U N B E K A N N T E R    K Ü N S T L E R :    wohl Selbstbildnis des Künstlers mit Glaskugel (1946)

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wohl Selbstbildnis des Künstlers mit Glaskugel (1946)

Öl & Tempera auf Hartfaserplatte, ungerahmt
unten rechts ungedeutet monogrammiert
unten rechts datiert „1946“

€ 4.900,-

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Titel
ohne Titel [wohl) Selbstbildnis des Künstlers mit Glaskugel]

Größe
Größe: 95 x 110 cm

Zustand
Ecken und Kanten etwas bestoßen und leicht berieben; in den Randbereichen mitunter sehr kleine Verluste der Farbschicht; mitunter leicht fleckig; Platte verso etwas berieben und leicht fleckig, sowie im oberen Bereich geschwärzt

 

 

Der Künstler dieses beeindruckenden, großformatigen Gemäldes ist nicht bekannt. Es wird sich dabei um einen deutschen Künstler handeln, der sich möglicherweise in diesem Werk selbst porträtierte.

Dieser Mann mittleren Alters tritt in der Bildmitte dem Betrachter en face entgegen. Sein Körper scheint den dunklen Hintergrund zu teilen, so dass sich zwischen den beiden schwarzen Bereichen an den Seiten ein tiefes Blau im Rücken des Mannes zeigt. Die durchgehend schwarze Kleidung besteht aus einem weiten, am Hals abschließenden Umhang. Die mittellangen, leicht gelockten, blonden Haare sind locker zu einem Scheitel gezogen. In seiner rechten Hand hält er eine Glas- bzw. Kristallkugel, während die linke Hand ausgestreckt ist und damit ganz direkt den Betrachter adressiert.

Das gesamte Motiv ist vom Kolorit her dunkel – und damit vielleicht auch bewusst klandestin – gehalten. Deutlich ist eine religiöse Aufladung zu erkennen, wobei damit keinesfalls eine christliche oder konfessionelle Verortung gemeint sein muss. Vielmehr wirkt dieser Mann wie ein Individualist und würde damit eher zu dem breitgefassten Terminus eines „Mystikers“ passen. Neben der Kleidung ist es vor allem auch die an Wahrsager und Prophetien erinnernde Glas- oder Kristallkugel, die den Dargestellten in eine Nähe zur Esoterik bzw. zum Okkultismus bringt. Bedenkt man hierbei wie populär und verbreitet sowohl okkulte bzw. parapsychologische Theorien und auch Praktiken in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren, so lässt es nicht wundern, wenn nun auch in der unmittelbaren Nachkriegszeit ein Künstler hierauf Rückgriff hält.

Das Objekt der Glas- oder Kristallkugel findet sich in der Kunstgeschichte immer wieder und bezogen auf die Moderne mag man hier wohl zuerst denken an Max Beckmanns „Selbstbildnis mit Glaskugel“ aus dem Jahr 1936.

Bezogen auf die exzellente malerische Umsetzung, zeigen sich deutliche Anknüpfungspunkte zur Neuen Sachlichkeit und damit zweifelsohne dann auch zu altmeisterlichen Malweisen. Der Künstler verwendet eine Platte als Malgrund auf die er dann eine lasierende Mischtechnik aus Öl- und Temperafarben schichtweise aufträgt.

Die malerische Präzision, die sich vor allem in den Händen, im Gesicht, aber auch in der Kugel zeigt, ist jener Aspekt, der schon Mitte der 1920er bei neusachlichen Werken ambivalent diskutiert wurde. Einerseits sprechen Kritiker begeistert von „gerettetem Wollen und Können“ und von einer Technik, die „wieder zu ihrem Rechte kommt“. Und andererseits wird schlicht eine kühle, seelenlose „Ingenieurkunst“ konstatiert.

Im vorliegenden Fall verweisen sowohl die malerische Ausführung als auch das inhaltsschwere, symbolreiche Motiv auf die außergewöhnlich hohe Qualität dieses ungewöhnlichen Bildnisses.