E R I C H    H A R T M A N N    (07.01.1886 Elberfeld – 23.09.1974 Sylt)

 

Weitere Werke von Erich Hartmann

 

 

Bergdorf mit blauem Auto (1959)

Aquarell auf Ingresbütten, ungerahmt

€ 430,-

Kaufanfrage

 

 

Titel
ohne Titel [Bergdorf mit blauem Auto (Rhonetal?)]

Technik
Aquarell auf Ingresbütten, ungerahmt

Signatur
unten rechts in Blei monogrammiert „H“, sowie verso unten rechts Nachlassstempel

Jahr
unten rechts in Blei datiert „28. III. [19]59“

Größe
Größe: 43 x 60,5 cm

Zustand
leichte Druckstellen im Blatt; partiell schwach fleckig; am unteren Rand rechts kleine Einrisse, sowie hier horizontal verlaufende Stauchung; Ecken leicht bestoßen; verso leicht fleckig, sowie verso unten rechts in Blei nummeriert „123“[?]

 

 

Erich Hartmann, Sohn eines Buchhändlers, erhielt seine künstlerische Ausbildung anfangs an der Düsseldorfer Akademie bei Eduard von Gebhardt (1903-06), ab Mai 1908 an der Münchner Akademie in der Radierklasse Peter von Halms, sowie kurzzeitig im Pariser Atelier Stettler bei Simon und Menard (Sommer 1908). Sein Studium in München beendete er 1912. Ende 1912 reiste er nach Paris und blieb dort bis 1914.
Im Ersten Weltkrieg wurde er u. a. als Dolmetscher eingesetzt. Nach einer Verletzung kam er in ein Lazarett in Altona und blieb anschließend dort.
Im März 1917 heiratete er Ida Jenichen. Finanzielle Not beherrschte in der Folge das junge Paar.
Hartmann konnte sich in seiner Heimatstadt Wuppertal langsam als Künstler etablieren und 1919 verkehrte er im Umkreis von „Mutter Ey“, wodurch er sich auch an der Ausstellung der Gruppe „Das Junge Rheinland“ beteiligte. In demselben Jahr trat er der Hamburgischen Sezession, dem Deutschen Künstlerbund und der Hamburgischen Künstlerschaft bei.
Bis 1924 konnte Hartmann bei der Kaiverwaltung Hamburg arbeiten, um so das benötigte Geld zum Lebensunterhalt dazu zu verdienen.
Von 1922 bis 1944 war er Dozent an der privaten Kunstschule von Gerda Kopel in Hamburg.
1924 unternahm er einen wichtigen dreimonatigen Studienaufenthalt in Italien.
Da sich die wirtschaftliche Lage des Künstlers nicht besserte, war er 1932 auf Unterstützung durch die Künstlernothilfe angewiesen.
Im Dritten Reich musste Hartmann einerseits Repressalien erdulden, konnte andererseits aber auch an mehreren offiziellen Ausstellungen teilnehmen. Bereits 1933 wurden Wandbilder von ihm aus dem Jahr 1929 in der Mensa Neue Rabenstraße (Hamburg) vernichtet. Weitere in der Folgezeit vernichtete Wandbilder waren in den Turnhallen der Schulen in Fuhlsbüttel (von 1926) und in Horn (von 1931). 1935 wurde ein Bild von Erich Hartmann acht Tage nach der Ausstellungseröffnung in der Hamburger Kunsthalle abgehängt. 1937 werden elf Arbeiten bei der Aktion „Entartete Kunst“ in Dortmund und Hamburg beschlagnahmt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt Erich Hartmann von 1946 bis 1953 eine Professur an der Landeskunstschule Hamburg.
Für sein Schaffen wurde er 1955 mit dem Edwin-Scharff-Preis der Stadt Hamburg geehrt und ebenso wurde er zum Ehrenmitglied des BBK Hamburg ernannt.

