O S K A R    K U R T    D Ö B R I C H    (17.05.1911 Metz (Lothringen) – 31.10.1970 Münster)

 

Weitere Werke von Oskar Kurt Döbrich

 

 

„Warendorf“ (1930)

Tuschfeder auf dünnem Pergaminpapier, ungerahmt
unten links monogrammiert
unten links datiert „[19]30“

€ 480,-

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Titel
„Warendorf“ [unten links vom Künstler betitelt, Werkverzeichnis: Nr. 1020, zu sehen ist hier das Haus Kolkstiege 1]

Größe
Größe: 15,7 x 15,6 cm

Zustand
leichte Druckstellen im Blatt; Ecke unten links mit kleiner Knickspur; Blattränder sehr leicht uneben zugeschnitten; verso mittig Reste früherer Befestigung (etwas aufgeraut, Klebereste); verso in den oberen beiden Ecken Reste von kleinen Klebestreifen
Verso unten rechts kleiner Aufkleber mit handschriftlicher Werkverzeichnis-Nr. „1020“

 

 

Die Familie von Döbrich wurde mit dem Kriegsausbruch 1914 aus Lothringen vertrieben und ließ sich im Münsterland nieder. Er wuchs in Münster auf und besuchte dort die Oberrealschule. Sein zeichnerisches Talent war bereits damals bekannt, er erhielt 1930 eine Urkunde für die beste Schülerzeichnung und 1933 wurde er mit der Ausführung der künstlerischen Gestaltung der Schulaula beauftragt. Während dieser Zeit war er Mitglied bei den schulischen Arbeitsgemeinschaften „Zeichenzirkel“ und „Kunstbetrachtung“ mit denen er auch zahlreiche Wanderungen durch ganz Deutschland unternahm. Im Anschluss hieran studierte er zwischen 1933 und 1937 in Berlin (u.a. bei Georg Tappert und Karl Rössing). In der Folge war er als Kunsterzieher tätig, wurde aber 1940 zum Kriegsdienst einberufen. Nach dem Krieg war er vor allem in Münster ansässig und tätig.

Diese vorliegende Zeichnung entstand 1930 und ist damit in das Ende der Schulzeit einzuordnen. Notabene: Das eigentliche Kunststudium begann Döbrich erst drei Jahre später, was dessen ungemein großes Zeichentalent beispielhaft belegt.

Oskar Kurt Döbrich zeigt hier einen Blick auf das markante Fachwerkhaus Kolkstiege 1 in Warendorf. Dieses wurde im 17. Jahrhundert erbaut, verfiel dann aber in einen Dornröschenschlaf, bevor 1980 das verputzte Fachwerk freigelegt und das ganze Haus grundlegend erneuert wurde.

In einer ganz eigenen, erstaunlich sicheren Manier, lässt Döbrich dieses individuelle, historische Gebäude entstehen, wobei bei allen Flächen besonders die freien Innenflächen markant sind. – Ganz deutlich zu sehen auf den Dächern und den Wänden, aber eben auch auf den aufgehängten Wäschestücken.

 

 

Zu Oskar Kurt Döbrich (17.05.1911 Metz (Lothringen) – 31.10.1970 Münster):
Maler, Grafiker, Zeichner, Kunsterzieher; 1914 Vertreibung der Familie aus Lothringen, kurzzeitiger Aufenthalt in Bad Ilmenau und hierauf Umzug ins Münsterland; 1917-22 Besuch verschiedener Volksschulen in Höxter, Emsdetten und Münster; 1922-33 Besuch der Oberrealschule in Münster; zu dieser Zeit Mitglied bei den schulischen Gruppen „Zeichenzirkel“ und „Kunstbetrachtung“ mit denen er auch zahlreiche Wanderungen durch ganz Deutschland unternahm; 1930 wurde er mit einer Urkunde für die beste Schülerzeichnung geehrt; 1933 Ausführung der künstlerischen Gestaltung der Aula in der Oberrealschule Münster (heute: Johann-Conrad-Schlaun Gymnasium); Abitur und anschließender Arbeitsdienst im Münsterland; 1933-37 Studium an der Staatlichen Hochschule für Kunsterziehung Berlin (bei Bernhard Hasler, Georg Tappert, Karl Rössing); Beginn der Freundschaft mit Otto Pankok, der sein Förderer wurde; 1936 Werklehrerexamen; 1937-38 arbeitete er als Werkkursleiter bei Magnus Zeller; 1938-39 Studium der Zoologie und Botanik an der Universität Münster; 1939-40 Referendarzeit in Dortmund und Naumburg; 1940 Kriegsdienst in Polen und Russland; 1941 Heirat mit Charlotte, geb. Klaus, in Weißenfels; 1944-45 schwere Verwundung und Gefangenschaft; 1944 Geburt der Tochter Dagmar; 1946 erneutes Aufnehmen der, durch Peter August Böckstiegel vermittelten, Freundschaft mit Conrad Felixmüller; es entstehen zwei Buchillustrationen für den „Drei Eulen“-Verlag von Hulda Pankok; 1947-49 Gelegenheitsarbeiten als Dekorateur und Restaurator für die Galerie Clasing (Münster); 1949-52 Lehrer am Dionysianum in Rheine; 1950 Geburt der Tochter Beate; 1952-54 Lehrer am Paulinum-Gymnasium in Münster; 1954-70 Lehrer am Schiller-Gymnasium in Münster; 1958 Geburt der Tochter Bettina

Einzelausstellungen
1935 Kleiner Raum Clasing, Münster (zus. mit Werner Gilles)
1948 Galerie Clasing, Münster (zus. mit Hans Kranefeld, Ernst Hermanns)
1977 Gedächtnisausstellung, Deutsche Bank, Münster
2009 „Oskar Kurt Döbrich. Ausgewählte Werke“, Kunstkontor Dr. Doris Möllers, Münster
2011 Ausstellung zum 100. Geburtstag, Stadtmuseum Münster
2015 „Das Leben als große Wanderung“, Haus Opherdicke, Holzwickede

Werke Oskar Kurt Döbrichs finden sich u.a. in folgenden Sammlungen: Sammlung Frank Brabant, Wiesbaden; Stadtmuseum Münster; BikiniARTmuseum, Bad Rappenau

Literatur (Auswahl)
Hengstenberg, Thomas (Hrsg.) (2015): Oskar Kurt Döbrich. Das Leben als große Wanderung; Bönen: Kettler
Rittmann, Annegret: Oskar Kurt Döbrich, in: „Allgemeines Künstlerlexikon“, Onlineversion