J E A N   P A U L   S C H M I T Z

 

Weitere Künstler des Expressiven Realismus

 

 

Jean Paul Schmitz: (wohl) Szene am Rhein mit zwei Reitern (1928)

 

Jean Paul Schmitz: „Angelika Kauffmann II“ (um 1925-27)

 

Jean Paul Schmitz: Raufende an einer Bootsanlegestelle (Italien) (um 1934)

 

Jean Paul Schmitz: ‚Im Berliner Tiergarten (Ilse Schmitz zeichnend)‘ (1939)

 

Jean Paul Schmitz: sitzende, die Hände ums Knie gelegt (1937)

 

Zu Jean Paul Schmitz (04.03.1899 Wesseling bei Köln – 13.07.1970 Singen):
Maler, Zeichner, Grafiker; Jean Paul war das vierte von sechs Kindern; die katholischen Eltern wollen, dass er Priester wird und schicken ihn auf ein Jesuitenkolleg in den Niederlanden; er beginnt bereits früh zu malen und zu zeichnen; in dem strengen Jesuitenkolleg hält er es nur kurz aus und die Eltern holen ihn zurück; ab 1916 Besuch des Lehrerseminars in Düren; ab 1917 Kriegsfreiwilliger mit anschließender englischer Kriegsgefangenschaft aus der er 1919 entlassen wird; während der Kriegsgefangenschaft fasst er den Entschluss Maler zu werden; anfangs malt er autodidaktisch und arbeitet als Nachtwächter und Grubenarbeiter, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen; 1921-22 Besuch der privaten Malschule von Moritz Heymann (München); 1923-26 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf (bei Heinrich Nauen); zuletzt Meisterschüler Nauens; zu dieser Zeit tritt er der Vereinigung „Das Junge Rheinland“ bei und gehört zum engeren Kreis um Johanna Ey („Mutter Ey“); ab 1930 bis zum Verbot durch die Nationalsozialisten ist er Mitglied der „Rheingruppe“; in dieser Zeit entstehen Kontakte und Freundschaften, die oftmals lebenslang halten (u.a. zu Bruno Goller, Peter Janssen, Otto Dix, Ferdinand Macketanz, Carl Weisgerber); 1927 Mallorca-Reise zusammen mit Johanna Ey, Gert H. Wollheim, Ulrich Leman und Willy Werth; 1930 zweimonatiger Studienaufenthalt in Paris; März 1934 Heirat mit der Malerin Ilse Pieper (1904-1979), die er auf der Düsseldorfer Akademie kennenlernte; sechsmonatige Reise nach Italien, Rom und Ischia; Oktober 1934 das Paar übersiedelt – wie viele andere Düsseldorfer Künstler auch – nach Berlin, dort entsteht eine geschäftliche Beziehung zur Galerie Karl Buchholz; 1936 Rom-Preis und einjähriges Stipendium in der Villa Massimo (Rom); Teilnahme an der Biennale in Venedig; Mai 1937 zusammen mit dem Leiter der Villa Massimo, Herbert Gericke, Studienreise nach Griechenland; Juni 1937 bis Juni 1938 weiteres einjähriges Stipendium der Preußischen Akademie für einen Studienaufenthalt in der Villa Serpentara in Olevano; 1937 werden bei der Aktion „Entartete Kunst“ in Düsseldorf, Gelsenkirchen und Köln insgesamt sieben Arbeiten des Künstlers beschlagnahmt; Juli 1938 Rückkehr nach Berlin; Ende 1939 bis Juni 1940 Griechenland-Reise zusammen mit seiner Frau; Juni 1940 kriegsbedingte Rückkehr nach Deutschland und das Paar lässt sich am Bodensee nieder, wo sich bereits alte Bekannte aus Düsseldorf sammelten; Dezember 1940 Umzug nach Wieladingen im Hotzenwald, später Umzug nach Schwörstadt; 1942 Radtour zum Bodensee; 1942 Einberufung zum Zollgrenzschutz im Elsass; 5. Mai 1943 Geburt der Tochter Beate; 1945 durch die Bombardierung Berlins geht ein großer Teil der Arbeiten, die bei der Galerie Buchholz lagerten, verloren (darunter fast alle Werke der Griechenlandreise); 8. März 1946 Geburt des Sohnes Wieland; November 1949 Umzug nach Wangen (heute: Öhningen-Wangen) in das damalige Haus des Kindergartens; es bildet sich der Kreis der sog. „Höri-Maler“; Schmitz malt vermehrt die Landschaft des Bodensees, dazu übernimmt er Porträt- und Illustrationsaufträge; auf Ausstellungen in Süddeutschland und der Schweiz ist er zahlreich vertreten; Reisen nach Südtirol, Flandern, Burgund; 1956 Haus- und Atelierbau in Wangen; erst spät erarbeitet er sich die Lithografie-Technik und erwirbt eine eigene Druckerpresse; in seinem späteren Schaffen schuf er vor allem Landschaften aus dem Bodenseeraum in expressiv-realistischer Auffassung

