G U I D O S C H R E I B E R (13.05.1886 Bad Dürrheim – 12.11.1979 Bochum)
Weitere Werke von Guido Schreiber
Gewitterstimmung (1925)
Öl auf Malkarton, gerahmt
€ 950,-
Titel
ohne Titel [Gewitterstimmung, verso: verworfene Dorfansicht unter weitem Himmel]
Technik
Öl auf Malkarton, gerahmt
Signatur
unten rechts geritzt signiert „G. Schreiber“
Jahr
unten rechts geritzt datiert „1925“
Größe
Größe: 49,6 x 44,4 cm (ohne Rahmen) bzw. 57,2 x 51,5 cm (mit Rahmen)
Zustand
Platte an Ecken / Kanten etwas bestoßen; partiell schwach fleckig; die verso befindliche (vom Künstler verworfene) Ansicht etwas berieben, sowie leicht fleckig; Rahmen an Ecken / Kanten partiell schwach bestoßen
Der Postinspektor Guido Schreiber war als Künstler zum Großteil Autodidakt. Zwar entstanden bereits in den Jahren ab 1905 erste Zeichnungen, die vielleicht mitbeeinflusst wurden durch die Bekanntschaft zum Maler Hans Dieter (1881-1968) [1], doch stieg die künstlerische Produktion erst mit dem Jahr 1917 signifikant an. Auch seine vormaligen landschafts-, naturfotografischen Versuche hatte er dann für die bildende Kunst aufgegeben. In diesem Jahr verzog Schreiber, der berufsbedingt zahlreiche Umzüge hatte, endgültig nach Villingen.
„Dort lernt er den Maler Richard Duschek (1884-1959) kennen […] dem er Wesentliches verdankt und beinahe lebenslang freundschaftlich verbunden bleibt“ [2]. In den 1920er Jahren werden Werke Schreibers vermehrt in Ausstellungen gezeigt, von den Schriftleitern der „Badischen Heimat“, Max Wingenroth und später Hermann Eris Busse, wird er gefördert, Zeichnungen von ihm erscheinen als Illustrationen in jener Zeitschrift und auch Bücher mit Bezug zur Heimatregion werden mit seinen Arbeiten geschmückt. Er beginnt sich verstärkt zu etablieren und „[in] den 30er Jahren ist Schreiber an allen wichtigen Ausstellungen der Baaremer Künstler beteiligt, so auch in Donaueschingen 1932 und 1935“ [3].
Das vorliegende Werk datiert auf 1925 und zeigt eine leicht hügelige Landschaft mit Wiesen und Wäldern unter einem tiefen, stark von Wolken bewegten Himmel.
Guido Schreiber hat hier der in mitunter breiten Pinselstrichen expressiv ausgeführten Landschaft nur etwa ein Viertel der gesamten Bildfläche zugestanden. Der ganze übrige Rest des Motivs wird von dichten Wolkenmassen in verschiedensten Grautönen bestimmt. Nur an ganz wenigen Stellen mag man ein wenig Blau hindurchschimmern zu sehen.
Es ist gerade dieser gewagte Bildaufbau, wie auch die erkennbar moderne Malweise, welche die damals in Ausstellungsbesprechungen aufgestellten Bezüge zu Vincent van Gogh [4] nachvollziehbar machen, doch kann dieser Vergleich allenfalls ein Behilfsmittel sein, da sich die Komposition in Gänze einer allzu schnellen Kategorisierung entzieht. Und so ist auch Andreas Zollers Einordnung Guido Schreibers zuzustimmen, wenn dieser schreibt:
„Guido Schreiber ist ein wichtiges Zwischenglied in einer von extremen Positionen bestimmten Kunstregion [5]. Im gewissen Sinne kann man ihm eine Vorreiterrolle zuerkennen, da er in seinen besten Werken mit traumwandlerischer Sicherheit die Gegensätze überwunden hat.“ [6]
In dieser hier vorliegenden Gewitterstimmung aus dem Jahr 1925 darf man sicherlich eines dieser besten Werke erkennen.
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[1] Vgl. hierzu Hans-Jörg Pott (1995):Ein Stiller im Ländle: der Maler Guido Schreiber (1886-1979), in: Badische Heimat; Bd. 75; S. 593-605 [hier: 594].
