F R I E D R I C H    K U N I T Z E R

 

Weitere Werke von Friedrich Kunitzer

 

 

„Dörsbach im Jammertal“ (1974)

schwarze und weiße Kreide auf Ingrespapier („Hahnemühle“)
undatiert [1974], die Datierung folgt der Angabe bei Küster (1996: 85)
u.l. signiert „F. Kunitzer“
Größe: 48,2 x 62,5 cm [Bei Küster (1996) werden die Maße irrigerweise mit 60 x 70 cm angegeben.]

€ 530,-

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Titel
betitelt „Dörsbach im Jammertal“ bei: Bernd Küster (1996): Friedrich Kunitzer. Der Maler und sein Werk; Worpsweder Verlag; S. 133

Zustand
Druckstellen im Blatt; Ecken etwas bestoßen, sowie mit kleinen Knickspuren; in den oberen beiden Ecken kleine Einstichlöchlein; rechter Rand unten mit kleinem Einriss (etwa 1cm); verso leicht fleckig; verso an den Rändern Reste früherer Befestigung (helles Klebeband); verso unten links Aufkleber mit handschriftlicher Bezeichnung „K. Kallnbach / F.K. 1.217“

Abbildung
Bernd Küster (1996): Friedrich Kunitzer. Der Maler und sein Werk (Mit einem Vorwort von Rainer Zimmermann, hrsg. v. Kuno Kallnbach); Worpsweder Verlag; S. 133 [ganzseitige Farbabb.];
Eine Abbildung der relevanten Seite ist weiter unten angefügt.

Provenienz
Sammlung Kuno Kallnbach, Tann/Rhön
[Kallnbach war Förderer von Friedrich Kunitzer und erwarb etwa 150 Werke von diesem. In seiner Hotelanlage in Engelsbach (Friedrichsroda, OT Finsterbergen) stellte er Kunitzers Arbeiten aus und bemühte sich auch darüber hinaus seine Werke öffentlich zu zeigen.]

 

 

Ab 1949 lebte Friedrich Kunitzer bei seiner Schwester in Wiesbaden. Dort nahm er an zahlreichen Ausstellungen teil und gestaltete auch ein Wandfries für das dortige „Haus der Heimat“. Er beteiligte sich unter anderem mit zwei Werken an der ersten Dauerausstellung über die Heimatvertriebenen im Freilichtmuseum Hessenpark in Neu-Anspach. Diese beiden Arbeiten wurden vom Bundesinnenministerium (Bonn) im Zuge der Schau angekauft. In dieser Zeit lernte er auch seine spätere Frau, Tamara Weiland, kennen.

Mit seinen Ersparnissen war es ihm 1957 möglich ein abgelegenes Grundstück bei Kördorf im Jammertal zu erwerben. Dort baute das Paar ein Blockhaus mit Wohnbereich, Atelier und Schafstall, der später zu einem Ausstellungsraum umfunktioniert wurde. Für den Künstler war dieser Umzug ein wichtiges, essenzielles Ereignis.

Er selbst beschreibt diese Phase wie folgt:
„Meine Sehnsucht war, weg von der Stadt. Ich dachte an die Jugendzeit, die Zeit mit Petrek [1], die noch lebendig in mir war. Es gelang mir, Land zu kaufen, mitten in unserer durch die Industrie verdorrten Landschaft fand ich noch eine Ecke mit Wald, rauschendem klarem Wasser, wo ein einfaches Leben möglich wäre. Ich wurde Bauer. Ein Aussteiger aber wurde ich nicht. Aus was sollte ich aussteigen? Meine Probleme waren immer noch um mich. Ich war eher ein Einsteiger in ein neues bäuerliches Leben und habe mein Leben als Maler an meine Jugend angeknüpft. Ich malte und zeichnete weiter.“ [Zitiert nach Küster 1996: 40.]

Und Rainer Zimmermann schreibt zu der Bedeutung, welche das Jammertal für Kunitzers künstlerisches Schaffen einnimmt:
„Die Entscheidung, hier [d.h. im Jammertal] zu leben, bedeutete für Kunitzer, daß er seine Kunst ganz in den Dienst seines Lebens stellen sollte. Aus der Karriere war er ausgestiegen, die Präferenzen der Ausstellungsleiter und Kunsthändler brauchten ihn nicht mehr zu interessieren, was gerade Mode war, konnte ihm gleichgültig sein. Und wenn das ein Ausstieg aus der ‚Kunst‘ gewesen sein sollte, dann war es ein Einstieg in das Leben.“
[Rainer Zimmermann (1990): Ein Maler steigt ein. Friedrich Kunitzers Paradies im „Jammertal“, in: Freundeskreis bildende Kunst, Tann/Rhön: Friedrich Kunitzer [Katalog zur Ausstellung. Mit einem Text von Rainer Zimmermann]; Nüsttal-Hofaschenbach: Heinelt; unpag.]

