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Brief vom 10. März 1924

Maschinenschriftlich auf Briefpapier (auf Seite 1 handschriftliche Annotation in dunkler Tinte), 1 ½ Seiten beschrieben, Papier vertikal und horizontal für Briefumschlag gefaltet

o.r. lokalisiert und datiert „Wien, 10. März 1924 / I. Kolowratring 3“

am Ende des Schreibens handschriftlich signiert „Oscar Bondy“, auf Seite 1 o.l. Namenszug im Druck

€ 440,-

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Titel
Brief vom 10. März 1924 an den „Verein der Museumsfreunde, zu Handen des Herrn Schriftführers Dr. F. Ottmann (i.e. Dr. Franz Ottmann (29.01.1875 Wien – 30.03.1962 ebd.)), Wien XIX“

Größe
Größe: 22,8 x 14,7 cm (je Seite) bzw. 22,8 x 29,4cm (ausgeklappt)

Zustand
Papier vertikal und horizontal für Briefumschlag gefaltet; leichte Druckstellen; Ecken etwas bestoßen; Ecke o.r. mit kleiner Knickspur; leicht nachgedunkelt

 
 

Text des Briefes von Oscar Bondy an den „Verein der Museumsfreunde“ (Wien)

„Oscar Bondy                         Wien, 10. März 1924
                                             I. Kolowratring 3

Verein der Museumsfreunde,
zu Handen des Herrn Schriftführers Dr. F. Ottmann, Wien XIX

Im Besitz Ihrer geehrten, mir heute zugekommen Zuschrift bin ich gerne bereit, Ihnen für die geplante Renaissance-Ausstellung die gewünschten Bilder und Skulpturen zur Verfügung zu stellen, kann jedoch im Hinblick auf die bei früheren Ausstellungen gemachten Erfahrungen auf eine halbwegs zureichende Versicherung der Kunstwerke, deren Höhe zu bestimmen ich mir vorbehalte [1], nicht verzichten. Von den angesprochenen Objekten besitze ich Photographien des Cariani-Bildnisses, sowie des Triptychons von Jacopo del Casentino. Aufnahmen des Lotto und der toskanischen Leuchterengel muss ich erst anfertigen lassen und bin gerne bereit, Ihnen die Photographien sodann leihweise zur Verfügung zu stellen.

[Seite 2]

Dem avisierten Besuche des Herrn Dr. Planiscig [2] sehe ich nach Rückkehr von einer Reise, die ich nächster Tage antrete, in der letzten Märzwoche mit Vergnügen entgegen und empfehle mich hochachtungsvoll
Oscar Bondy“

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[1] Kursiver Part ist handschriftliche Anfügung im Text.
[2] Dr. Leo Planiscig (31.08.1887 Görz – 07.07.1952 Florenz).

 
 

Beschreibung
Bei der von Oscar Bondy im vorliegenden Brief angesprochenen ‚geplanten Renaissance-Ausstellung‘ wird es sich um die 1924 durchgeführte Ausstellung „Meisterwerke italienischer Renaissancekunst aus Privatbesitz“ handeln. Ihres Zeichens die zweite Ausstellung des Wiener „Vereins der Museumsfreunde“.

Interessanterweise spricht Bondy hier bereits Objekte an, welche für die Schau angedacht waren und dann auch tatsächlich ausgestellt wurden.
Darunter u.a. ein „[Triptychon] von Jacopo del Casentino“. Dieses war dann auch tatsächlich Teil der Ausstellung, wurde im Späteren bei Bondys Nachlassversteigerung 1949 in New York von Karel Goldschmidt (? – 1989) ersteigert und tauchte, nach Goldmanns Tod, zuletzt 1995 bei einer „Christie´s“-Auktion in New York auf [3]. Der momentane Verbleib ist unbekannt.
Weiterhin wird ein Bildnis von Giovanni Cariani, ein Werk des Lorenzo Lotto [4] und ein toskanischer Leuchterengel erwähnt.

Zuletzt wird ein diesbezügliches Treffen mit Dr. Leo Planiscig angesprochen, auf welches sich Oscar Bondy bereits freut.

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[3] 11.-12. Januar 1995, Christie´s, New York, Auktion [Sale 8100], Los 119.
[4] Hierbei dürfte es sich wohl um das ‚Porträt eines Humanisten‘ handeln, welches am 24. Juni 2004 bei „Christie´s“ in Paris versteigert wurde (Sale 5087, Los 71). Dort jedoch nur noch vorsichtig als „Nachfolger“ bezeichnet.

 
 

Zu Oscar Bondy (19.10.1870 Wien – 03.12.1944 New York):
Unternehmer und Kunstsammler; Sohn von Philipp Bondy (1830-1901) und dessen Ehefrau Pauline, geb. Hellmann (1839-1903); Oscar Bondy besaß Zuckerfabriken in Zditz (tschechisch: Zdice) und in Böhmisch Meseritsch (tschechisch: České Meziříčí); ansässig war er in Wien (Kolowratring 3 (ab 1928: Schubertring 3)); während des Anschlusses Österreichs an das Reich war Bondy in der Tschechoslowakei und floh zuerst in die Schweiz bevor er in die USA emigrierte; seine umfangreiche und bedeutende Kunstsammlung wurde arisiert; nach Ende des Krieges wurden die meisten Objekte an seine Witwe Elisabeth (1890-1974) restituiert; neben Kunstobjekten war Bondy auch Musikliebhaber und sammelte Musikinstrumente (v.a. Geigen)