[2] Ebd.: 593.
[3] Ebd.: 594.
[4] So heißt es in der „Frankfurter Zeitung“ am 30. Dezember 1924 zur Karlsruher Weihnachtsausstellung unter anderem: „Eine Dorfstraße von Guido Schreiber (Villingen), gemahnt an van Gogh, doch behauptet sie bei näherem Zusehen ihr grüngelbgekurvtes elektrisch geladenes Eigenrecht“ (zitiert nach: Andreas Zoller (1994): Guido Schreiber 1886-1974. Streifzüge durch die Baar [Katalog zur Ausstellung in der Donauhalle in Donaueschingen vom 26. März bis 4. April 1994], Hausen ob Verena, S. 11)
[5] Andreas Zoller verweist damit auf die Ambivalenz zwischen den eher traditionell geprägten, oftmals von Hans Thoma beeinflussten, Malern wie Hans Schroedter, Otto Leiber, Hermann Dischler auf der einen Seite und auf der anderen Seite dann modern, expressiv, mitunter auch expressionistsch ausgerichtete Künstlern wie Ludwig Engler, Waldemar Flaig, Paul Hirt und Richard Ackermann.
[6] Zoller 1994: 12.
Zu Guido Schreiber (13.05.1886 Bad Dürrheim – 12.11.1979 Bochum):
Maler, Zeichner; Sohn von Franz Xaver Schreiber und dessen Frau Mathilde, geb. Glöckler; Besuch der Volksschule in Bad Dürrheim, der Realschule in Villingen und für ein Jahr Besuch der Oberrealschule am Rotteckplatz in Freiburg i.B.; 1904 tritt als Postgehilfe in den Postdienst in Freiburg ein; berufsbedingt wurde er etwa 40-50 Mal versetzt und lernte so ganz Baden kennen; 1915-16 beginnt Schreiber während er beim Postscheckamt in Karlsrue beschäftigt ist zu malen und zu zeichnen; 1917 Umzug nach Villingen; in Villingen lernt er den Maler Richard Dumscheck (1884-1959) kennen; als Künstler ist Schreiber Autodidakt; ab dem Anfang der 1920er Jahre tritt er durch Ausstellungen an die Öffentlichkeit; der Freiburger Kunstverein zeigt regelmäßig Werke von ihm; Unterstützung erfährt Schreiber zudem von den Schriftleitern der „Badischen Heimat“ Max Wingenroth und Hermann Eris Busse; für die „Badische Heimat“ lieferte er immer mal wieder Illustrationen; 23.05.1921 Heirat mit Ella, geb. Rothweiler aus Villingen; in Villingen schließt sich Schreiber dem Künstlerkreis um den Buchhändler Josef Liebermann (1892-1958) an; 1924 Geburt der Tochter Dorothea; 1934 Geburt des Sohns Franzsepp; nach 1950 schafft er Illustrationen mit Ortsansichten für den „Südkurier“; 05.02.1942 Tod der Ehefrau; 1946 mit acht Aquarellen vertreten bei der Ausstellung „Maler des Schwarzwaldes und der Baar“ (Haus der Jugend, Villingen); 1951 Pensionierung und Umzug zu seiner Tochter nach Bochum; durch Reisen kommt er immer wieder nach Süddeutschland und hält seine Eindrücke zeichnerisch fest; 1986 Gedenkausstellung zum 100. Geburtstag in der Stadtsparkasse Villingen; 2008 unter dem Titel „Eine Kunstwanderung vom Hochrhein zum Schwarzwald“ fanden zwei parallel Ausstellungen mit Werken Schreibers im Stadtmuseum Wehr und im Kurhaus Wehratal in Todtmoos statt
Literatur
FREY, Roswitha: Ein Chronist der Schönheiten der Region, in: Badische Zeitung (v. 09.07.2008)
POTT, Hans-Jörg (1995):Ein Stiller im Ländle : der Maler Guido Schreiber (1886-1979), in: Badische Heimat; Bd. 75; S. 593-605
ZOLLER, Andreas (1994): Guido Schreiber 1886-1974. Streifzüge durch die Baar [Katalog zur Ausstellung in der Donauhalle in Donaueschingen vom 26. März bis 4. April 1994]; Hausen ob Verena