlotte Pohl. Da bei Bombenangriffen auf München seine Wohnung samt Atelier zerstört wurde, zog das Paar nach Kriegsende nach Kötzting. 1946 Geburt der Tochter Maria. Die Ehefrau arbeitete als Augenärztin mit eigener Praxis. Henneberger selbst hielt sich immer wieder in München auf, um dort Kontakte zu knüpfen und sich zu etablieren. Er wurde Illustrator der von den Amerikanern herausgegebenen „Neuen Zeitung“ und machte sich vor allem als Porträtzeichner und Karikaturist einen Namen. Seine Studienreisen nach Spanien und in die Schweiz waren vor allem für seine Landschaftsdarstellungen von Einfluss. 1972 Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Kötzting.
Mitgliedschaften
1946 Gründungsmitglied der „Donauwaldgruppe“
Sammlungen
Städtische Galerie im Lenbachhaus (München)
Städtische Sammlung Kötzting
Schloss Wolfstein (Freyung).
Literatur
Galerie Bayerischer Wald (Hrsg.) (1980): August Philipp Henneberger, Vilshofen: Donau-Druck
„Allgemeines Künstlerlexikon“, Onlineversion