H A N S O R L O W S K I
Weitere Werke von Hans Orlowski
Künstlerpostkarte; Kinder betrachten eine malende Künstlerin auf dem Feld
Tusche, Aquarell auf Karton
Entstehungsjahr: o.J., Poststempel datiert auf „Lüdersdorf / Angermünde / 21.6.[19]36“
Grösse: 15,1×10,3cm
verso Künstleradressstempel
€ 250,-
Zustand
Postkarte ist gelaufen; Ecken etwas bestoßen; in den vier Ecken kleine Einstichlöcher
Provenienz
1) Hilde Krimmer (Lebensdaten unbek.) (Kunstgewerblerin, Schwester von der Bibliothekarin Therese Krimmer mit der zusammen sie, auf Anregung von Johanna Mühlenfeld, 1919 ein Schattentheater für Kinder in Berlin etablierte (siehe hierzu Therese Krimmer (1959): Schattentheater, in: Jürgen Busch / Werner Jahrmann (Hrsg.): Kleine Beiträge aus der bibliothekarischen Arbeit. Wilhelm Schuster zum 70. Geburtstag am 10. Juni 1958 gewidmet; Berlin; S. 93-98); hierzu Adressangabe „Bln. Wilmersdorf / Geisenheimerstr. 35“)
2) Hans-Werner Schwarzenberger (1943-2015, Sohn von Fritz Schwarzenberger (Bearbeiter des Werkverzeichnisses zu Hans Orlowski), (Werbe-)Grafiker, Kunstsammler)
Diese humorvolle Postkarte Hans Orlowskis wurde in Lüdersdorf (Brandeburg) gestempelt und ging an Hilde Krimmer in Berlin, die mit dem Ehepaar Orlowski wohl freundschaftlich verbunden war.
Zentral im Bild blicken auf die Rückansicht einer sitzenden Malerin mit halblangen, gelockten Haaren. Mit der linken Hand hält sie die noch leere Malfläche (Leinwand, Karton?) fest, hat mit ihrer rechten Hand den Pinsel gezückt und scheinbar auch schon den ersten, dunklen Strich gesetzt. Als Motiv wird ihr wohl die vor ihr liegende Landschaftsidylle der Uckermark mit Bauernhaus, Baum, Sonne und Feldweg dienen. Beobachtet wird sie von vier Kindern und begleitet im Vordergrund von drei Hühner mit einem Hahn.
Schöne, flott gemalte Künstlerpostkarte, welche die vom Freiluftmaler empfundene Idylle des Landlebens wunderbar humoristisch darstellt.
Zu Hans Orlowski (01.03.1894 Insterburg / Ostpreußen – 03.05.1967 Berlin):
Maler, Zeichner, Grafiker, Illustrator; Sohn eines Schneiders; 1899 Umzug der Familie nach Königsberg; 1905 Umzug der Familie nach Potsdam und später nach Charlottenburg; 1911-15 Besuch der Kunstgewerbeschule Berlin-Charlottenburg (bei Harold Bengen, Edmund Schaefer); 1914 zum Kriegsdienst eingezogen und Soldat in Serbien; 1915 aufgrund einer Verwundung Einsatz als Zeichner im Kriegsministerium; zu dieser Zeit entstehen erste Linol- und kurze Zeit später erste Holzschnitte; 1918 erste Ausstellungsbeteiligung bei der Berliner Sezession; 1918-19 Besuch der Staatlichen Kunstschule Berlin (bei Philipp Franck); 1919 Abschluss des Studiums mit dem Diplom als Kunsterzieher; 1921-45 Lehrer an der Kunstgewerbeschule Charlottenburg; 1924 Reise nach Paris und Abkehr vom Expressionismus; Orlowski selbst zerstörte ein Großteil seines bis dahin entstandenen Werks; 1931 Ernennung zum Professor; es entstehen zahlreiche Holzschnitte und Illustrationsfolgen; 1934 erste Einzelausstellung in der Galerie Gurlitt (Berlin); 1935, 1937, 1939 Beteiligungen an der Ausstellung „Ostpreussenkunst. Kunstausstellung des Kunstvereins Königsberg“ (Kunsthalle am Wrangelturm, Königsberg); 1936 Beteiligungen an der Ausstellung „Deutsche Graphik-Schau“ (Museum der bildenden Künste, Leipzig); 1937 werden bei der Aktion „Entartete Kunst“ sieben Werke Orlowskis beschlagnahmt; 1937 Beteiligung an der Ausstellung „Graphik und Kleinplastik“ (Haus der Kunst, Berlin); 1940 Beteiligung an der Ausstellung „Deutsche Graphik“ (Kunstverein Hamburg); 1943 Kollektivausstellung mit Otto Niemeyer-Holstein, Otto Manigk, Arno König und Anny Schröder (Anhaltischer Kunstverein, Dessau); Orlowskis Atelier in der Kunstgewerbeschule wird ausgebombt, wobei alle Holzstöcke, sowie 65 Gemälde vernichtet werden; 1945 wird seine Wohnung durch Bombenangriff zerstört; nach 1945 zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen; 1945 Leiter einer Klasse für Wand- und Glasmalerei an der Hochschule für bildende Künste Berlin; 1953 Wahl zum Mitglied der Königlich Flämischen Akademie der Wissenschaften, Literatur und Schönen Künste, Brüssel; 1954 Kunstpreis der Stadt Berlin (West); 1959 Gründung des Hans-Orlowski-Kreises durch Fritz Schwarzenberger (Berlin); 1962 Ernennung zum Offizier im Orden Leopold II von Belgien; 1962 Verleihung der Ehrenmedaille des Ministeriums für nationale Erziehung und Kultur von Belgien; 1963 Verleihung des Kulturpreises für Bildende Kunst der Landsmannschaft Ostpreußen; 1964 Ernennung zum Ehrenmitglied der Accademia delle Arte del Disegno von Florenz; die Witwe Orlowskis vermachte den Nachlass dem Freilichtmuseum Bokrijk bei Hasselt; Orlowski schuf Illustrationen zu über 120 Büchern (u.a. zu Werken von Heine, Hölderlin, Rilke, Schiller)
Literatur
JESSEWITSCH, Rolf / SCHNEIDER, Gerhard (Hrsg.) (2008): Entdeckte Moderne; Kettler; Bönen; S. 507
OSMAN, Silke: Dem Alltäglichen enthoben. Gedenken an den Graphiker Hans Orlowski aus Insterburg, in: „Das Ostpreußenblatt“ (v. 27.02.1999)
ZIMMERMANN, Rainer (1994): Expressiver Realismus. Malerei der verschollenen Generation; Hirmer; München; S. 427
Hans-Orlowski-Kreis (Hrsg.) (1965-72): Werkverzeichnis Hans Orlowski (6 Bände, bearb. V. Fritz Schwarzenberger); Berlin