E R I C H    R E I N    (13.02.1899 Mitwitz – 26.05.1960 Stockburg)

 

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„Baumgruppe im Brigachtal“ (1946)

Öl auf Holz, gerahmt [wohl Originalrahmen]

€ 670,-

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Titel
„Baumgruppe im Brigachtal“ [so verso oben links in Blei betitelt]

Technik
Öl auf Holz, gerahmt [wohl Originalrahmen]

Signatur
unten rechts signiert „Erich Rein“

Jahr
unten rechts datiert „1946“

Größe
Größe: 65 x 77,5 cm (mit Rahmen) bzw. 51,9 x 64,5 cm (ohne Rahmen)

Zustand
partiell schwach fleckig; an den Rändern und Ecken etwas bestoßen und berieben (unter Rahmung nicht sichtbar)
Rahmen etwas berieben und vereinzelt mit kleinen Abplatzern
Holz verso berieben; Rahmen verso oben rechts bez. „R. 40,-“ (wohl früherer Rahmenpreis)

 

 

Erich Rein studierte an der Kunstakademie in Leipzig (1915-17), bevor er seinen freiwilligen Kriegsdienst leistete. Nach seiner Rückkehr setzte er sein Studium in Karlsruhe fort (1919-21) und kam dann zu der Gutacher Malerkolonie im Schwarzwald. Diese wurde von den Malern Wilhelm Hasemann und Curt Liebich begründet, blieb stets aber ein loser Verbund von Künstlern blieb, die nach Gutach kamen und dort wirkten. Liebich war zeitweise ein Mentor Reins, der wiederum ein Lehrer für den nur wenig jüngeren Karl Kühnle gewesen war.
1926 verließ Rein Gutach und zog nach Stockburg, einem heutigen Ortsteil von St. Georgen im Schwarzwald. Dort erbaute sich sein eigenes Haus als eine Art „Gesamtkunstwerk“ – eine Aufgabe, die ihn auch in den folgenden Jahrzehnten immer beschäftigte.
Stilistisch war Erich Rein in diesem frühen Schaffen stark von Hans Thoma beeinflusst und er fand schon damals zu seinen bevorzugten Sujets: dem Bildnis und der (Schwarzwald-)Landschaft.
Ab den späten 1920er Jahren erhielt Rein öffentliche Aufträge und konnte u. a. Kirchen und öffentliche Gebäude ausmalen, schuf Plastiken und Grabsteine. Daneben gab es zeitlebens viele private Aufträge.

Dieses Gemälde entstand in der unmittelbaren Nachkriegszeit und zeigt dem Titel nach eine “Baumgruppe im Brigachtal”. Erich Rein hatte wenige Jahre zuvor (1942) die deutliche jüngere Ruth Körner (1919-1997) geheiratet, 1948 kam die Tochter Angelika zur Welt.
Dieses Motiv aus dem Brigachtal ist eine ganz zeitlose, idyllische Szenerie, die der Künstler hier festhält. Rein blieb von jeglichen modernen, gar avantgardistischen Strömungen stets unbeeinflusst, was sich an diesem Werk auch deutlich zeigt. Es ist gut vorstellbar, dass diese ruhige Landschaft ganz dezidiert ein künstlerischer Gegenpol zum Schrecken des immer noch nachwirkenden Weltkrieges sein sollte.

 

 

