O S K A R    K U R T    D Ö B R I C H    (17.05.1911 Metz (Lothringen) – 31.10.1970 Münster)

 

Weitere Werke von Oskar Kurt Döbrich

 

 

„Das ehemalige Fort Blücher / Wesel“ (1936)

Tuschfeder auf Zeichenpapier, ungerahmt
unsigniert
verso unten links in Blei datiert „1936“

€ 530,-

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Titel
„Das ehemalige Fort Blücher / Wesel“ [unten rechts vom Künstler betitelt, Werkverzeichnis: Nr. 890]

Größe
Größe: 22,6 x 31,5 cm (Blatt) bzw. 10 x 24 cm (Motiv)

Zustand
leichte Druckstellen im Blatt; Ecken etwas bestoßen; im unteren Bereich leichte horizontal verlaufende Stauchung; in den Randbereichen sehr leicht nachgedunkelt
verso im oberen Bereich zwei Klebereste aufgrund früherer Befestigung
verso unten rechts kleiner Aufkleber mit handschriftlicher Werkverzeichnis-Nr. „890“

Provenienz
Aus dem Nachlass des Künstlers.

 

 

Die Familie von Döbrich wurde mit dem Kriegsausbruch 1914 aus Lothringen vertrieben und ließ sich im Münsterland nieder. Er wuchs in Münster auf und besuchte dort die Oberrealschule. Sein zeichnerisches Talent war bereits damals bekannt. 1930 erhielt er eine Urkunde für die beste Schülerzeichnung und 1933 wurde er mit der Ausführung der künstlerischen Gestaltung der Schulaula beauftragt. [1] Während dieser Zeit war er Mitglied bei den schulischen Arbeitsgemeinschaften „Zeichenzirkel“ und „Kunstbetrachtung“ mit denen er auch zahlreiche Wanderungen durch ganz Deutschland unternahm. Im Anschluss hieran studierte er zwischen 1933 und 1937 in Berlin (u.a. bei Georg Tappert und Karl Rössing). Gerade die Bedeutung Georg Tapperts als Vertreter der Moderne muss hier unterstrichen werden, wurde er doch bereits im Februar 1933 aus seinem Lehramt entlassen und nur auf Druck von Kollegen im Herbst 1933 wieder eingestellt, bevor er dann 1937 endgültig die Akademie verlassen musste.
In der Folge war Döbrich als Kunsterzieher tätig, wurde aber 1940 zum Kriegsdienst einberufen. 1944 erlitt er eine schwere Verletzung durch eine Panzergranate, geriet in russische Gefangenschaft und kehrte im Oktober 1946 nach Münster zurück.

Zu dieser Zeit schreibt Stephan Pastenaci:

„Döbrich hatte das Pech, in der Zeit des Nationalsozialismus seine Jugend zu verbringen. Äußerlich scheint er durch seine Mitgliedschaft in NS-Organisationen verstrickt in diese Zeit, innerlich jedoch war er widerständig und bemüht, ein aufrechter Mensch und Individualist zu bleiben. Dies wird in seinem künstlerischen Werk aus dieser Zeit mehr als evident.“ [2]

Die vorliegende Zeichnung datiert in das Jahr 1936 und entstand damit am Ende der Studienzeit. Döbrich unternahm auch damals zahlreiche Reisen und so lassen sich für dieses Jahr unter anderem Aufenthalte in folgenden Orten und Gegenden festhalten: Havel-Region, Dortmund, Moorbeck, Lothringen, Dötlingen, Tecklenburg, Angermünde. Und so wird auch diese sehr fein und gekonnt ausgeführte Ansicht auf das ehemalige Fort Blücher während einer solchen Reise entstanden sein.

Bezogen auf den regionalgeschichtlichen Kontext entstand das Werk in gerade jenem Jahr als Wesel wieder zur Garnisonsstadt ernannt wurde.

