H E R B E R T Z U M P E (20.02.1902 Reichenbach im Vogtland – 1980[?])
Weitere Werke von Herbert Zumpe
schlafender Jüngling (1925)
Bleistift auf Ingrespapier
unten rechts lokalisiert und datiert „Bln. [Berlin] 1925“
unten rechts signiert „Zumpe“
€ 590,-
Titel & Größe
o.T. [schlafender Jüngling];
Größe: 16,6 x 22,3 cm
Zustand
leichte Druckstellen im Blatt; Ecke unten links mit minimalem Knick; Ecke unten rechts minimal bestoßen; verso leicht fleckig; verso oben rechts klein in Blei nummeriert „6262“[?]
Der Schlaf bzw. der Traum sind in der Kunst ein immer wiederkehrender Topos, der aber durch die verschiedenen Zeitalter unterschiedliche inhaltliche Aufladungen erfuhr [1]. Waren es anfangs vor allem religiöse, sakrale Themen, die im Schlafenden dargestellt wurden, so wandelte sich dies, vor allem bedingt durch die Aufklärung, mehr hin zum Individuellen. Und eine weitere deutliche Änderung der Betrachtungsweise setzte mit der Psychoanalyse und deren Traumverständnis ein.
Der unbewusste Zustand der Entrücktheit des Schlafens hat Künstler immer gereizt und angezogen. In der Kunst der Moderne finden sich Schlafende bzw. Träumende bei zahlreichen Künstlern wie u.a. Franz Marc, Erich Heckel („Der schlafende Pechstein“), Georg Tappert, Balthus, Dali, Jean Cocteau, Ferdinand Hodler, Eberhard Viegener. Bei neusachlichen Darstellungen kommen hierbei insbesondere die schlafenden Mädchen von Georg Schrimpf in den Sinn.
Herbert Zumpe zeigt in der vorliegenden, kleinformatigen Zeichnung einen ebenso neusachlich ausgeführten Schlafenden. Ein Jüngling liegt angezogen auf einem Bett oder einem Sofa. Die Hände hat er hinter dem Kopf verschränkt. Das markante Gesicht wird bestimmt von dunklen, dichten Augenbrauen, einer breiten Nase und einem größeren Mund, den ein zartes Lächeln umspielt, was wohl indirekt auf die angenehmen Träume verweisen dürfte. Am rechten Blattrand ist ein Teil eines kleinen Beistelltisches zu erkennen auf dem ein Tuch und die Brille des Schlafenden liegen.
Eine ganz zauberhaft neusachliche, feinfühlig ausgeführte Komposition.
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[1] Vgl. hierzu: Ulrich Pfarr (2018): III. Ausdrucks-, Gedächtnis- und Kommunikationsmedien. (Punkt 9 Bildende Kunst), in: Alfred Krovoza / Christine Walde (Hrsg.): Traum und Schlaf. Ein interdisziplinäres Handbuch, Stuttgart: Metzler, S. 133-141.
Zu Johannes Herbert Zumpe (20.02.1902 Reichenbach im Vogtland – 1980[?]):
Zeichner, (Gebrauchs-)Grafiker, Lehrer; Sohn des Stationsgehilfen Johannes Hugo Zumpe und dessen Frau Ida Alma, geb. Werner; die Familie lebte im kleinen Ortsteil Friesen (Haus Nr. 5); Studium an der Kunstgewerbeschule Stuttgart (bei F.H.E. Schneidler); 1925 Umzug nach Berlin (Kaiserallee 126); zusammen mit Helmut Klaehre [Claire] gründet er das „Atelier Triclair“, welches sich auf Gebrauchsgrafik spezialisierte und mit der modernen Ausrichtung bald Bekanntheit erlangte; sie entwarfen dabei u.a. Verpackungen für Firmen wie Buck, Driessen, Haller, Kant, Trumpf, die in Fachkreisen große Aufmerksamkeit erfuhren (siehe bspw. „Gebrauchsgraphik“ (11. Jg., Nr. 1 (Jan. 1934), S. 10)); von 1937-39 absolvierte Wolfgang Frankenstein (1918-2010) eine Ausbildung im „Atelier Triclair“; nach dem Zweiten Weltkrieg blieb Zumpe in Berlin ansässig (anfangs Olivaei Pl. 10, später Nassauische Straße 58) und war weiterhin als Grafiker tätig, daneben auch Lehrtätigkeit für Gebrauchsgraphik an der Meisterschule für Graphik und Buchgewerbe in Berlin
Mitgliedschaften: Berufsverband Bildender Künstler Berlins; Berufsverband der Deutschen Kommunikationsdesigner (BDG)