Zu Friedrich Erich Rein (13.02.1899 Mitwitz – 26.05.1960 Stockburg):
Maler, Zeichner, Bildhauer, Restaurator.
Sohn des Rentamtverwalters Friedrich Otto Rein (1863-1914) und dessen (zweiter) Ehefrau Marie Margarethe, geb. Hinzsch (1860-1954).
1909-15 Besuch des Alten Gymnasiums in Schweinfurt.
Bereits in der Jugendzeit zeigt sich das künstlerische Talent.
1915-17 Studium an der Kunstakademie in Leipzig, welches durch Kriegsdienst unterbrochen wird. Erich Rein meldet sich genau an seinem 18. Geburtstag als Kriegsfreiwilliger (Westfront).
Nach Kriegsende setzte er sein Studium in Karlsruhe fort (1919-21), da dort ein Onkel mütterlicherseits lebte.
Anfang der 1920er kurzzeitig in München ansässig.
Wohl im Sommer 1921 kam Rein zu der Gutacher Malerkolonie im Schwarzwald. Sein damaliger Mentor war Curt Liebich (1868-1937). Rein wurde damals Mentor des etwas jüngeren Karl Kühnle (1900-1981).
1926 löst „Tutti“ Aschenbrenner auf Drängen ihres Vaters die Verlobung, was zu einem biografischen Bruch bei Rein führt, der hierauf nach Stockburg, einem heutigen Ortsteil von St. Georgen im Schwarzwald zieht.
In Gutach hatte Reine seine produktivste Schaffensphase.
In Stockburg begann Erich Rein mit Hilfe seines Vetters Friedrich „Frieder“ Hinzsch ein eigenes Künstlerhaus in südtiroler Stil zu erbauen. Über Jahrzehnte erweitere und veränderte Rein sein als „Gesamtkunstwerk“ betrachtetes Haus.
1929-30 Aufenthalte im nahe gelegenen Triberg und dort mitunter auch tätig als Gymnastik- und Ballettunterricht. Daneben unternahm er Reisen nach Italien, in die Schweiz und nach Tirol.
Rein pflegte damals enge Kontakte zu u. a. Hermann Wiehl und Willi Dorn.
Der Villinger Kunsthändler Josef Rettich unterstützte Rein, stellte seine Werke aus und fand hierfür Kunden.
In den späten 1930er Jahren war Rein als „Schwarzwaldmaler“ in der südbadischen Region bekannt.
1939 konnte er sich bei Kriegsbeginn durch häufige Wohnortwechsel und Verstecke vorerst einer Einberufung entziehen. Im Mai 1944 wurde er dann schließlich vom Wehrbezirkskommando Donaueschingen als „völlig untauglich“ aus dem Wehrdienst entlassen.
03.10.1942 Heirat mit Ruth Körner (1919-1997). Das Paar hatte in den ersten Jahren finanzielle Schwierigkeiten.
01.12.1948 Geburt der Tochter Angelika.
In den frühen 1950er Jahren erneute Aufenthalte in Triberg und dort abermals Lehrer für Gymnastik und Ballett.
Ab etwa 1950 wandte sich Rein vor allem der Bildhauerei zu.
1954 verließ er Frau und Kind und bereiste er das Rheinland und Westfalen (Umkreis um Porta Westfalica) und erhielt dort mehrere private und öffentliche Aufträge.
1955-57 Aufenthalt in Italien.
1958-59 erneuter Aufenthalt in Westfalen (Minden-Ravensberg).

Ausstellungen
In den 1920er Jahren wird Rein Ausstellungen in u. a. Karlsruhe und Mannheim beschickt haben, die sich aber heute nur noch durch Briefe nachweisen lassen.
1946 „Maler des Schwarzwaldes und der Baar“, Haus der Jugend, Villingen
2017 „Die Gutacher Malerkolonie, einst und heute“, Museum Hasemann-Liebich, Gutach

Aufträge (Auswahl)
1929-30 Gestaltung des Kriegerehrenmals für die Wallfahrtskirche „Maria in der Tanne“, Triberg.
In den 1930er Jahren gestaltete Rein das Stadtwappen Sankt Georgens in Form eines wandgroßen Gemäldes (verschollen).
1959 Plastik des Gekreuzigten (bis etwa 2003 in der Friedhofskapelle zu Rehme an der Weser (wohl zerstört)).

Stilistisch war Erich Rein in seinem frühen Schaffen stark von Hans Thoma beeinflusst und er fand schon damals zu seinen bevorzugten Sujets: dem Bildnis und der (Schwarzwald-)Landschaft. Gerade seine Gutacher Schaffenszeit wird als äußerst produktiv und qualitativ angesehen (vgl. K.-P. Schumann). Von (abstrakten) Tendenzen der Kunst ließ sich Rein nicht beeinflussen, nahm diese allenfalls als Betrachter war, was ihn aber zugleich auch ab 1945 mehr und mehr ins Abseits stellte.

Sammlungen
Gemeinde Mitwitz, Schwarzwaldmuseum (Triberg), Franziskanermuseum (Villingen), Universität Göttingen.

Literatur
Schumann, Klaus-Peter (2011): Ein Nachfolger Hans Thomas? Ein Epigone Ernst Barlachs? Zu Biografie und Werk des Malers und Bildhauers Erich Rein (1899–1960), in: Westfalen. Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde, Bd. 89, S. 301-349