Der von Kunitzer hier gezeigte Dörsbach entspringt im Hintertaunus und fließt schließlich zur Lahn. Der Unterlauf durchläuft dabei das Jammertal und seit Langem bildet das Gewässer auch eine beliebte Wanderstrecke.
Kunitzer hat hier für das Motiv eine dicht bewaldete Stelle ausgewählt. Links und rechts erheben sich die eng beieinander stehenden Bäume. Im Hintergrund ist eine Brücke erkennbar und dahinter schließlich dichter Wald.
In der Reduziertheit wie auch in den schönen Abstufungen der Grautöne eine in sich harmonische und stimmungsvolle Landschaftskomposition.

 

 

Zu Friedrich Kunitzer (09.02.1907 Przedecz [dt. Moosburg] – 14.03.1998 Kördorf):
Maler, Zeichner, Schriftsteller; 1909 Übersiedlung der Familie nach Faroslawl an der Wolga, wo der Vater am zaristischen Kadettenkorps Deutschunterricht gibt; 1918 flieht die Familie nach Lodz, dort besucht Kunitzer das deutsche Gymnasium; 1926 Beginn des Studiums an der Kunstakademie Krakau; 1929 kurzzeitiges Studium an der Kunstakademie Berlin und kurzer Aufenthalt in Worpswede; 1930 Studium in Paris bei der dortigen Filiale der Krakauer Akademie (bei Józef Pankiewicz); 1932 Pflichtdienst beim polnischen Militär in Wolhynien; 1936 kann er durch ein Stipendium an der Münchner Akademie studieren und wird dort Meisterschüler Karl Caspars; 1937 Aufenthalt im Haus von Karl Caspar in Brannenberg am Inn; anschließend Fortsetzung des Studiums in München (bei Adolf Schinnerer); Ateliergemeinschaft mit Eugen Nell; 1942 Kriegsdienst und Gefangenschaft; während des Kriegsdienst weiterhin zeichnerisch tätig (im Späteren erscheint dazu die Publikation „Ikonen im Pulverrauch. Eine Zeichenfeder erlebt den Russlandfeldzug“ (o.J., Weinheim)); 1946 Erlangung der deutschen Staatsbürgerschaft und Aufenthalt in Alsfeld; 1949 Übersiedlung nach Wiesbaden und dort bis 1957 ansässig und tätig; 1957 Heirat mit der russischen Tänzerin Tamara, geb. Weiland, und Übersiedlung nach Kördorf, wo er sich ein Blockhaus baut und eine eigene Landwirtschaft samt Fischzucht betreibt; 1989 zweiter Aufenthalt in Worpswede; ab 1996 im Seniorenheim in Katzenelnbogen

Mitgliedschaften: 1947 Mitbegründer des BBK Lauterbach; 1954 Esslinger Künstlergilde; 1970 Mitbegründer der Künstlergemeinschaft „Westerwald, Taunus, Lahn“ (ab 1971 deren 1. Vorsitzender

Preise / Ehrungen: 1936 Akademiepreis der Kunstakademie München; 1987 Kulturpreis der Landsmannschaft Weichsel-Warthe

Einzelausstellungen (Auswahl): 1933 Ausstellungen in Lodz, Bromberg, Kattowitz; 1947 Ausstellungen in Alsfeld und Lauterbach; 1973 Parlamentarische Gesellschaft, Bonn; 1990 Ausstellung in Tann, Rhön; Ab etwa 1990 Dauerausstellung in der Hotelanlage Engelsbach (Thüringen), die der Sammler und Förderer Kuno Kallnbach ausrichtete, der selbst gut 150 Werke von Kunitzer besaß; 1996 Ausstellung zum 89. Geburtstag im Seniorenheim Katzenelnbogen; 2013 Ausstellung zusammen mit Werken von Ludwig Dörfler, Ludwig-Doerfler-Galerie, Schillingsfürst

Veröffentlichungen (Auswahl): 1973 „Wo die Füchse Kaffee kochen“; 1983 „Menschen-Mühlen-Märchen“; 1987 „Unterwegs – am Rande unseres Jahrhunderts“

Werke befinden sich u.a. im Besitz von: Museum Wiesbaden, Städtische Sammlungen Gelsenkirchen, Bundesinnenministerium, Sammlung Joseph Hierling (Tutzing).

Literatur
Bernd Küster (1996): Friedrich Kunitzer. Der Maler und sein Werk (mit einem Vorwort von Rainer Zimmermann); Worpsweder Verlag
Freundeskreis bildende Kunst, Tann/Rhön (1990): Friedrich Kunitzer [Katalog zur Ausstellung. Mit einem Text von Rainer Zimmermann]; Nüsttal-Hofaschenbach: Heinelt
„Allgemeines Künstlerlexikon“, Online-Version, Künstler-ID: 00216846
Zimmermann, Rainer (1994): Expressiver Realismus. Malerei der verschollenen Generation; Hirmer; München; S. 405

 

 



Aus: Bernd Küster (1996): Friedrich Kunitzer. Der Maler und sein Werk; Worpsweder Verlag; S. 133.