W A L T E R   G U T B R O D

 

Weitere Werke von Walter Gutbrod

 

 

Waldlandschaft mit Häusern

Ölfarbe, teilweise mit Terpentin verdünnt, auf Transparentpapier
u.r. in Blei datiert „1988“ [davor u.U. noch exakter datiert (06.08.1988)]

Grösse: 54,7x74cm

€ 250,-

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u.r. das Künstlersignum (drei Noten)
nicht betitelt, verso u.r. Werkverzeichnisnummer in blauem Kugelschreiber auf weißem Etikettaufkleber, weiterhin recto u.r. unter dem Künstlersignum die Werknummer des Künstlers „397B“

Zustand
Ecken minimalst bestoßen; verso angebrachter weißer Etikettaufkleber mit WV-Nr. schlägt recto durch

Provenienz
u.r. in Blei an die damalige Lebenspartnerin des Künstlers gewidmet „für meine liebe Gisele“ und nochmals rechts daneben „für Gisele“

 

 

Der an der Stuttgarter Kunstakademie (1927-32) ausgebildete Walter Gutbrod war den Großteil seines Schaffens im Haupt- bzw. Brotberuf Kunsterzieher und hiervon war er von 1937 bis 1979 am Schiller- und Mörike-Gymnasium in Ludwigsburg tätig. Nach seiner Pensionierung intensivierte er sein bereits zuvor reges künstlerisches Schaffen und es entstanden zahlreiche Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen. Lässt sich ein Suchen und Experimentieren in seinen frühen Werken erkennen, welche teils einen dezidiert expressiven Ton haben und mitunter an Van Gogh erinnern, oder teils eher impressionistisch beeinflusst sind und dabei unter anderem an Renoir denken lassen, so fand er zu einer expressiv-realistischen Ausdrucksweise, welche besonders in seinem späten Schaffen eine ganz eigene Note trägt.
Bezogen auf die gewählten Sujets blieb der Künstler ganz traditionell dem gegenständlichen ‚Kanon‘ verhaftet: Figürliches, Akte, Landschaften, Stillleben, Interieurs und Porträts. Eine Besonderheit ist aber sicherlich eine von Gutbrod bevorzugte Malweise, die sich auch in den beiden vorliegenden Werken findet. Hierzu arbeitete er mit Ölfarben, welche er mit Terpentin stark verdünnte und dann auf dünnes Transparentpapier auftrug. Nur partiell setzte er einzelne kräftigere Farbflächen, die sich leicht pastos von der beinahe an ein Aquarell erinnernden Farbumgebung abheben.
Besonders durch diese Malweise und das matte, gedämpfte Kolorit erhält das vorliegende Werk eine ganz eigene Stimmung. Der Blick scheint wie gefiltert von allem Unpassenden und gibt nur jenes preis, was dem Gemüt, dem Temperament des Malers zum damaligen Zeitpunkt als wichtig erschien. Eine gewisse Schwermut, ein Hang zur Melancholie mag man dabei der nicht lokalisierten Ansichten kaum absprechen.
In mitunter breiten Strichen zeigt sich eine bewaldete Landschaft. Die vornehmlichen erdigen Farben aus Grau- und Brauntönen lassen in ihrer tonigen Malweise an einen trüben, wolkenverhangenen Tag denken. Sonnenlicht lässt sich nirgendwo ausmachen. In den mittleren Bildbereich setzt Gutbrod vereinzelte, zart, beinahe schon schemenhaft gemalte kleine Häuser. Diese heben sich farblich ganz und gar nicht von ihrer Umgebung ab, scheinen vielmehr mit dieser zu verschmelzen. Auch sind die Gebäude jeweils auf die Grundmuster reduziert – Außenwand, Dach und einmal ein Schornstein. Deutlich zeigt sich an dieser Bildkomponente, dass ganz im Sinne des Künstlers mögliche Details gegenüber der Farbe und deren Wirkkraft in der Fläche zurücktreten.
Überaus trefflich schreibt Barbara Lipps-Kant zu Gutbrods Waldlandschaften im Allgemeinen: „Vielleicht liegt in seinen Arbeiten über den Wald, die Meditationen gleichen oder wie ein Gebet sind, sein Dank an das Wunder der Schöpfung“ (Barbara Lipps-Kant (2013): Ein reiches Künstlerleben – in Bildern durchmessen, in: Heck, Thomas Leon (Hrsg.): Walter Gutbrod 1908-1998. Malerei und Zeichnung; Dußlingen: Nous-Verlag; S. 7-12 [hier: 11]).

