H E R B E R T   W .   H O E D T   (11.02.1911 Posen – [nach 1971])

 

Weitere Werke von Herbert W. Hoedt

 

 

recto: expressives Christusbildnis (um 1948-49)
verso: Darstellung eines Berliners mit Schiebermütze und Händen in den Manteltaschen (16.3.[19]39)

verso: Bleistift, recto: Ölfarben, auf Malkarton („Schoellers Hammer“)
verso: unten rechts monogrammiert „HWH“, recto: unsigniert

€ 520,-

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Titel
ohne Titel [verso: Darstellung eines Berliners mit Schiebermütze und Händen in den Manteltaschen; recto: expressives Christusbildnis]

Entstehungsjahr
verso: unten rechts in Blei datiert „16.3.[19]39“, recto: undatiert [um 1948-49]

Größe
Größe: 28,5 x 25,5 cm

Zustand
Verso: durchgehend (farb-)fleckig, an den Rändern umlaufend braunes Klebeband; Ecken bestoßen; gebräunt — Recto: etwas fleckig; mitunter leichte Craquelé-Bildung

 

 

Als Künstler ist Herbert W. Hoedt nur wenig greifbar. Er arbeitete womöglich vor allem als (Film-)Zeichner und Grafiker für Firmen und nur wenig als freischaffender Künstler. Ausstellungsbeteiligungen sind nicht nachweisbar, so dass nicht belegt ist, dass er mit seinem Schaffen auch an die Öffentlichkeit trat bzw. die Öffentlichkeit überhaupt suchte.

Das vorliegende beidseitig bearbeitete Werk ist gerade eine solche freie künstlerische Arbeit.
Die verso befindliche Zeichnung ist hierbei zweifelsohne die frühere Arbeit.

Herbert W. Hoedt zeigt hier einen das Blatt füllenden Mann, der sich in Dreiviertelansicht dem Betrachter präsentiert. Bei dem Mantel, den lässig in den Taschen vergrabenen Händen und der Schiebermütze mag man unweigerlich an einen Berlin-Typus der Zwischenkriegszeit denken wie er beispielsweise in Alfred Döblins „Berlin Alexanderplatz“ charakterisiert wird.

Recto zeigt sich dem Betrachter ein ganz anderes Bild. In expressiver Manier und kräftigem Kolorit blickt man auf Christus mit der Dornenkrone – der jahrhundertealte Topos des „ecce homo“. Das Gesicht des Leidenden ist dabei in kräftigen Farben gehalten, wodurch das Antlitz sich stark von dem dunkel diffusen Hintergrund abhebt. Die Ausführung der Gesichtshälften in den Komplementärfarben Blau und Gelb unterstreicht diese Wirkung nochmals. Die dunkelgrüne Dornenkrone geht farblich etwas in den Hintergrund über, hebt sich aber in ihrer formalen Ausführung dann doch wieder von diesem ab. Der Fokus liegt ohne Umschweife ganz deutlich auf dem Gesicht.

Möglicherweise hat sich Herbert W. Hoedt hier eine Kreuzigungsszene bzw. ein Christusbild von Otto Dix als Vorbild genommen. Dieser hat diese Thematik nochmals in der Nachkriegszeit kongenial aufgegriffen und vor allem druckgrafisch umgesetzt. Vergleicht man Christusbildnisse von Dix und Hoedt so lassen sich zweifelsohne Ähnlichkeiten ausmachen. Doch ist Hoedts Christus auch von einer erstaunlichen Eigenständigkeit. So wirkt das Olivgrün der Dornenkrone fast schon wie ein beim Militär gebräuchliches Grün, was die Dornenkrone zu einem Helm werden ließe. Zudem geht Hoedt in der Farbgebung nochmals einen Schritt weiter, abstrahiert noch stärker und verleiht dem Ganzen dadurch einen ungemein modernen, experimentellen Zug.

 

 

Zu Herbert Walter Hoedt (11.02.1911 Posen – [nach 1971]):
Grafiker, Illustrator, (Film-)Zeichner; tätig in Berlin, dort (spätestens 1937) wohnhaft im Falstaffweg 13 (Spandau); um 1936 tätig als Landjahrerzieher; anfangs arbeitete er als Filmzeichner, später vornehmlich als Grafiker; 11.02.1936 Heirat mit Elsbeth Erna Anna Kupczak (01.01.1906 Spandau – ?); nach 1945 weiterhin ansässig im Falstaffweg 13 und dort tätig als Grafiker; am 12.12.1972 Umzug (wohl zu seinem Sohn) nach Eichstätt
Eine Zeichnung befindet sich im Brüder-Grimm-Museum (Steinau an der Straße).