G E R T A    S P R I N G E R    (05.10.1880 Saarburg (Lothringen) – 23.11.1960 München)

 

Weitere Werke von Gerta Springer

 

„Ferienboote im Hafen“ (um 1935)

Öl auf Leinwand, Keilrahmen, gerahmt
undatiert [um 1935]

verso auf dem Keilrahmen oben rechts signiert „G. Springer“, sowie daneben mit der damaligen Adresse der Künstlerin bezeichnet („Friedrichstr. 2, München“), weiterhin verso auf jedem Element des Keilrahmens mittig in Blei bezeichnet „G. Springer“

2.500€

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Titel
verso auf einem Etikett in Bleistift betitelt „Ferienboote im Hafen“

Größe
Größe: 69,2 x 79,5 cm (mit Rahmen) bzw. 58 x 68,2 cm (ohne Rahmen)

Zustand
partiell sehr leicht fleckig; in den Randbereichen mitunter sehr leicht wellig; in den Randbereichen leichte Druckstellen durch dahinterliegenden Keilrahmen; verso leicht fleckig; verso am Keilrahmen oben links bez. „M1773“ (wohl Mitgliedsnummer bei der „Reichskammer der bildenden Künste“); verso am Keilrahmen oben rechts nummeriert „1842“

 

 

Werkbeschreibung
Gerta Springer wuchs in einer gut situierten Apothekerfamilie auf. Die Jugendzeit verbrachte sie ab 1891 in Baden-Baden und verzog dann zu Beginn des Jahres 1907 nach München, um dort ihren Wunsch Malerin zu werden an der dortigen Damen-Akademie zu verfolgen. Zu Beginn ihrer Studien war sie immerhin schon im 27. Lebensjahr! Zu ihren Lehrern zählten unter anderem Rudolf Nissl, Theodor Hummel, Hermann Groeber und Julius Seyler. Und möglicherweise bestand zu Seyler eine etwas engere Beziehung, da dieser zumindest bis zum Oktober 1909 in demselben Haus (Franz-Joseph-Str. 32) wie seine Schülerin wohnte. Gerta Springer blieb dort noch bis 1932/33 wohnhaft, verzog dann in die Friedrichstr. 2 und verließ schließlich 1943 kriegsbedingt München. Sie fand eine Wohnung in Törwang bei einer Bauernfamilie. 1958 kehrte sie alters- und krankheitsbedingt wieder nach München zurück.

Die Künstlerin bevorzugte Landschaftsmotive, die sie auf zahlreichen Reisen fand. Dabei steht sie ganz in einer spätimpressionistischen Tradition. Die Farbsetzung und das Farbzusammenspiel stehen im Vordergrund und lassen Springers Werke oftmals leuchtend und im besten Sinne als fröhlich erscheinen.

Das vorliegende Gemälde wird um 1935 entstanden sein und ist betitelt mit „Ferienboote im Hafen“. Obgleich das Werk nicht lokalisiert ist, so ist doch anzunehmen, dass Gerta Springer in diesem luftigen, lebendigen Motiv einen Blick auf einen Kanal in Amsterdam zeigt. Im Hintergrund dürfte die Kuppel der runden lutherischen Kirche zu sehen sein. Und ebenso verweisen die rot-weiß-blauen Flaggen auf die Niederlande im Allgemeinen.

In der farblichen Grundstruktur zeigt sich ein sehr harmonischer, angenehmer und durchdachter Aufbau. Das Blau des Wassers wird umrahmt vom Weiß und zarten Grüntönen der Boote. Hieran schließt sich ein erdiges Kolorit aus Braun- und Grüntönen der Stadtszenerie an. Die warmen, lebendigen Farben finden sich allesamt im Kanalbereich in Form von Details wie den Flaggen und Personen. Einzig die in blau ausgeführte Person im unmittelbaren Vordergrund ist eine Ausnahme und damit ein bewusster Blickfang zugleich. Der ganze Straßenausschnitt wirkt in seiner Farbgebung ruhig und dient einzig als Staffage. – Wobei auch hier Springer ein feines, kleines Detail in Form eines fahrenden, schwarzen Autos einfügte. Doch grundlegend ist es so, dass das Leben am und vor allem auf dem Wasser stattfindet. Hier sieht man Menschen, hier fahren die Boote und hier ist schließlich auch Bewegung in Form der zarten Wellen.

 

 

Zu Gerta Springer (05.10.1880 Saarburg (Lothringen) – 23.11.1960 München):
Malerin, Zeichnerin; Tochter des Apothekers Ludwig Springer und dessen Frau Henriette, geb. Gripehoven; 1891 verzog die Familie nach Baden-Baden; ab Januar 1907 besuchte Gerta Springer in München die Damen-Akademie und war dort Schülerin von u.a. Rudolf Nissl, Theodor Hummel, Hermann Groeber, Julius Seyler; zwischen 1908 und 1933 wohnte sie in der Franz-Joseph-Str. 32 (bis Oktober 1909 wohnte Julius Seyler in demselben Haus) in München; ab 1933 gemeldet in der Friedrichstr. 2 in München; 1943 erneuter Umzug nach Törwang und dort wohnhaft in einer Wohnung am Hof der Familie Staber; 1958 kehrte sie alters- und krankheitsbedingt wieder nach München zurück

Gerta Springer war nicht verheiratet und hatte keine Kinder.

Sehr engen Kontakt hatte Gerta Springer mit Paula Deppe (1886 Rokycany [Rokitzan] – 1922 Passau), die von Springer zudem stark gefördert wurde. So war es Springer, die Deppe in Kontakt mit Maria Caspar-Filser, Karl Caspar und der „Münchener Neuen Secession“ brachte. Testamentarisch wurden die Tagebücher Paula Deppes an Gerta Springer vermacht, was die enge Beziehung zwischen den Künstlerinnen belegt. Es ist anzunehmen, dass die posthume Bekanntheit Deppes vor allem durch das Engagement Springers erfolgte.

Reisen in die Bretagne, die Schweiz und in die Niederlande.

Gerta Springer schuf vornehmlich lockere, spätimpressionistische Landschaften, sowie Stillleben.

Ausstellungen (Auswahl)
1914 „Frühjahr-Ausstellung“ der Münchner Secession; 1920, 1926-27, 1930-31 Beteiligungen an der Kunstausstellung im Glaspalast München; 1934-35 Beteiligungen an den „Großen Münchner Kunstausstellungen“

Mitgliedschaften
Ab 1913/14 Münchner Künstlerinnenverein, zwischen 1914-17 saß sie in der Jury des Vereins; Kunstverein München; Münchner Künstlergenossenschaft

Werke von Gerta Springer befinden sich u.a. im Bestand folgender Sammlungen: Lenbachhaus, München; Oberhausmuseum, Passau; BikiniARTmuseum, Bad Rappenau

Literatur
Gabert, Sandra (2012): „Paula Deppe – Grenzgänge auf der Veste Oberhaus“, in: Passauer Kunstblätter; Bd. 49; S. 17-21
Gabert, Sandra (2011): Gerta Springer und die Tagebücher Paula Deppes. Eine kunsthistorisch-detektivische Suche und ihre Ergebnisse, in: Max Brunner / Petra Gruber / Sandra Gabert (Hrsg.): Paula Deppe 1886-1922. Lebensskizzen einer Künstlerin; Passau: Klinger Verlag; S. 109-119
„Allgemeines Künstlerlexikon“ (AKL), Onlineversion, Künstler-ID: 00042201