R I C H I L D H O L T
Weitere Werke von Richild Holt
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‚Bodenseelandschaft (bei Überlingen)’ (1999)
€ 3.500,-
Titel
‚Bodenseelandschaft (bei Überlingen)’
Technik
Öl auf Leinwand, gerahmt
Signatur
unten rechts signiert „Richild Holt“
Jahr
unten rechts datiert „[19]99“
Größe
Größe: 50 x 90 cm (ohne Rahmen) bzw. 53,2 x 93,3 cm (mit Rahmen)
Zustand
sehr schöner Zustand; Rahmen mit sehr wenigen kleineren Gebrauchsspuren (partiell sehr leicht berieben)
Provenienz
Sammlung Dr. jur. Jörg Kees (1932-2012), direkt von der Künstlerin erhalten.
Jörg Kees studierte Rechtswissenschaften in Tübingen und Hamburg. 1968 gründete er seine Sozietät in Stuttgart. Als Kunstliebhaber konnte sich Dr. Kees eine umfangreiche und gewichtige Sammlung an moderner und zeitgenössischer Kunst aufbauen. In seiner Sammlung waren unter anderem vertreten Werke von Georges Braque, Adolf Fleischmann, Hans Hartung, Adolf Hölzel, Heinz Mack, Georg Karl Pfahler.
Schon in ihrer Kindheit hatte Richild Holt den Wunsch Künstlerin zu werden, was jedoch schon ebenso früh vom Vater behindert wurde, der sie rein in der Rolle als Ehefrau und Mutter sah. Mit Mitte 30 begann sie dann doch in New York ein Studium, gab dieses aber für die drei Kinder wieder auf, die in folgenden Jahren zur Welt kamen. Erst mit 40 Jahren bewarb sie sich an die Stuttgarter Akademie, wurde aufgenommen und hat seitdem ein faszinierendes, eigenständig expressives Werk geschaffen.
Eine erneute Zäsur war die Brustkrebs-Diagnose (1986), die zur Abnahme beider Brüste führte. – Es entstanden während dieser Zeit eindringliche, ungeschönte Selbstbildnisse, die sich heute im „Deutschen Krebsforschungszentrum“ (Heidelberg) befinden und dort dauerhaft ausgestellt sind.
Neben figürlichen Kompositionen, Selbstbildnissen, Porträts und Stillleben finden sich im Schaffen auch immer wieder Landschaften.
Das vorliegende Werk entstand unter der Erfahrung eines Bodensee-Aufenthalts. Eine Region, welche die Künstlerin immer wieder zur Erholung aufsucht und hier dann auch Motive für Ihre Kunst findet. Gerade während des Sommers 1999 entstanden einige Landschaften, wobei die meisten davon in Gouache gemalt wurden. Vorliegendes Gemälde ist eine verhältnismäßig große, voll ausformulierte Komposition, die vor allem durch ihre expressive Farb- und Formensprache überzeugt. Zur damaligen Zeit hatte sich Richild Holt intensiv damit befasst wie sie eine zeichnerische Sprache in ein Gemälde übertragen kann. Die Bedeutung der Linien und der Konturen wird bei dieser Werkgruppe signifikant gesteigert, was sich auch in dieser Überlinger Bodenseelandschaft erkennen lässt.
In sehr reduzierter und komprimierter Form entwirft Richild Holt diese Ansicht. Das Feld im Vordergrund, die Bäume, die Anhöhen und der See werden nur in Strichen skizzenhaft angedeutet und der Malgrund wird ganz explizit und großzügig mit in die Komposition einbezogen.
Richild Holt gelingt hier gerade durch ihren herausragenden Umgang mit Farben und ihr Gespür für deren Wirkkraft eine wunderbare, expressiv realistische Landschaftskomposition.
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[1] Vgl. dazu Maximilian von Koskull (Hrsg.) (2022): Richild Holt. Farbe und Linie, München: Schillo, S. 48.
