L U D W I G   ( L U I S )   N E U

 

Weitere Werke von Ludwig (Luis) Neu

 

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„Strasse in Bahia (Brasil) I“

Aquarell mit partiellen Vorzeichnungen (Kohle) auf dickem Aquarellbütten (o.r. Wasserzeichen „Hahnemühle“)
nicht datiert, wohl um 1970

Blattgrösse: 67,2×51,5cm

u.r. in Schwarz signiert „L. Neu“
verso u.l. in Blei betitelt: „Strasse in Bahia (Brasil) I“

€725,-

 

 

 

 

 

  

 

Zustand
partiell Druckstellen; Ränder mitunter etwas wellig; oberer Rand teilweise etwas bestoßen und mit kleineren Einrissen; verso u.r. in Blei nummer. „11“; verso am oberen Rand kleine Reste früherer Befestigung (Reste von braunem Klebeband)

 

Ludwig Neu befand sich seit 1938, dem Jahr seiner Ausbürgerung, in Südamerika. Er ließ sich in Rio de Janeiro nieder. In den folgenden schaffensreichen Jahren bereiste er den südamerikanischen Kontinent und hielt seine Eindrücke dabei in zahlreichen Arbeiten fest. Im Gegensatz zu den früheren Werken zeigen diese Arbeiten eine noch stärker expressive Ausrichtung, die sich dabei mitunter in einer ungemeinen Farbenpracht zeigt. Das vorliegende Aquarell zeigt eine Ansicht von Salvador de Bahia in Brasilien. Der Betrachter befindet sich auf einem erhöhten Standpunkt, der Blick folgt einer steilen Treppe nach unten, vorbei an ein paar Passanten und trifft im Hintergrund auf eine doppeltürmige Kirche (Igreja São Francisco?). Interessant wird die Perspektive durch die links und rechts vom Betrachter ausgehenden Häuserwände, die das Sichtfeld begrenzen und damit zugleich auch fokussieren.

 

Zu Ludwig (Luis) Neu (14.10.1897 Wasserlos – 14.05.1980 Buenos Aires):
1911-13 Besuch der Zeichenakademie in Hanau (bei Professoren Schimke, Koch, Schulz); darauf Studium an der Kunstgewerbeschule Offenbach (bei Prof. Richard Troll, Rudolf Koch); im Weiteren Studium an der Kunstakademie München (bei Max Slevogt); im 1. Weltkrieg Einsatz in Russland; bis 1920 in Frankfurt am Main (Atelier im Städelschen Institut); ab 1922 freischaffender Künstler in Hamburg; Heirat mit Ida Boch (trotz Widerstand der jüdischen Eltern, die gegen die Verbindung mit der evangelischen Postbeamtin waren); 1923 Geburt der Tochter Ida; in den 1920-30er Jahren zahlreiche Studienreisen (Orient, Ägypten, Italien, Holland, Norwegen, Island); Förderungen durch Gustav Pauli und Gustav Schiefler; 1921 Eintritt in die Hamburgische Künstlerschaft (1933 ausgeschlossen); 1927 Beteiligung an einer Ausstellung der Hamburgischen Sezession; nach der Machtübernahme der NSDAP verschlechterten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse Neus, so dass er zum Wohlfahrtsempfänger wurde; 1935 Verleihung des Ehrenkreuzes für Frontkämpfer; 02.06.1936 Ablehnung des Antrags auf Aufnahme in den Reichsverband Bildender Künstler (mit gleichzeitiger Untersagung der weiteren Ausübung des Künstlerberufes); es folgte ein Verkaufsverbot; im Geheimen malte und verkaufte Neu weiterhin; Mai 1938 Flucht nach Buenos Aires; Neu wurde ausgebügert; in Buenos Aires zunächst tätig als Fotograf, dann wieder als Maler; 1954 wohnhaft in El Palomar; 04.09.1954 Wiedereinbürgerung in Hamburg; 1958 erneute große Europareise; 1978 Bundesverdienstkreuz

Literatur
BRUHNS, Maike (2001): Kunst in der Krise (Band 2); Dölling und Galitz; Hamburg; S.304-307
BRUHNS, Maike (2007): Geflohen aus Deutschland. Hamburger Künstler im Exil 1933-1945; Edition Temmen; Bremen; S.20-21