Einzel-, Kollektivausstellungen: 1932 zusammen mit Johann B.H. Hundt, Ulrich Leman und Robert Pudlich Ausstellung in der Städtischen Galerie Bochum; 1939 Galerie Buchholtz, Berlin (zusammen mit Milly Steger); 1949 zusammen mit seiner Frau Ausstellung in Säckingen; 1949 Einzelausstellung im Wessenberghaus, Konstanz; 1960 Einzelausstellung im Konstanzer Bücherschiff; 1962 Einzelausstellung bei den „Freunden zeitgenössischer Kunst“, Konstanz; 1966 Einzelausstellung im „Verein der Kunstfreunde“, Singen; 1969, 1972 Einzelausstellungen in der Galerie Stuckert, Konstanz; 1971 Einzelausstellung in der Kunsthandlung Förg, Singen; 1978 Einzelausstellung im Kulturamt Singen; 1980 Einzelausstellung im Rathaus Radolfszell; 1985 Einzelausstellung in der Galerie Gottschick, Tübingen; 2017 Einzelausstellung im Kunstmuseum Singen (zusammen mit Werken seiner Frau Ilse)

Mitgliedschaften: ab etwa 1925 Junges Rheinland; bis 1930 Rheinische Sezession; ab 1930 Rheingruppe; um 1934 Berliner Secession; 1947 Badische Secession; 1955 Künstlerbund Baden Württemberg; 1962 Mitbegründer der Konstanzer Künstlergruppe „Der Kleine Kreis“; 1967 Sezession Oberschwaben-Bodensee (SOB); Kunstverein Konstanz; Fachverband Südbadischer bildender Künstler; Neue Münchner Künstlergenossenschaft

Werke befinden sich u.a. im Besitz des Augustinermuseums (Freiburg i.Br.), des Kunstmuseums Singens, der Stadt Singen, der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, des Hermann-Hesse-Museums Gaienhofen, der Südwestdeutschen Kunststiftung Singen, sowie der Kunstsammlung des Bodenseekreises und der Kunststiftung Landkreis Konstanz.

Literatur
Bauer, Christoph (Hrsg.) (2017): Jean Paul Schmitz (1899-1970. Ein rheinischer Expressionist am Bodensee; Singen
Spiller, Monika: Jean Paul Schmitz, in: „Allgemeines Künstlerlexikon“ (AKL), Onlineversion, Künstler-ID: 00224143
Zahn, Leopold (1956): Künstler auf der Höri am Bodensee; Konstanz: Simon und Koch; S. 42-47
Zimmermann, Rainer (1994): Expressiver Realismus. Malerei der verschollenen Generation; Hirmer; München; S. 440
Kunstverein Konstanz (Hrsg.) (1989): Jean Paul Schmitz 1899-1970; Konstanz: Stadler