Zu Richild Holt (recte: Richild von Holtzbrinck) (geb. 1941 in Kärnten):
Malerin, Zeichnerin; 1948 Umzug der Familie nach Osnabrück, dort Besuch des Gymnasiums für Mädchen St. Angela; es entstehen zu dieser Zeit erste Zeichnungen; 1956 Trennung der Eltern und die Mutter zieht mit den drei Töchtern nach Tirol; dort Besuch des Gymnasiums in Innsbruck, wo die Zeichenlehrerin Hertha Lischke prägenden Einfluss hat; 1960-62 Besuch der „Fachschule für Wirtschaftswerbung“ in Wien; 1962-68 Tätigkeit in der freien Wirtschaft; 12.03.1968 Heirat mit Dieter von Holtzbrinck und Umzug nach New York; 1968-69 Studium an der New School for Social Research (New York City); 1969-75 Geburt der drei Kinder; 1981-85 Besuch der Kunstakademie Stuttgart; im Januar 1987 erste Ausstellungsbeteiligung (Mussavi Arts Center, New York); August 1987 Krebsdiagnose und die Künstlerin lässt sich aus Vorsicht beide Brüste abnehmen; 1986-90 es entstehen die ersten Selbstbildnisse des „Metamorphose-Zyklus“ (heute ausgestellt im „Deutschen Krebsforschungszentrum“, Heidelberg); bis Mitte der 1990er Jahre eher dunkles Kolorit („schwarze Phase“), was sich danach deutlich aufhellt; ab 1997 geht sie in „zeichnerischer Malerei“ der Frage nach wie sich eine schnelle sicher erfasste Linie mit Malerei verbinden lässt; 2001 Scheidung der Ehe; 2001 Besuch der Sommerakademie in Salzburg (Kurs bei Xenia Hausner)
Als Vertreterin der figurativen Malerei widmet sich die Künstlerin vor allem dem menschlichen Porträt und dem Selbstporträt. Sie porträtierte u.a. Helmut Schmidt, Edward E. Booher, Rosa von Praunheim, Bel Kaufman, Renate Merklein, Esther Goshen-Gottstein, Fritz Leonhardt, Helmut Engler, Teddy Kollek, Franz Effenberger, Karl Schiller, Horst Stern.
Daneben entstehen auch Landschaften und eindrucksvolle Stillleben.
Richild von Holtzbrinck lebt und arbeitet in Stuttgart.
Einzelausstelllungen
1987 Musavi Arts Center, New York; 1989 The National Arts Club, New York; 1991 Galerie Efté, Paris; 1992 Galerie Rondula, Wien; 1993 The Jerusalem Theater, Jerusalem; 1994 MB-ART Galerie, Stuttgart; 1995 Kammertheater Stuttgart; 1996 Wendelin Niedlich, Stuttgart; 1998 Carola-Blume-Saal, VHS Stuttgart; 1999 National Museum, Prag; 2000 Apfelbaum Galerie im Kongresshaus Baden-Baden; 2002 Galerie Stuker, Zürich; 2003 Galerie Rondula, Lienz; 2005 Rehabilitationskrankenhaus Saulgau (»Sports«). Dauerausstellung bis 2010; 2006 The National Arts Club, New York; 2006 Literaturhaus Stuttgart; 2008 DGPA (Deutschsprachige Gesellschaft für Psychopathologie des Ausdrucks und Kunst), Basel: Zeichnungen „Psychiatriepatienten“; 2009 Kunstverein Wasserschloß Bad Rappenau e.V – Galerie Steiner; 2010 Katharinenhospital Stuttgart „Sports“; 2012 Katharinenhospital Stuttgart „Eros und Thanatos“; 2012 Katharinenhospital Stuttgart „Portraits“; 2014 Katharinenhospital Benefizausstellung; 2017 Katharinenhospital Benefizausstellung „Ungezeigte Bilder“
Gruppenausstellungen
