T H E O D O R   Z E L L E R   (9.5.1900 Donzdorf – 3.12.1986 Freiburg i.Br.)

 

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Theodor Zeller: „Dante und Beatrice“ (1951)

 

Theodor Zeller (9.5.1900 Donzdorf – 3.12.1986 Freiburg i.B.):
Maler, Zeichner und Graphiker; geboren in Donzdorf (Kreis Göppingen) als das jüngste von sechs Kindern von Karl Zeller (1852 Wissgoldingen – 1913 Donzdorf, Kammerdiener des Grafen von Rechberg, Donzdorf) und dessen Frau Magdalena, geb. Vonier (1862 Krauchenwies – 1923 Sigmaringen);

1916 Besuch des königl.-württemberg. Gymnasiums in Ehingen; dem Wunsch der Mutter folgend soll er Priester werden;
1918 melden er und Schulkameraden sich ein halbes Jahr vor dem Abitur als Kriegsfreiwillige (Vereidigung am 28. Juli 1918);
1920-21 Nachholung des Abiturs und erneut ansässig im Konvikt in Ehingen; aufkommende Zweifel an geplanter Priesterlaufbahn; dennoch beginnt er 1922 mit dem Studium der Theologie, Philosophie und Geschichte in Tübingen;

1923 Wechsel an die Universität Freiburg (hört dort u.a. Vorlesungen von Heidegger und Husserl); durch ein Stipendium kann er zwei Semester in München Theologie studieren; über Freunde bekommt er Kontakt in Schwabinger Künstlerkreise und will sich in die Kunstakademie München einschreiben lassen, jedoch wird die vorgelegte Bildmappe abgelehnt; darauf stellt er einen Aufnahmeantrag an der Badischen Landeskunstschule Karlsruhe, der angenommen wird, den Zeller aber wiederum nicht antritt; erneut ansässig in Freiburg (bei Witwe Pfaff in der Scheffelstraße), Abbruch des Theologiestudiums und endgültige Zuwendung zur Malerei; erste künstlerische Unterweisung bei Hans Lemke; durch Zufall sieht der Direktor der Dresdner Bank in Freiburg Keller ein Stillleben Zellers, das er sofort kauft;

1927 Keller finanziert im Folgenden den einjährigen Studienaufenthalt Zellers in Florenz; in Florenz Bekanntschaft mit dem Verleger Dr. Theophil Herder-Dorneich aus Freiburg, sowie mit seiner späteren Frau, der jüdisch stämmigen Eva-Martina Gurschner aus Wien;

1928 Illustrationsaufträge von Verleger Herder-Dorneich für ein Meßbuch und Dantes Göttliche Komödie;
28.09.1928 Heirat; am Südsporn des Mauracher Berges in Denzlingen baut sich Zeller ein kleines Haus mit Atelier; fortan freischaffend tätig;
18.8.1929 Geburt des Sohnes Ambrosius-Johannes;
23.12.1931 Geburt der Tochter Veronika; immer wieder Spannungen zwischen dem Ehepaar (insbesondere aufgrund der wirtschaftlichen Notlage);

1933 finanziert Verleger Herder-Dorneich Zeller einen halbjährigen Italienaufenthalt;
1935 nach der postalisch zugestellten Aufforderung zur Zwangssterilisation verlässt Eva Zeller Denzlingen und reist über Paris, Marseille und Genua nach Rom; in Rom zunächst als Wirtschafterin an der Villa Massimo tätig;
1936 als sie jedoch per Unterschrift ihre arische Abstammung bestätigen soll, verweigert sie dies und kehrt nach Deutschland zurück, um ihre Kinder zu holen und erneut nach Rom zu reisen;

1937 wird Theodor Zeller aufgefordert der Reichskulturkammer beizutreten, was er verweigert;
1937 werden im Rahmen der Entartete-Kunst-Aktion zwei Werke Zellers beschlagnahmt;
1938 verkauft Zeller sein Haus an die Gemeinde Denzlingen und reist nach Rom zu Frau und Kindern;

bis 1941 wohnhaft in einem Kloster der Kapuziner; 1941 müssen die Zellers die Klosterwohnung für einen italienischen Offizier räumen und ziehen um nach Gallicano nel´Lazio di Roma;
1941 meldet sich Zeller freiwillig zum Kriegsdienst; Zeller wird nach Berlin befehligt und soll in den Dienst der Reichskulturkammer treten; Zeller lehnt ab, wird aus der Wehrmacht ausgeschlossen und kehrt zur Familie zurück; erneuter Umzug nach Rom; dort Überwachung, mehrmalige Verhaftungen und Verhöre durch deutsche Agenten; die Lebensverhältnisse der Zellers verschlechtern sich zunehmend; die Bombenangriffe auf Rom zwingen die Familie zum Umzug nach Gallicano; es folgend dramatische Fluchtepisoden nach De l´Aquila am Gran Sasso, Perugia, Florenz; die Familie wird getrennt, Eva Zeller kommt mit beiden Kindern nach Oberbayern (Obereichhofen), während Theodor Zeller in Florenz als Dolmetscher und Angestellter bei einem deutschen Sanitätspark arbeitet; er gelangt in amerikanische Kriegsgefangenschaft aus der er 1946 in Bad Aibling entlassen wird;

1947 Umzug über u.a. Lorenzberg mehrere Stationen in ein zerstörtes Haus in München; 1950 kehrt Zeller allein nach Denzlingen zurück, da sich die Familie weigert mit zu gehen; in Denzlingen neues Aufleben des Kontakts zu Verleger Herder-Dorneich;

ab 1967 bildet sich ein Malkreis um Zeller; es folgen erste Ausstellungen in FReiburg und Denzlingen;
1973 wählt die „Union bildender Künstler Baden e.V.“ Zeller zu ihrem Präsidenten (bleibt dies jedoch aufgrund von Zerwürfnissen nicht lange);

1975 erster öffentlicher Auftrag den Chorraum der St.-Jakobus-Kirche auszumalen;
1979 Ausmalung der St.-Michaelis-Kirche; am 09. Mai 2000 wurde zum 100. Geburtstag eine Gedenktafel an Theodor Zellers Haus angebracht

Werke Theodor Zellers befinden sich u.a. im Besitz der Gemeinde Denzlingen, der Stadt Donzdorf, im Museum – Kunst der verlorenen Generation (Salzburg).

Literatur
SCHILL, Manfred (2000): Theodor Zeller. 1900-1986 Maler und Visionär; Denzlingen
MÜLFARTH, Leo (1987): Kleines Lexikon Karlsruher Maler; Badenia-Verlag; Karlsruhe; S. 271
WIRTH, Günther (1987): Verbotene Kunst 1933-1945. Verfolgte Künstler im deutschen Südwesten; Stuttgart: Hatje; S. 336
„Allgemeines Künstlerlexikon“ (AKL), Onlineversion, Künstler-ID: 00639217