R U D O L F N I S S L (13.04.1870 Fügen – 02.10.1955 München)
stehender junger Akt mit Tuch im Atelier des Künstlers (um 1910-20)
Öl auf Leinwand, Keilrahmen, gerahmt
€ 2.800,-
Titel
ohne Titel [stehender junger Akt mit Tuch im Atelier des Künstlers, vor einem dunkelroten Kanapee, dahinter ein weggezogener Vorhang rechts, sowie ein Paravent mit floralem Muster links]
Es handelt sich um eine Darstellung im Münchner Atelier des Künstlers; motivisch vergleichbar u. a. mit dem Gemälde „Im Atelier“ (Abb. in „Jugend“ (1917, Jg. 22, Heft 23, S. 444 – Vergleichsabb. davon ist unten angefügt) [1].
Technik
Öl auf Leinwand, Keilrahmen, gerahmt
Signatur
unten links in Schwarz signiert „R. Nissl“
Jahr
undatiert [um 1910-20]
Größe
Größe: 51 x 67 cm (ohne Rahmen) bzw. 64,6 x 81,1 cm (mit Rahmen)
Zustand
insgesamt etwas nachgedunkelt; leicht fleckig; in den Randbereichen sehr leicht berieben (unter Rahmung nicht sichtbar); Leinwand verso oben rechts in Schwarz nummeriert „22“; am Rahmen an den vier Elementen jeweils mit Namen (wohl ein Vorbesitzer) bezeichnet
————————————————————————————
[1] Der hier gezeigte Paravent findet sich ebenso in dem Gemälde „stehender weiblicher Akt“ (versteigt bei Von Zengen, Bonn, 23.03.2018, Los 1461).
Zu Rudolf Nissl (13.04.1870 Fügen – 02.10.1955 München):
Maler, Zeichner, Grafiker.
Sohn des Händlers und späteren Bierwastl-Wirtes (in Innsbruck).
Besuch der Staatsgewerbeschule in Innsbruck.
1887-89 Unterricht in München bei Ludwig Schmid-Reutte.
Ab Oktober 1888 Studium an der Kunstakademie München (bei Johann Caspar Herterich, Ludwig Löfftz und Paul Höcker).
Nissl bleibt fortan in München wohnhaft.
Er unternahm mehrere Studienreise nach u. a. Dinkelsbühl, Tittmoning, Trostberg, Ottobeuren.
1907-08 unterrichtete er das Fach „Stillleben“ an der Damenakademie des Münchner Künstlerinnenvereins.
Zwischen 1908-36 war Nissl mit Illustrationen in der Wochenschrift “Jugend” vertreten. Weitere Werkabbildungen finden sich u. a. in “Velhagen & Klasings neue Monatshefte”.
Rudolf Nissl schuf vor allem Landschaften, weibliche Figurenbilder, Akte, Stillleben und Interieurs.
„Seine erotisch konnotierten (Jungmädchen-, Frauen-)Akte werden eine Zeitlang von Androgynität und symbolistischen Sinngehalten dominiert, die schlanken Figuren stehen häufig vor Spiegeln […] und bunten Vorhängen oder liegen auf Ruhebetten mit ausgebreiteten Tüchern, was von der zeitgen. Kritik gelegentlich mit „unerträgliche Süßeleien“ abgetan wird“ (Ulla Heise).
Mit seinem Schaffen liefert Nissl „einen charakteristischen Beitrag zur Münchner Schule“ (Ulla Heise).
„Rudolf Nißl versteht es, prachtvoll gemalte weibliche Akte (wie auch Gewandfiguren) in und mit dem ebenso prachtvoll vertieften Innenraum, dessen Möbeln und Ausstattungsstücken zu Gemälden von hohen koloristischen Qualitäten und wohltuender Harmonie zu vereinen“ (Friedrich Haack).
Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)
ab 1896 Beteiligungen an den Ausstellungen im Glaspalast, München
1904 Weltausstellung in St. Louis
1905 2. Deutsche Künstlerbund Ausstellung, Berlin
ab 1905 Beteiligungen an den Ausstellungen der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession Wien
1906 Elfte Ausstellung der Berliner Secession, Berlin
1909 Exhibition of Contemporary German Art, Metropolitan Museum of Art, New York (USA)
1911-12 Annual Exhibition, Pittsburgh (USA)
1934 Deutsche Frühjahrsausstellung, Mathildenhöhe, Darmstadt
1934 Große Münchner Kunstausstellung, Neue Pinakothek, München
1938-44 Große Deutsche Kunstausstellung (München)
Mitgliedschaften
1897-1938 Münchner Secession
Wiener Secession
Auszeichnungen / Preise
1900 Anerkennung bei einer Ausstellung in Paris
1905 Verleihung der 2. Goldmedaille in München
1911 Verleihung des Professorentitels
Sammlungen
Lindenau-Museum (Altenburg)
Kunsthalle Bielefeld
Heimatmuseum Dinkelsbühl
Heimat- und Museumsverein Fügen
Kaiserjäger-Museum (Innsbruck)
Lenbachhaus München
Neue Pinakothek (München)
Belvedere (Wien)
Literatur
— Heise, Ulla: Rudolf Nissl, in: „Artists of the World (AOW) / Allgemeines Künstlerlexikon (AKL)“, De Gruyter-Verlag, Onlineversion
— Kirschl, Wilfried (Hrsg.) (1973): Malerei und Graphik in Tirol 1900-1940, Innsbruck: Land Tirol, S. 28
— Haack, Friedrich (1925): Die Kunst des XIX. Jahrhunderts und der Gegenwart [Teil 2. Die moderne Kunstbewegung], Esslingen: Neff, S. 192
Vergleichsabbildung
Gemälde „Im Atelier“, Abb. in „Jugend“ (1917, Jg. 22, Heft 23, S. 444).
Auch hier markant das dunkelrote Kanapee, der helle Vorhang rechts, sowie das blau-goldene Tuch, welches in der Abbildung unten auf dem Kanapee liegt, während es im vorliegenden Gemälde im Hintergrund hängt.