W I L H E L M S C H M I D – R E T T E R S B U R G (1895-1970 Berglen-Rettersburg)
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„Hyazinthen“ (o.J.)
Ölfarben auf leichtem, strukturiertem Karton, gerahmt, unter Glas
€ 750,-
Titel
„Hyazinthen“ [so verso auf früherer Rahmenrückwand oben links auf weißem Aufkleber maschinenschriftlich betitelt]
Technik
Ölfarben auf leichtem, strukturiertem Karton, gerahmt, unter Glas
Signatur
unsigniert [verso auf früherer Rahmenrückwand oben links auf weißem Aufkleber maschinenschriftlich mit Angaben zum Künstler bez.]
Jahr
undatiert [verso auf früherer Rahmenrückwand oben links auf weißem Aufkleber maschinenschriftlich datiert „1944“]
Größe
Größe: 35 x 24,7 cm (ohne Rahmen) bzw. 52,4 x 42,3 cm (mit Rahmen) bzw. 34,4 x 24,2 cm (Sichtfeld)
Zustand
Blatt technikbedingt leicht wellig; Ecken minimal bestoßen
verso leicht gebräunt und etwas (stock-)fleckig, sowie verso in Blei bez. / nummer. „III“
Ausstellung
August 2003, „Ausstellung mit Werken von Wilhelm Schmid-Rettersburg“, Bürgerhaus Berglen-Rettersburg [hierzu verso auf früherer Rahmenrückwand aufgeklebtes kleines Ausstellungsplakat (in s/w-Kopie)]
Provenienz
Privatbesitz (Stuttgart)
Wilhelm Schmid-Rettersburg studierte in Stuttgart bei Christian Landenberger. Er war dort Teil des Künstlerkreises um Erwin Heilbronner, Manfred Henninger, Robert Breitwieser und besonders mit Henninger war er eng verbunden, der auch zwei großformatige Portraits des Künstlerkollegen schuf. Als Henninger 1933 in die Schweiz emigrierte, verwahrte Schmid-Rettersburg dessen Bilder bei sich auf dem Land.
Als Künstler ist Wilhelm Schmid-Rettersburg sehr in Vergessenheit geraten.
2003 gab es eine Ausstellung im Bürgerhaus Rettersburg bei der auch das vorliegende Stillleben als Exponat gezeigt wurde.
Dem rückseitigen maschinenschriftlich bezeichneten Etikett zufolge datiert dieses „Hyazinthen“-Stillleben auf 1944, was bezogen auf den damaligen zeitgeschichtlichen und kulturpolitischen Kontext als eine beachtlich expressive, moderne Leistung angesehen werden muss.
In, an Manfred Henninger erinnernden, kräftigen Farbtupfern zeigen sich dem Betrachter aus einer Obersicht zwei Hyazinthen in Tonkrügen mit Untertellern. Das einfallende Licht bricht sich auf zauberhafte Weise und erweckt in Teilen pointilistische Assoziationen.
Ein gänzlich unscheinbares Motiv, das in seiner Umsetzung überaus reizvoll ist.
Zu Wilhelm Schmid-Rettersburg (1895-1970 Berglen-Rettersburg):
Maler, Zeichner.
Stammte wohl aus Rettersburg, einem kleinen Ortsteil von Berglen.
Um 1920 Besuch der Kunstakademie Stuttgart (bei Christian Landenberger). In dieser Zeit bilden sich Freundschaften zu Manfred Henninger, Robert Breitwieser und Erwin Heilbronner.
Manfred Henninger malte mindestens zwei großformatige Portraits des befreundeten Künstlers [1].
Womöglich wirkte der Künstler ab den späten 1920er Jahren auch als Lehrer in Rettersburg (Rems-Murr-Kreis) [2].
Um 1930 Kontakt mit Werner Oberle.
Nach der Emigration von Manfred Henninger verwahrte Wilhelm Schmid-Rettersburg dessen Bilder bei sich.
1963 Beteiligung an einer Ausstellung der „Freien Gruppe“ im Kunstgebäude Stuttgart.
2003 Einzelausstellung im Bürgerhaus Berglen-Rettersburg.
Literatur
Reustle, Sabine Beate (2007): Migration – Interation – Heimat, Heidelberg: Verlag für Regionalkultur, S. 97
Wirth, Günther (1987): Verbotene Kunst 1933-1945. Verfolgte Künstler im deutschen Südwesten, Stuttgart: Hatje, S. 80, 320
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[1] Zum einen wurde am 26.04.2005 beim Auktionshaus Bernd Rieber (Stuttgart) ein Bildnis (Öl / Lw., 142 x 117 cm, um 1925) ausgerufen (Los 1247). Zum anderen kam ein Porträtgemälde (Öl / Lw., 124 x 100 cm) am 16.09.2008 beim Auktionshaus Sigalas (Hildrizhausen) zum Ausruf (Los 192).
[2] Eine mögliche Tätigkeit als Lehrer ist nicht gesichert. Sabine Beate Reustle erwähnt: „M a n f r e d Schmid war in der Zeit von 1926 bis 1947 als Lehrer in Rettersburg ( Gemeinde Berglen ) angestellt […]“ (2007: 97 – Hervorheb. durch Verf.). Unter Umständen liegt hier eine Verwechslung beim Vornamen vor, da Reustle kurz zuvor auch explizit Wilhelm Schmid anspricht.