W A L T E R   B E R N S T E I N   (17.6.1901 Neunkirchen (Saar) – 26.3.1981 ebd.)

 

Weitere Werke von Walter Bernstein

 

 

expressive Kriegsszene (um 1940-44)

Tusche (teilweise grau laviert) auf sandbfarbigem Papier, verso umlaufend durch Klebeband unter Passepartoutmaske, ungerahmt

€ 520,-

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Titel
ohne Titel [expressive Kriegsszene]

Jahr
undatiert [1940-44]

Größe
Größe: 22,7 x 31,3 cm (Blatt) bzw. 36,2 x 43,4 cm (Passepartoutmaske)

Signatur
unten rechts signiert

Zustand
Blatt verso umlaufend durch Klebeband unter Passepartoutmaske; in den vier Ecken kleine Einstichlöchlein (unter Passepartot nicht sichtbar); leichte Druckstellen im Blatt; sehr leicht nachgedunkelt; partiell minimalst fleckig; verso am oberen Rand etwas aufgeraut (wohl aufgrund früherer Befestigung); verso oben rechts klein in Blei nummeriert „2“

 

 

Nach dem Schulbesuch begann Walter Bernstein auf Anraten des Vaters 1914 eine Lehre in einer Neunkirchener Eisenwarenhandlung, die er 1918 beendete. Da ihn die Arbeit aber nicht befriedigte und er sich zur Kunst hingezogen fühlte, begann er eine Maler- und Anstreicherlehre (1919-22) und bildete sich parallel in Dekorationsmalerei in der Malerschule Heinrich Gentes (Zweibrücken) weiter. Nach seiner Gesellenprüfung war er 1922-23 auf Wanderung nach Karlsruhe und Nürnberg. Während seiner Arbeit in Nürnberg kam sein Drang Künstler zu werden wieder auf und er schrieb sich an der Kunstgewerbeschule ein. Bis 1926 blieb er dort und wechselte dann an die Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst in Berlin-Charlottenburg, wo er bis 1933 von u.a. Hans Meid unterrichtet wurde. Im Anschluss war er Meids Meisterschüler. 1936 heratete er die Tänzerin Bertha Bodmer, die jedoch 1939 an einer Blutvergiftung verstarb. 1937 wurde aus dem Saarbrücker Museum eine Grafik als „entartet“ beschlagnahmt. Ab 1939 musste Bernstein Kriegsdienst leisten, geriet am Ende in Gefangenschaft und kehrte 1946 ins Saarland zurück. 1947 heiratete er Maria Zewe und das Paar ließ sich in Schiffweiler nieder. Walter Bernstein engagiert sich in Künstlerkreisen, ist auf zahlreichen Ausstellungen vertreten, erhält öffentliche Aufträge für Wandgestaltungen und kann sich als Künstler endlich etablieren. 2013 wird die „Förderstiftung Walter Bernstein“ gegründet.

Die vorliegende, ungemein expressive, spontan erfasste Zeichnung ist eines der wenigen Zeugnisse aus der Kriegszeit. Hierzu schreibt Jürgen Ecker:

„Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ließ Walter Bernstein seine Kunst in seiner Berliner Wohnung zurück. Es ist außerordentlich zu bedauern, dass die Malerei und Grafik der Berliner Zeit im weiteren Kriegsverlauf ein Opfer der Flammen und der Zerstörung wurden. Walter Bernstein selbst war von 1939 – 1944 zum Kriegsdienst eingezogen, in einem Bremer Regiment und bei der Bodentruppe der Luftwaffe. Im Herbst 1939 nahm er am Polenfeldzug teil, wurde nach vier Wochen krank entlassen und 1940 bei der Flak eingesetzt. Seine Einsatzorte waren Hamburg, Rostock, Warnemünde, Lübeck und die Eifel. Wenn sich in den Einsatz- und Kampfpausen die Gelegenheit bot, griff er zum Zeichenstift.“ [1]

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[1] Jürgen Ecker (2010): Industriebild – Menschenbild. Der Grafiker und Maler Walter Bernstein; Neunkirchen; S. 22.

 

 

Zu Walter Bernstein (17.6.1901 Neunkirchen (Saar) – 26.3.1981 ebd.):
Maler, Zeichner, Grafiker; 1914-18 Lehre in der Neunkircher Eisenwarenhandlung Ludwig Becker; 1919-22 Maler und Anstreicherlehre bei der Firma Fritz Soffel in Neunkirchen. Fortbildung in Dekorationsmalerei in der Malerschule Heinrich Gentes in Zweibrücken; 1922-23 Gesellenprüfung. Gesellenwanderung nach Karlsruhe und Nürnberg; 1923-26 Besuch der Kunstgewerbeschule Nürnberg (bei Johann Will und Karl Selzer); 1926-33 Besuch der Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst in Berlin-Charlottenburg (u.a. bei Hans Meid); 1934-38 Meisterschüler bei Hans Meid; 1936 Heirat mit der Tänzerin Bertha Bodmer (1939 verstorben); 1939-44 Kriegsdienst; Arbeiten der Berliner Zeit wurden, bis auf wenige Ausnahmen, kriegsbedingt zertsört; 1946 nach einjähriger Gefangenschaft Rückkehr ins Saarland; 1947 Heirat mit Maria Zewe; Schiffweiler wird zum Wohnsitz des Ehepaars; 1949 Gründungsmitglied der „Saarländischen Sezession“; 1955 Mitglied des „Neunkircher Künstlerkreises“; ab 1962 zahlreiche öffentliche Aufträge für Wandgestaltungen; zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen; thematisch widmete sich Bernstein vor allem den Bereichen Bergbau und Eisenindustrie, daneben entstanden auch Portraits, Landschaften und Tiermotive; 2013 Gründung der Förderstiftung Walter Bernstein

Literatur / Quellen
ECKER, Jürgen (2010): Industriebild – Menschenbild. Der Grafiker und Maler Walter Bernstein; Neunkirchen
JUNGMANN, Heike: Zu Ehren von Walter Bernstein, in: Saarbrücker Zeitung (v. 08.08.2013)
Internetseite der Förderstiftung-Walter-Bernstein [walter-bernstein.de]