G E R D    B A U K H A G E    (10.07.1911 Herten – 01.03.1998 Köln)

 

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„Blühender Kirschbaum in Albonago (Tessin)“ (1938)

Öl auf Platte, gerahmt

€ 1.500,-

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Titel
„Blühender Kirschbaum in Albonago (Tessin)“ [so verso vom Künstler betitelt]

Technik
Öl auf Platte, gerahmt

Signatur
verso signiert “Gerd Baukhage”

Jahr
verso datiert “1938”

Größe
Größe: 51 x 33 cm (ohne Rahmen) bzw. 59,2 x 41 cm (mit Rahmen)

Zustand
mitunter etwas fleckig; im Bereich de Himmels etwas nachgedunkelt; Platte an Ecken / Kanten etwas berieben und bestoßen (unter Rahmung nicht sichtbar); Platte verso etwas fleckig und berieben

 

 

Nach einem kurzzeitigen Studium der Architektur in München (1930-32) begann Gerd Baukhage im Frühjahr 1933 ein Studium der Malerei an der Düsseldorfer Kunstakademie. Doch bereits im Sommer desselben Jahres verließ er die Akademie wieder, um sich in der Schweiz niederzulassen.

„Baukhages Familie pflegte Verbindungen zu einer Familie Iringer in Rikon im Kanton Zürich. Sie hatte schon in den Hungerjahren nach dem Ersten Weltkrieg seinen jüngsten Bruder Günther aufgenommen. Jetzt wohnte sie in Zürich und bot dem jungen Künstler einen Arbeitsplatz in einer Gartenlaube im Vorort Honk. Er malte freundliche Landschaftsbilder und lebte von Gelegenheitsverkäufen, bis die Behörden auf ihn aufmerksam wurden und ihn – ohne Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis – Anfang 1934 auswiesen. Erst zwei Jahre später – er hat sich in jenen Monaten bei Geschwistern und Bekannten in Deutschland aufgehalten – kehrte er zurück und fand bei einer Marty Hochstrasser, die er durch die Iringers kennenlernte, eine Bleibe in Lugano.“ [1]

Bis zu Beginn des Zweiten Weltkriegs blieb Baukhage in Lugano ansässig und betätigte sich dort als Landschaftsmaler.

Vorliegendes Gemälde datiert auf 1938 und entstand demnach während dem zweiten Schweizaufenthalt des Künstlers in Lugano. Explizit hat er diesen hier gezeigten, titelgebenden ‘blühenden Kirschbaum’ im kleinen Tessiner Dorf Albonago, an den Hängen des Monte Brè, etwas östlich von Lugano, gefunden und als Motiv gewählt.
Vor dem Betrachter verläuft ein heller Weg quer entlang. Der leicht aus der Bildmitte nach rechts gerückte Kirschbaum reicht mit seinen jungen, blühenden Zweigen bis an fast alle Bildränder – seine Blüten heben sich dabei durch ihre pastose Ausführung markant aus dem Bild heraus. Hinter dem Baum führt ein Hang hinab, es folgt ein Gebäude, sowie am linken Bildrand der Ausschnitt eines Baumes und schließlich im Hintergrund das Gebirge.
Eine farblich und kompositorisch sehr schöne, verhalten expressive Komposition aus einer für den Künstler biografisch wichtigen und interessanten Schaffensphase.
Derartige qualitativ gute Frühwerke von Gerd Baukhage sind eine Seltenheit.

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[1] Becker, Wolfgang (2002): Gerd Baukhage. 30 Jahre Malerei, Köln: Wienand, S. 9.

 

 

Zu Gerd Baukhage (10.07.1911 Herten – 01.03.1998 Köln):
Maler, Zeichner.
Viertes von fünf Kindern des Hertener Architekten Hugo Baukhage und dessen Frau Magdalene Leonore, geb. Sprenger
1930-32 Studium der Architektur an der Technischen Hochschule (München)
1932 Umzug nach Düsseldorf
ab Frühjahr 1933 Besuch der Kunstakademie Düsseldorf (seine Probezeit absolvierte er bei Werner Heuser, später besuchte er Kurse von Theo Champion)
im Sommer 1933 Umzug in die Schweiz und dort wohnhaft bei einer befreundeten Familie in Rikon (Kanton Zürich)
Baukhage arbeitete in einer Gartenlaube in einem Vorort und malte nebenher Landschaftsansichten
Anfang 1934 wurde er aus der Schweiz ausgewiesen, da er keine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis besaß
bis 1936 kam er bei Geschwistern und Bekannten in Deutschland unter, bevor er erneut in die Schweiz, dieses Mal nach Lugano, verzog
bis Kriegsbeginn 1939 in der Schweiz ansässig und tätig als Landschaftsmaler
1939-45 Kriegsdienst und bis 1948 russische Gefangenschaft
ab 1949 in Köln ansässig
Baukhage unternahm mehrere Studienreisen in den Mittelmeerraum
ab den 1960er Jahren entwickelte er eine eigene Bildsprache, wobei besonders seine ‚Versperrungen‘ zu nennen sind
1968 Heirat mit der Ärztin Maria Theresia Solbach (1922-2019)
1989 malte er sein ‚letztes Bild‘
1990 erblindete er
2006 wurde in Köln-Lövenich eine Straße, der Gerd-Baukhage-Bogen, nach ihm benannt Werke

Sammlungen
Zahlreiche Gemälde befinden sich im Kölnischen Stadtmuseum. Diese wurden 2011 von der Witwe als Schenkung übergeben. Karl-Ernst-Osthaus-Museum, Hagen; Museum Ludwig, Köln; Städtisches Museum, Leverkusen; Universitätsmuseum Marburg; Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Ausstellungen (Auswahl)
1950 „Vier Malerpersönlichkeiten“, Herten, Städtischer Kulturring
1969 Köln, Französisches Institut (Einzelausstellung)
1970 Köln, Galerie Klang (Einzelausstellung)
1977 „Gerd Baukhage – Objektbilder und Zeichnungen“, Leverkusen, Städtisches Museum
1977 Kassel, documenta 6
1981 „Präsenz der Zeitgenossen 1 Gerd Baukhage“, Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum
1989-90 „Gerd Baukhage. Bilder“, Köln, Josef-Haubrich-Kunsthalle & Recklinghausen, Städtische Kunsthalle
1997 “Bilder von 1968 bis 1987”, Galerie Mronz, Köln

Literatur
Becker, Wolfgang (2002): Gerd Baukhage. 30 Jahre Malerei; Köln: Wienand
Bott, Gerhard (Mitarb.) (1981): Gerd Baukhage. Präsenz der Zeitgenossen 1 [Ausstellungskatalog], Nürnberg: Germanisches Nationalmuseum
Partsch, Susanna: Baukhage, Gerd, in: „Allgemeines Künstlerlexikon (AKL)“, Onlineversion, Künstler-ID: 10109876
Ruhrberg, Karl (Hrsg.) (1979): Handbuch Museum Ludwig. Kunst des 20. Jahrhunderts [Bd. 2], Köln, S. 49