L O T H A R S P E R L (06.07.1910 Markt Eisenstein [tschechisch: Železnà Ruda] – 14.03.1987 Traunreut)
Weitere Werke von Lothar Sperl
vier ärmliche Kinder (1931)
schwarze Kreide auf Zeichenpapier
€ 370,-
Titel
ohne Titel [vier ärmliche Kinder]
Technik
schwarze Kreide auf Zeichenpapier
Signatur
unten rechts in Blei signiert „Lothar Sperl“
Jahr
unten rechts in Blei datiert „[19]31“
Größe
Größe: 33,9 x 21 cm
Zustand
Ecken bestoßen und mit kleinen Knickspuren; durchgehend leichte Druckstellen im Blatt; am unteren Rand links mit kleinem Einriss (Länge etwa 2cm); etwas nachgedunkelt und fleckig; im linken Bereich mittig (etwa bei der Hüfte des linken Jungen) bräunlicher Fleck; am rechten Rand mittig zwei kleine Flecken; verso etwas fleckig
Lothar Sperl war eines von vier Kindern des Lehrers Alois Georg Sperl und dessen Frau Rosalia. Der Vater fiel im Ersten Weltkrieg, so dass die Mutter die Kinder alleine großzog. Das künstlerische Talent Lothars wurde schon früh erkannt und sein Zeichenlehrer gab ihm Privatunterricht. Nach der Schulzeit besuchte er für zwei Jahre die Fachschule für Glasarbeiten und Holzschnitzerei in Zwiesel. Von 1930 bis 1932 leistete er Militärdienst in der tschechischen Armee. Zu dieser Zeit kam er in Kontakt mit älteren Künstlern (wie Hermann Dietze und Max Schöpflin), die ihn förderten und durch die er sich auch die Techniken des Holzschnitts und der Radierung aneignete. Schon damals waren die hart arbeitenden Menschen seiner heimatlichen Region seine bevorzugten Motive. 1938 kam er als Stpiendiant an die Berliner Kunstakademie in die Klasse Franz Eichhorsts. Diese beginnende Studienzeit wurde durch den Kriegsdienst 1939 unterbrochen. Es folgte seine Verhaftung durch tschechische Partisanen und seine Verurteilung zu 15 Jahren Haft, von denen er zehn Jahre zum Teil mit Zwangsarbeit im Kohle- und Uranbergbau verbüßte. 1955 wurde er schließlich entlassen und kam zu seiner Familie nach Legau bei Memmingen. Kurz darauf verzogen sie nach Traunreut, Sperl richtete sich dort ein Atelier ein und war fortan als Künstler tätig.
Diese Zeichnung schuf Lothar Sperl mit gerade einmal 20/21 Jahren. Ganz deutlich kann man hier das Interesse Lothar Sperls an der Landbevölkerung des Böhmerwaldes sehen und zugleich zeigt das Blatt den sensiblen Blick des mitfühlenden Künstlers, dem das Leben in Armut aus eigener Erfahrung bekannt war.
Die vier Kinder – vielleicht sind es Geschwister? – stehen eng beisammen. Die alten Schuhe, die alte Kleidung und die eingefallenen, mageren Gesichter zeigen deutlich den Hunger und die Armut. Während die drei Jungs etwas verloren umherschauen, scheint das Mädchen ernst und fest den Betrachter zu fixieren.
Zu Lothar Sperl (06.07.1910 Markt Eisenstein [tschechisch: Železnà Ruda] – 14.03.1987 Traunreut):
Maler, Zeichner, Grafiker; dritter Sohn des Lehrers Alois Georg Sperl und dessen Frau Rosalia; 1915 fiel der Vater im Ersten Weltkrieg, so dass die Mutter die vier Kinder alleine großziehen musste; bereits in früher Jugendzeit beginnt Lothar Sperl zu malen und zu zeichnen; der damalige Zeichenlehrer erkannte die Begabung des Jungen und gab ihm Privatunterricht; nach der Schule zwei Jahre Besuch der Fachschule für Glasarbeiten und Holzschnitzerei in Zwiesel; 1930 wurde er für zwei Jahre zur tschechischen Armee eingezogen; durch den Kontakt mit älteren Künstlern (z.B. Hermann Dietze und Max Schöpflin), die ihn förderten und unterstützten, konnte er seine Fertigkeiten weiter ausbilden und erlernte zudem die Kunst des Holzschnitts und der Radierung; hauptsächlich bilden die arbeitenden Menschen seiner Umgebung die Motive seiner Werke; im Herbst 1938 trat Sperl dem Freikorps im Sudetenland bei; nach der Eingliederung des Sudetenlandes an das Reich konnte er als Stipendiant an die Kunstakademie in Berlin kommen, wo er von Franz Eichhorst unterrichtet wurde; den Sommer 1939 verbrachte er mit Eichhorst, seiner Verlobten und weiteren Schülern in Matrei (Osttirol); im November 1939 Heirat; kurz nach der Hochzeit wurde Lothar Sperl zum Kriegsdienst eingezogen; im Mai 1945 von tschechischen Partisanen verhaftet, in Haft misshandelt und später zu 15 Jahren Haft verurteilt, von denen er zehn Jahre zum Teil mit Zwangsarbeit im Kohle- und Uranbergbau verbüßte; während der Haftzeit war er weiterhin künstlerisch tätig; die übrige Familie (Mutter, Bruder, Schwester und Frau) trafen sich in Legau bei Memmingen im Allgäu; im Dezember 1955 wurde er entlassen und gelangte ebenso nach Legau; kurz darauf erwarb das Ehepaar ein Haus in der 1950 gegründeten Gemeinde Traunreut und Lothar Sperl richtete sich dort ein Atelier ein (Danziger Weg 7); ein Hauptteil seiner damaligen Aufträge bestand aus Porträtarbeiten, die er vor allem in Wien ausführte; daneben spezialisierte er sich auf Fresken und Sgrafitti (er gestaltete bspw. 1961 die Fassade des Rathauses in Traunreut (1983 entfernt), daneben erhielt er zahlreiche Aufträge für öffentliche Gebäude, Schulen, Banken, Geschäfte im Landkreis Traunstein); künstlerisch wendet sich Sperl mitunter einem kritischen Realismus zu, der die negativen Begleiterscheinungen des Wirtschaftswunders malerisch aufgreift
Mitgliedschaften
Krummauer Künstlergilde
Künstlerbund Passau
Ausstellungen
1936, „Deutsche Graphik-Schau“ (Museum der bildenden Künste, Leipzig)
1941-44, mit sieben Gemälden vertreten bei den „Großen Deutschen Kunstausstellungen“ (Haus der Deutschen Kunst, München)
1987, Heimathaus Traunreut
Preise
1965 Kulturpreis der Stadt Passau
Literatur / Quelle
Davidson, Mortimer G. (1992): Kunst in Deutschland 1933-1945 [Bd. 2/2. Malerei]; Tübingen: Grabert; S. 426
„Allgemeines Künstlerlexikon“ (AKL), Onlineversion, Künstler-ID: 00646382
Internetseite zum Künstler [lotharsperl.com]]