Die späten 1950er Jahre bilden im Schaffen Erich Hartmanns eine wichtige Phase, da er ab hier nochmals einen anderen, stärker abstrahierten Stil entwickelte. Stefanie Kristina Werner schreibt dazu:

“Seit Beginn der fünfziger Jahre setzte sich die abstrakte Kunst in Deutschland immer mehr durch, der Hartmann mit seinen Flächenkompositionen entgegentrat. Der Raum wurde in den Gemälden von 1954 bis 1958 in Flächen zerlegt und so zu einem abstrakten Gefüge. Die im Bild dargestellten Gegenstände oder Figuren wurden in abstrahierter Form erfasst. Um 1959 macht sich ein Stilumbruch bemerkbar, der die Überwindung der strengen Flächenkomposition bedeutete. Die Auflösung der Flächen in jetzt eher als Farbfetzen zu bezeichnende Strukturen ist offensichtlich. Neue bildnerische Mittel wurden gesucht und spontanere und expressivere Ausdrucksweisen setzten sich im Laufe der zwei Jahrzehnte durch. Die Annäherung an die internationale abstrakte Malerei ist offensichtlich.” [1]

Dieses vorliegende Aquarell ist mit der taggenauen Datierung auf den 28. März 1959 in die frühe Phase der künstlerischen Veränderung einzuordnen. Die Flächen sind hier freilich nicht aufgelöst und von „Farbfetzen“ mag man sicher auch nicht reden, doch ist die Abstraktion im Gegensatz zu früheren Landschaften erhöht und gerade im rechten Bildbereich zeigen sich deutlich schnellere, „wildere“ Pinselstriche, wogegen die Gebäude und das Auto noch ganz realistisch ausgeführt sind.
Aus demselben Jahr ist das Werk „Rhonetal“ (WV: 201, siehe Abb. unten) mit dem ganz ähnlichen Berdgdorf-Motiv nachweisbar, so dass auch für dieses Aquarell eine Verortung in das Rhonetal plausibel sein könnte.

————————————————————————
[1] Hierzu: S. K. Werner (2011): Erich Hartmann (1886-1974) Leben und Werk eines Hamburger Malers, Hamburg, Diss., S. 193f.

 

 

Zu Erich Hartmann (07.01.1886 Elberfeld – 23.09.1974 Sylt):
Bereits als Jugendlicher zeichnerisch tätig; 1903-06 Kunststudium an der Düsseldorfer Akademie (bei Prof. Eduard von Gebhardt); im Anschluss Studium an der Privatkunstschule Hermann Gröber (München); Sommer 1908 Studium bei Peter von Halm (erlernen des Radierens); bis 1909 tätig im Pariser Atelier Stettler beim Simon und Menard; 1909-11 freischaffend tätig in München, Dortmund, Paris; Reisen in Deutschland, nach Italien und Russland; Ausbildungende 1912 (Münchener Akademie); bis 1914 lebte er in Paris; Kriegseinsatz als Dolmetscher und Soldat; nach einer Verletzung kam er in ein Lazarett in Altona und blieb anschließend dort; März 1917 Heirat mit Ida Jenichen; finanzielle Not beherrschte die junge Familie; bis 1924 konnte Hartmann bei der Kaiverwaltung Hamburg dazu verdienen; 1922-44 Dozent an der privaten Kunstschule von Gerda Kopel; 1924 dreimonatiger Studiensaufenthalt in Italien; 1919 Beitritt zur Hamburgischen Sezession, dem Deutschen Künstlerbund und der Hamburgischen Künstlerschaft; 1925 Mitglied im Altonaer Künstlerverein; Hartmann engagierte sich kulturpolitisch; 1932 Unterstützung durch die Künstlernothilfe; 1933 wurden Wandbilder Hartmanns (von 1929) in der Mensa Neue Rabenstraße (Hamburg) vernichtet); 1934 Zuweisung eines Ateliers im Ohlendorffhaus; weitere vernichtete Wandbilder waren in den Turnhallen der Schulen in Fuhlsbüttel (von 1926) und in Horn (von 1931); Sommer 1934 Studienreise nach Norwegen; 1935 wurde ein Bild von Erich Hartmann acht Tage nach der Ausstellungseröffnung in der Hamburger Kunsthalle abgehängt; 1936 Studienreise nach Italien (mit Unterstützung der Amsinck-Stidtung); kein Kriegseinsatz; 1937 werden elf Arbeiten bei der Aktion -Entartete Kunst- beschlagnahmt; 1946-53 Professur an der Landeskunstschule Hamburg; 1955 Edwin-Scharff-Preis der Stadt Hamburg; Ehrenmitglied des BBK Hamburg

Literatur
BRUHNS, Maike (2001): Kunst in der Krise (Band 2); Dölling und Gallitz; S.180-183
WERNER, Stefanie Kristina (2011): Erich Hartmann (1886-1974). Leben und Werk eines Hamburger Malers. Mit einem Verzeichnis der Gemälde und der -Kunst am Bau- (Diss.)