1986 Mussavi Arts Center, New York; 1987 ART EXPO, New York; 1989 Sommerausstellung, East Hampton Museum, Long Island; 1992 Retrospektive Ausstellung der Galerie Efté, Paris; 1993 Galerie Rondula, Lienz, Österreich; 1993 Kultur Forum Europa, Schloss Nörvenich bei Bonn; 1994 Möhringer Bank mit MB ART Galerie, Stuttgart; 1995 MB-ART Galerie, Stuttgart; 2000 KK Galerie, Essen / Release und Kunst, Stuttgart / Galerie Ruländer, Worpswede; 2001 DGPA (Deutschsprachige Gesellschaft für Kunst und Psychopathologie des Ausdrucks e.V.), München; 2005 DGPA (Deutschsprachige Gesellschaft für Kunst und Psychopathologie des Ausdrucks e.V.), München; 2006 Galerie Richter & Masset, München „Ball-Künstler“; 2007 Galerie NOAH im Glaspalast, Augsburg
Mitgliedschaften
Ehrenmitglied der „Deutschsprachigen Gesellschaft für Kunst und Psychopathologie des Ausdrucks“ (DGPA); Ehrenmitglied des National Arts Club, New York; 1988-2005 Mitglied des Vorstands des Galerievereins der Staatsgalerie Stuttgart; 2006 Ehrenmitglied des Galerievereins der Staatsgalerie Stuttgart; Ab 2006 Mitglied des Vorstandes der Freunde des Literaturhauses Stuttgart.
Lehrtätigkeit
1995 – 2001: Akt, Malen und Zeichnen, VHS Stuttgart; 1995 – 2001: Freies Zeichnen: Merz-Akademie Stuttgart; 2005 – 2007: Akt: Malen und Zeichnen, Kunstakademie Esslingen; 2008 – 2013: Workshop für Psychatriepatienten, Rudolph Sophien Stift Stuttgart
Veröffentlichungen
1995, „Ich ändere nie die Nase“ – Sehen, Gesehenwerden und Sichtbar- machen beim Porträtieren und in der Psychotherapie (zusammen mit Walter Pöldinger, mit einem Vorwort von Hartmann P. Hinterhuber); Reinbek: Rowohlt Verlag
Werke
Werke befinden sich neben privaten Sammlungen u.a. im Besitz von: Stiftung Historische Museen Hamburg – Museum für Hamburgische Geschichte; Museum of Women in the Arts, Washington, DC.; Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg; Universität Stuttgart; Ministerium für Wissenschaft und Kunst in Baden-Württemberg; National Arts Club, New York
Literatur
The National Arts Club (2006): Richild Holt. A View of Life, New York and Love of the Soul [Katalog zur Ausstellung vom 07.-24. Dez. 2006]; Ostfildern: Cantz
Koskull, Maximilian von (Hrsg.) (2022): Richild Holt. Farbe und Linie, München: Schillo
Deutsches Krebsforschungszentrum (2018): Metamorphose. Kunstwerke von Richild von Holtzbrinck; Heidelberg: ZVD
National Museum of Prague (1999): The Islands of Richild Holt at the National Museum; Prague: Decibel
Dreifuss-Katan, Esther (1993): Krebs. Kreativität und Selbst-Heilung; Frankfurt a.M.: Fischer; S. 168-173
Richild Holt (1994): Paintings and Works on Paper 1990-1993; Leck: Clausen & Bosse
Richild Holt (1994): Paintings and Works on Paper 1991-1993. Sports; Leck: Clausen & Bosse
Richild Holt (1991): Paintings and Drawings. Caesura; Stuttgart: Cantz
Richild Holt (1991): Paintings and Drawings 1988-1990; Stuttgart: Cantz
Richild Holt (1989): Paintings and Drawings; Stuttgart: Cantz
“Allgemeines Künstlerlexikon” (AKL), Onlineversion, Künstler-ID: 40576322