W A L T E R G U T B R O D
Weitere Werke von Walter Gutbrod
Zum Themenflyer ‚Bilder des Schmerzes‘
Trauernde an Grab (1927)
Öl auf Platte, gerahmt
undatiert [1927, so die Datierung im Werkverzeichnis];
unsigniert
nicht betitelt, verso unten rechts in Blei mit der Werkverzeichnisnummer bezeichnet
Größe: 49,8 x 35 cm (ohne Rahmen) bzw. 59 x 44,5 cm (mit Rahmen)
€ 820,-
Zustand
leicht beschmutzt; Ecken/Ränder bestoßen (unter Rahmung nicht sichtbar); mitunter oberflächlich etwas berieben, sowie vereinzelt kleine Farbverluste; verso fleckig und berieben, sowie in den vier Ecken Reste früherer Befestigung
Walter Gutbrod begann bereits in Jugendjahren zu malen und zu zeichnen. So datiert das älteste erhaltene Skizzenbuch auf 1920 und bereits zu dieser frühen Zeit lässt sich durchaus das künstlerische Talent Gutbrods erkennen, wie Barbara Lipps-Kant es am Beispiel eines 1921 entstandenen Aquarells ausführt [Barbara Lipps-Kant (2013): Ein reiches Künstlerleben – in Bildern durchmessen, in: Heck, Thomas Leon (Hrsg.): Walter Gutbrod 1908-1998. Malerei und Zeichnung; Dußlingen: Nous-Verlag; S. 7-12 [hier: 8]]. Sein Kunststudium absolvierte er schließlich von 1927 bis 1932 an der Stuttgarter Akademie bei u.a. Hans Spiegel, Robert Breyer, Alex Eckener. Auf Wunsch der Eltern belegte er auch Pädagogikkurse, was im Späteren zu seiner langjährigen Tätigkeit als Kunsterzieher v.a. in Ludwigsburg führte.
Die vorliegende Zeichnung ist undatiert, lässt sich aber aufgrund einer Vorarbeit in das Jahr 1927 einordnen. Ebenso erfolgt auch im Werkverzeichnis eine Datierung in eben ist dieses Jahr und damit in die Anfangsphase seiner Studienzeit.
Gutbrod entwirft in expressiv-realistischer Manier eine nur durch zwei Hügel angedeutete Landschaft. Der Himmel liegt tief und schwer über der ganzen Szenerie. Ein einzelner kahler und wohl auch schon toter Baumstamm ragt am rechten Bildrand empor. – Dessen Pendant schließt sich links daneben in Form eines schräg stehenden, hölzernen Grabkreuzes an. Ein Teil des Querbalkens ist bereits abgebrochen.
Vor diesem Kreuz nun steht die hohe, gebeugte Gestalt einer älteren Frau. Der Kopf, das verhärtete Gesicht neigen sich zum Grab, die Arme bleiben mit ihren langen, dürren Fingern dicht am Körper und verweisen damit zugleich auf den mageren Körper der Frau. Durch das zu kurz geratene Kleid, werden zugleich die dünnen Beine wie auch die abgetragenen Arbeitsschuhe sichtbar, was den Eindruck der Armut und des Elends noch verstärkt.
Diese zeichnerisch eingefangene Bedrücktheit unterstreicht Gutbrod noch durch eine überaus subtile, wie zugleich auch raffinierte Weise. Die Trauernde wirkt wie eingezwängt zwischen dem oberen und dem linken Bildrand. Es ist sogar so, dass es so wirkt, als ob sie durch die Bildränder zusammen- bzw. niedergedrückt wirkt, so dass der Rücken schon beinahe einen Buckel bildet.
Beeindruckend expressiv realistische Komposition des damals noch nicht einmal zwanzigjährigen Künstlers!
Zu Walter Gutbrod (05.07.1908 Stuttgart-Zuffenhausen – 06.06.1998 Ludwigsburg):
Maler, Zeichner, Kunsterzieher; bereits als Jugendlicher erste Mal- und Zeichenversuche; 1927-32 Studium an der Kunstakademie Stuttgart (bei u.a. Hans Spiegel, Robert Breyer, Alex Eckener); 1929 Aufenthalt in Nancy; 1930 Aufenthalt in Paris; 1931 Aufenthalt in Bodman am Bodensee; 1932 Lehramtsprüfung; ab 1932 wohnhaft in Duisburg und dort Lehrtätigkeit an einem privaten Institut; 28.12.1933 standesamtliche Trauung mit Lydia, geb. Siegel (1909-2004) (kirchliche Trauung am 06.01.1934); der Ehe entstammten die Töchter Regine und Linde; 1934 Reisen in die Niederlande, die Eifel und nach Spiekeroog; ab 01.04.1935 Amtsverweser im Katharinenstift Stuttgart; 1937-79 Kunstlehrer am Schiller- und Mörike-Gymnasium in Ludwigsburg; dazwischen kurzzeitige Lehrtätigkeit in Korntal (1940); 1943 Bodenseeaufenthalt; 1962 Frankreichreise; 1966, 1972, 1975, 1976, 1990 Paris-Aufenthalte; 1979 Pensionierung und Intensivierung der künstlerischen Tätigkeit; neben der bildenden Kunst war Gutbrod auch leidenschaftlicher Pianist und spielte auch vor Publikum (durch diese Leidenschaft lässt sich auch sein Künstlersignum mit den drei Noten erklären); zahlreiche Reisen und Studienaufenthalte
AUSSTELLUNGEN (Auswahl)
Einzelausstellungen: 1971 Rathaus Bietigheim-Bissingen, 1978 Landratsamt Ludwigsburg, 1983 Landratsamt Ludwigsburg, 1988 Landratsamt Ludwigsburg, 1997 Buchhandlung Aigner Ludwigsburg, 1999 Stadtmuseum Ludwigsburg, 2000 Kunsthaus Watzel Ludwigsburg, 2002 Zehntscheuer Münsingen, 2005 Kreissparkasse Münsingen, 2008 Landratsamt Ludwigsburg, 2013 Kunsthalle Heck Dusslingen, 2013 Buchhandlung Aigner Ludwigsburg; — Gemeinschaftsausstellungen: 1965 Stuttgarter Sezession Kunstgebäude am Schlossplatz, 1966 Spendhaus Reutlingen, mit Anton Greiner und Johannes Schönert, 1967 Stuttgarter Sezession Kunstgebäude am Schlossplatz, 1973 Haus Baden-Württemberg Bonn
MITGLIEDSCHAFT: Stuttgarter Sezession
ANKÄUFE: Städtisches Museum Ludwigsburg, Landratsamt Ludwigsburg, Staatsgalerie Stuttgart
Literatur
HECK, Thomas Leon (Hrsg.) (2013): Walter Gutbrod 1908-1998. Malerei und Zeichnung; Dußlingen: Nous-Verlag [mit einem Beitrag von Barbara Lipps-Kant]
NAGEL, Gert K. (1986): Schwäbisches Künstlerlexikon; Kunst & Antiquitäten; S. 51
TRIER, Dankmar: Gutbrod, Walter, in: „Allgemeines Künstlerlexikon (AKL)“, Onlineversion, Künstler-ID: 00400815