H A N S   O R L O W S K I

 

Weitere Werke von Hans Orlowski

 

 

„Bergkegel“

schwarze Kreide, teilweise gewischt, auf sandfarbenem, leicht strukturiertem Karton
u.r. in Blei datiert „12/[19]42“, sowie verso u.m. auf kleinem aufgeklebtem Etikett maschinenschriftlich datiert;

Grösse: 49,3×33,9cm

u.m. in Blei signiert, sowie verso u.m. auf kleinem aufgeklebtem Etikett maschinenschriftlich mit Künstlernamen bez.
verso u.m. auf kleinem aufgeklebtem Etikett maschinenschriftlich betitelt „Bergkegel“

€ 330,-

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Zustand
in den vier Ecken jeweils kleine Einstichlöcher; Ecken etwas bestoßen; oberer und rechter Rand mit leichten Abrissspuren; in Ecke u.l. klein in Blei nummer. „8“[?]; verso leicht fleckig

Provenienz
Hans-Werner Schwarzenberger (1943-2015, Sohn von Fritz Schwarzenberger (Bearbeiter des Werkverzeichnisses zu Hans Orlowski), (Werbe-)Grafiker, Kunstsammler)

 

 

Auf den ersten, flüchtigen Blick hin mag die vorliegende Zeichnung Hans Orlowskis wie eine Abstraktion aus satten schwarzen Linien und in Grau abgestuften Flächen erscheinen. Würde Signatur und Datierung die Ausrichtung des Blattes nicht kennzeichnen, so könnte sich dieser Eindruck beispielsweise bei einer Drehung nochmals verstärken. Einer Gitter- oder einer Netzstruktur gleich lässt Orlowski die schwarzen Linien sich durch das Bild ziehen, wobei deutlich eine Tendenz nach rechts unten besteht. Die Flächen zwischen den einzelnen Linien sind in verschiedenen Grauabstufungen ausgefüllt, lassen aber auch immer wieder unbearbeitete Stellen des hellen Blattes erkennen.
Aus einer Vogelperspektive blicken wir auf diesen ‚Bergkegel‘. Schroff und steil fällt die Bergwand ab und einzig im unmittelbaren Vordergrund mag man Andeutungen von Nadelwald erahnen. Durch die sich nach hinten hin verdichtende Anordnung der Linien wird eine schöne Tiefenwirkung erzeugt, die nochmals unterstreicht, dass vorliegendes Bild nur ein kleiner Ausschnitt aus einer weiten, nicht überschaubaren Landschaft ist. In der ganzen Reduzierung der Farb- und Formensprache entwickelt sich eine ungemein facettenreiche, wie auch kühle und harte Landschaft, die einem ‚mysterium tremendum et fascinans‘ gleich den Betrachter durch einen diffusen Schauder fesselt und an sich zieht.

 

 

Zu Hans Orlowski (01.03.1894 Insterburg / Ostpreußen – 03.05.1967 Berlin):
Maler, Zeichner, Grafiker, Illustrator; Sohn eines Schneiders; 1899 Umzug der Familie nach Königsberg; 1905 Umzug der Familie nach Potsdam und später nach Charlottenburg; 1911-15 Besuch der Kunstgewerbeschule Berlin-Charlottenburg (bei Harold Bengen, Edmund Schaefer); 1914 zum Kriegsdienst eingezogen und Soldat in Serbien; 1915 aufgrund einer Verwundung Einsatz als Zeichner im Kriegsministerium; zu dieser Zeit entstehen erste Linol- und kurze Zeit später erste Holzschnitte; 1918 erste Ausstellungsbeteiligung bei der Berliner Sezession; 1918-19 Besuch der Staatlichen Kunstschule Berlin (bei Philipp Franck); 1919 Abschluss des Studiums mit dem Diplom als Kunsterzieher; 1921-45 Lehrer an der Kunstgewerbeschule Charlottenburg; 1924 Reise nach Paris und Abkehr vom Expressionismus; Orlowski selbst zerstörte ein Großteil seines bis dahin entstandenen Werks; 1931 Ernennung zum Professor; es entstehen zahlreiche Holzschnitte und Illustrationsfolgen; 1934 erste Einzelausstellung in der Galerie Gurlitt (Berlin); 1935, 1937, 1939 Beteiligungen an der Ausstellung „Ostpreussenkunst. Kunstausstellung des Kunstvereins Königsberg“ (Kunsthalle am Wrangelturm, Königsberg); 1936 Beteiligungen an der Ausstellung „Deutsche Graphik-Schau“ (Museum der bildenden Künste, Leipzig); 1937 werden bei der Aktion „Entartete Kunst“ sieben Werke Orlowskis beschlagnahmt; 1937 Beteiligung an der Ausstellung „Graphik und Kleinplastik“ (Haus der Kunst, Berlin); 1940 Beteiligung an der Ausstellung „Deutsche Graphik“ (Kunstverein Hamburg); 1943 Kollektivausstellung mit Otto Niemeyer-Holstein, Otto Manigk, Arno König und Anny Schröder (Anhaltischer Kunstverein, Dessau); Orlowskis Atelier in der Kunstgewerbeschule wird ausgebombt, wobei alle Holzstöcke, sowie 65 Gemälde vernichtet werden; 1945 wird seine Wohnung durch Bombenangriff zerstört; nach 1945 zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen; 1945 Leiter einer Klasse für Wand- und Glasmalerei an der Hochschule für bildende Künste Berlin; 1953 Wahl zum Mitglied der Königlich Flämischen Akademie der Wissenschaften, Literatur und Schönen Künste, Brüssel; 1954 Kunstpreis der Stadt Berlin (West); 1959 Gründung des Hans-Orlowski-Kreises durch Fritz Schwarzenberger (Berlin); 1962 Ernennung zum Offizier im Orden Leopold II von Belgien; 1962 Verleihung der Ehrenmedaille des Ministeriums für nationale Erziehung und Kultur von Belgien; 1963 Verleihung des Kulturpreises für Bildende Kunst der Landsmannschaft Ostpreußen; 1964 Ernennung zum Ehrenmitglied der Accademia delle Arte del Disegno von Florenz; die Witwe Orlowskis vermachte den Nachlass dem Freilichtmuseum Bokrijk bei Hasselt; Orlowski schuf Illustrationen zu über 120 Büchern (u.a. zu Werken von Heine, Hölderlin, Rilke, Schiller)

Literatur
JESSEWITSCH, Rolf / SCHNEIDER, Gerhard (Hrsg.) (2008): Entdeckte Moderne; Kettler; Bönen; S. 507
OSMAN, Silke: Dem Alltäglichen enthoben. Gedenken an den Graphiker Hans Orlowski aus Insterburg, in: „Das Ostpreußenblatt“ (v. 27.02.1999)
ZIMMERMANN, Rainer (1994): Expressiver Realismus. Malerei der verschollenen Generation; Hirmer; München; S. 427
Hans-Orlowski-Kreis (Hrsg.) (1965-72): Werkverzeichnis Hans Orlowski (6 Bände, bearb. V. Fritz Schwarzenberger); Berlin