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[1] Im Krieg wurde das großformatige Werk zerstört, so dass nur noch s/w-Fotos vorliegen.
[2] Stephan Pastenaci (2015): Das künstlerische Werk. “Ich bin angekettet im goldenen Käfig”, in: Hengstenberg, Thomas (Hrsg.): Oskar Kurt Döbrich. Das Leben als große Wanderung; Bönen: Kettler, S. 15-21 [hier: 15].

 

 

Zu Oskar Kurt Döbrich (17.05.1911 Metz (Lothringen) – 31.10.1970 Münster):
Maler, Grafiker, Zeichner, Kunsterzieher; 1914 Vertreibung der Familie aus Lothringen, kurzzeitiger Aufenthalt in Bad Ilmenau und hierauf Umzug ins Münsterland; 1917-22 Besuch verschiedener Volksschulen in Höxter, Emsdetten und Münster; 1922-33 Besuch der Oberrealschule in Münster; zu dieser Zeit Mitglied bei den schulischen Gruppen „Zeichenzirkel“ und „Kunstbetrachtung“ mit denen er auch zahlreiche Wanderungen durch ganz Deutschland unternahm; 1930 wurde er mit einer Urkunde für die beste Schülerzeichnung geehrt; 1933 Ausführung der künstlerischen Gestaltung der Aula in der Oberrealschule Münster (heute: Johann-Conrad-Schlaun Gymnasium); Abitur und anschließender Arbeitsdienst im Münsterland; 1933-37 Studium an der Staatlichen Hochschule für Kunsterziehung Berlin (bei Bernhard Hasler, Georg Tappert, Karl Rössing); Beginn der Freundschaft mit Otto Pankok, der sein Förderer wurde; 1936 Werklehrerexamen; 1937-38 arbeitete er als Werkkursleiter bei Magnus Zeller; 1938-39 Studium der Zoologie und Botanik an der Universität Münster; 1939-40 Referendarzeit in Dortmund und Naumburg; 1940 Kriegsdienst in Polen und Russland; 1941 Heirat mit Charlotte, geb. Klaus, in Weißenfels; 1944-45 schwere Verwundung und Gefangenschaft; 1944 Geburt der Tochter Dagmar; 1946 erneutes Aufnehmen der, durch Peter August Böckstiegel vermittelten, Freundschaft mit Conrad Felixmüller; es entstehen zwei Buchillustrationen für den „Drei Eulen“-Verlag von Hulda Pankok; 1947-49 Gelegenheitsarbeiten als Dekorateur und Restaurator für die Galerie Clasing (Münster); 1949-52 Lehrer am Dionysianum in Rheine; 1950 Geburt der Tochter Beate; 1952-54 Lehrer am Paulinum-Gymnasium in Münster; 1954-70 Lehrer am Schiller-Gymnasium in Münster; 1958 Geburt der Tochter Bettina

Einzelausstellungen
1935 Kleiner Raum Clasing, Münster (zus. mit Werner Gilles)
1948 Galerie Clasing, Münster (zus. mit Hans Kranefeld, Ernst Hermanns)
1977 Gedächtnisausstellung, Deutsche Bank, Münster
2009 „Oskar Kurt Döbrich. Ausgewählte Werke“, Kunstkontor Dr. Doris Möllers, Münster
2011 Ausstellung zum 100. Geburtstag, Stadtmuseum Münster
2015 „Das Leben als große Wanderung“, Haus Opherdicke, Holzwickede

Werke Oskar Kurt Döbrichs finden sich u.a. in folgenden Sammlungen: Sammlung Frank Brabant, Wiesbaden; Stadtmuseum Münster; BikiniARTmuseum, Bad Rappenau

Literatur (Auswahl)
Hengstenberg, Thomas (Hrsg.) (2015): Oskar Kurt Döbrich. Das Leben als große Wanderung; Bönen: Kettler
Rittmann, Annegret: Oskar Kurt Döbrich, in: „Allgemeines Künstlerlexikon“, Onlineversion