 

 

Zu Walter Gutbrod (05.07.1908 Stuttgart-Zuffenhausen – 06.06.1998 Ludwigsburg):
Maler, Zeichner, Kunsterzieher; bereits als Jugendlicher erste Mal- und Zeichenversuche; 1927-32 Studium an der Kunstakademie Stuttgart (bei u.a. Hans Spiegel, Robert Breyer, Alex Eckener); 1929 Aufenthalt in Nancy; 1930 Aufenthalt in Paris; 1931 Aufenthalt in Bodman am Bodensee; 1932 Lehramtsprüfung; ab 1932 wohnhaft in Duisburg und dort Lehrtätigkeit an einem privaten Institut; 28.12.1933 standesamtliche Trauung mit Lydia, geb. Siegel (1909-2004) (kirchliche Trauung am 06.01.1934); der Ehe entstammten die Töchter Regine und Linde; 1934 Reisen in die Niederlande, die Eifel und nach Spiekeroog; ab 01.04.1935 Amtsverweser im Katharinenstift Stuttgart; 1937-79 Kunstlehrer am Schiller- und Mörike-Gymnasium in Ludwigsburg; dazwischen kurzzeitige Lehrtätigkeit in Korntal (1940); 1943 Bodenseeaufenthalt; 1962 Frankreichreise; 1966, 1972, 1975, 1976, 1990 Paris-Aufenthalte; 1979 Pensionierung und Intensivierung der künstlerischen Tätigkeit; neben der bildenden Kunst war Gutbrod auch leidenschaftlicher Pianist und spielte auch vor Publikum (durch diese Leidenschaft lässt sich auch sein Künstlersignum mit den drei Noten erklären); zahlreiche Reisen und Studienaufenthalte

AUSSTELLUNGEN (Auswahl)
Einzelausstellungen: 1971 Rathaus Bietigheim-Bissingen, 1978 Landratsamt Ludwigsburg, 1983 Landratsamt Ludwigsburg, 1988 Landratsamt Ludwigsburg, 1997 Buchhandlung Aigner Ludwigsburg, 1999 Stadtmuseum Ludwigsburg, 2000 Kunsthaus Watzel Ludwigsburg, 2002 Zehntscheuer Münsingen, 2005 Kreissparkasse Münsingen, 2008 Landratsamt Ludwigsburg, 2013 Kunsthalle Heck Dusslingen, 2013 Buchhandlung Aigner Ludwigsburg; — Gemeinschaftsausstellungen: 1965 Stuttgarter Sezession Kunstgebäude am Schlossplatz, 1966 Spendhaus Reutlingen, mit Anton Greiner und Johannes Schönert, 1967 Stuttgarter Sezession Kunstgebäude am Schlossplatz, 1973 Haus Baden-Württemberg Bonn

MITGLIEDSCHAFT: Stuttgarter Sezession
ANKÄUFE: Städtisches Museum Ludwigsburg, Landratsamt Ludwigsburg, Staatsgalerie Stuttgart

Literatur
HECK, Thomas Leon (Hrsg.) (2013): Walter Gutbrod 1908-1998. Malerei und Zeichnung; Dußlingen: Nous-Verlag [mit einem Beitrag von Barbara Lipps-Kant] NAGEL, Gert K. (1986): Schwäbisches Künstlerlexikon; Kunst & Antiquitäten; S. 51
TRIER, Dankmar: Gutbrod, Walter, in: „Allgemeines Künstlerlexikon (AKL)“, Onlineversion, Künstler-ID: 00400815