F R I E D R I C H K U N I T Z E R (09.02.1907 Przedecz [dt. Moosburg] – 14.03.1998 Kördorf)
Weitere Werke von Friedrich Kunitzer
junge Frau in Schwälmer Tracht (1947)
Öl, Tempera auf Karton, am oberen Rand durch Klebestreifen in Passepartout gesetzt, ungerahmt
oben rechts signiert „F. Kunitzer“
oben rechts datiert „1947“
€ 670,-
Titel
ohne Titel [Junge Frau in Schwälmer Tracht]
Größe
Größe: 44,6 x 32 cm (Blatt) bzw. 57,8 x 44 cm (Passepartout)
Zustand
Karton am oberen Rand durch Klebestreifen in Passepartout gesetzt; Ränder mitunter minimal uneben beschnitten; am oberen Rand minimal wellig; an den pastosen Stellen vereinzelt sehr kleine Farbverluste
verso gebräunt, sowie etwas fleckig; verso an den Rändern Reste früherer Befestigung (Klebereste); verso unten links in Blei bez. „F.K. 1 / 355“
Nach Krieg und Gefangenschaft gelangte Friedrich Kunitzer 1946 zurück nach Deutschland.
„Noch hatte er einen polnischen Paß, und erst 1946 erlangte er die vollgültige deutsche Staatsbürgerschaft. In dieser Situation in eine der zerstörten deutschen Metropolen zu gehen, wo die Not am größten war, das wäre in diesem Augenblick unvernünftig und ohne Perspektive gewesen. Stattdessen bot sich die Gelegenheit, zu Verwandten nach Alsfeld in Oberhessen zu ziehen, dort im bäuerliche n Betrieb der Familie zu arbeiten, dabei die eigenen Kräfte zu regenerieren und mit sich über seinen weiteren Werdegang ins Reine zu kommen.“ [1]
1947 wurde er einer der Gründer des Berufsverbandes Bildender Künstler in Lauterbach, bevor er 1949 schließlich nach Wiesbaden verzog.
Das vorliegende Werk entstand in dieser relativ kurzen, aber biografisch sehr wichtigen Schaffensphase in Alsfeld. Es war eine Phase der Bewusstwerdung und der erneuten Selbstfindung. Kunitzer blieb konsequent bei seinem expressiv-realistischen künstlerischen Ausdruck und auch bei den bevorzugten Motiven (Porträts, Landschaften, figürliche Szenen) vollzog sich keine signifikante Wandlung.
Die Darstellung dieser jungen Frau in einer Tracht wird sicherlich in engem Kontext stehen zu dem Werk „Schwälmer Bauer“ [2], welches in demselben Jahr (1947) entstand, so dass es sich nahelegt, dass Kunitzer auch hier eine Schwälmer Tracht zeigt.
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[1] Küster 1996: 37.
[2] Abb. in Küster 1996: 77; ein Foto der relevanten Katalogseite ist unten angefügt.
Zu Friedrich Kunitzer (09.02.1907 Przedecz [dt. Moosburg] – 14.03.1998 Kördorf):
Maler, Zeichner, Schriftsteller; 1909 Übersiedlung der Familie nach Faroslawl an der Wolga, wo der Vater am zaristischen Kadettenkorps Deutschunterricht gibt; 1918 flieht die Familie nach Lodz, dort besucht Kunitzer das deutsche Gymnasium; 1926 Beginn des Studiums an der Kunstakademie Krakau; 1929 kurzzeitiges Studium an der Kunstakademie Berlin und kurzer Aufenthalt in Worpswede; 1930 Studium in Paris bei der dortigen Filiale der Krakauer Akademie (bei Józef Pankiewicz); 1932 Pflichtdienst beim polnischen Militär in Wolhynien; 1936 kann er durch ein Stipendium an der Münchner Akademie studieren und wird dort Meisterschüler Karl Caspars; 1937 Aufenthalt im Haus von Karl Caspar in Brannenberg am Inn; anschließend Fortsetzung des Studiums in München (bei Adolf Schinnerer); Ateliergemeinschaft mit Eugen Nell; 1942 Kriegsdienst und Gefangenschaft; während des Kriegsdienst weiterhin zeichnerisch tätig (im Späteren erscheint dazu die Publikation „Ikonen im Pulverrauch. Eine Zeichenfeder erlebt den Russlandfeldzug“ (o.J., Weinheim)); 1946 Erlangung der deutschen Staatsbürgerschaft und Aufenthalt in Alsfeld; 1949 Übersiedlung nach Wiesbaden und dort bis 1957 ansässig und tätig; 1957 Heirat mit der russischen Tänzerin Tamara, geb. Weiland, und Übersiedlung nach Kördorf, wo er sich ein Blockhaus baut und eine eigene Landwirtschaft samt Fischzucht betreibt; 1989 zweiter Aufenthalt in Worpswede; ab 1996 im Seniorenheim in Katzenelnbogen
Mitgliedschaften: 1947 Mitbegründer des BBK Lauterbach; 1954 Esslinger Künstlergilde; 1970 Mitbegründer der Künstlergemeinschaft „Westerwald, Taunus, Lahn“ (ab 1971 deren 1. Vorsitzender
Preise / Ehrungen: 1936 Akademiepreis der Kunstakademie München; 1987 Kulturpreis der Landsmannschaft Weichsel-Warthe
Einzelausstellungen (Auswahl): 1933 Ausstellungen in Lodz, Bromberg, Kattowitz; 1947 Ausstellungen in Alsfeld und Lauterbach; 1973 Parlamentarische Gesellschaft, Bonn; 1990 Ausstellung in Tann, Rhön; Ab etwa 1990 Dauerausstellung in der Hotelanlage Engelsbach (Thüringen), die der Sammler und Förderer Kuno Kallnbach ausrichtete, der selbst gut 150 Werke von Kunitzer besaß; 1996 Ausstellung zum 89. Geburtstag im Seniorenheim Katzenelnbogen; 2013 Ausstellung zusammen mit Werken von Ludwig Dörfler, Ludwig-Doerfler-Galerie, Schillingsfürst
Veröffentlichungen (Auswahl): 1973 „Wo die Füchse Kaffee kochen“; 1983 „Menschen-Mühlen-Märchen“; 1987 „Unterwegs – am Rande unseres Jahrhunderts“
Werke befinden sich u.a. im Besitz von: Museum Wiesbaden, Städtische Sammlungen Gelsenkirchen, Bundesinnenministerium, Sammlung Joseph Hierling (Tutzing).
Literatur
Bernd Küster (1996): Friedrich Kunitzer. Der Maler und sein Werk (mit einem Vorwort von Rainer Zimmermann); Worpsweder Verlag
Freundeskreis bildende Kunst, Tann/Rhön (1990): Friedrich Kunitzer [Katalog zur Ausstellung. Mit einem Text von Rainer Zimmermann]; Nüsttal-Hofaschenbach: Heinelt
„Allgemeines Künstlerlexikon“, Online-Version, Künstler-ID: 00216846
Zimmermann, Rainer (1994): Expressiver Realismus. Malerei der verschollenen Generation; Hirmer; München; S. 405