F R E D A H E Y D E N
„bei Volterra I“
Ölfarben auf leichtem Karton
u.r. in Schwarz „[19]88“, sowie verso u.m. von fremder Hand in Schwarz nochmals datiert
Blattgrösse: 42×29,8cm
u.r. in Schwarz monogrammiert „FH“, sowie veso u.m. von fremder Hand in Schwarz bez. „Freda Heyden“
verso u.m. von fremder Hand in Schwarz bez. „bei Volterra I“
€ 550,-
Zustand
in den Randbereichen sehr schwach lichtrandig; am unteren Rand links und rechts oberflächlich minimal berieben; verso (farb-)fleckig; technikbedingt sehr leicht wellig
Herzlichen Dank an die Künstlerin für freundliche Hinweise zur Einordnung des Werks!
„Mit dem Stift suchen, etwas finden, wiederfinden, ausmachen, festhalten, fixieren. Die Linie, die entsteht, etwas will – eigenwillig. Gegenüber dem Gedanken, der immer dabei ist. Da vernetzt sich etwas. Die Herausforderung besteht darin, die Balance zwischen beiden zu halten. Der Gedanke will oftmals stärker sein. Die Linie, die aus einem inneren, nicht zu benennenden Depot hervorwächst, ist kostbar“ (Freda Heyden: früher/später, Rede zur Ausstelllung, auf: fredaheyden.de). So beschreibt, umschreibt die Künstlerin selbst den künstlerisch zeichnerischen Schaffensprozess, der neben eigenständigen Zeichnungen, auch Gemälden und großformatigen (Raum-)Installationen vorangeht. Es ist ein Ringen zwischen dem Imaginären und dem sich langsam visuell Zeigenden, quasi ein Übersetzungsvorgang, der in seiner ganzen Prägnanz und Bedeutsamkeit letztlich nur von dem handelnden Subjekt voll erfahren und verstanden werden kann.
Behält man diese grundlegenden Gedanken im Hinterkopf und betrachtet nun das vorliegende Werk, so erscheint „bei Volterra I“ wie eine Momentaufnahme eben eines solchen Schaffensprozesses. Hinter einem großen, sich tief in den Raum drängenden, schwarzen Tisches, steht eine tiefschwarze Figur. Die Schwärze anonymisiert die Gestalt vollends – Gesicht, Geschlecht, Alter, Aussehen bleiben wortwörtlich ‚im Dunkeln‘. Die dahinter liegende mattblaue Wand lässt durch ein Fenster das Tageslicht in den Raum scheinen.
Auf einer sehr allgemeinen Betrachtungsebene gehen die einzelnen Farbflächen eine Verbindung ein. Das Rot des Bodens findet sich dabei wieder auf der Fensterbank und durchbricht damit zugleich den Blauton des Hintergrunds. Zwischen Rot und Blau liegt wie ein schwerer Klotz das Schwarz des Tisches und wie ein Pfahl mutet die noch schwärzere Figur an. Einzelne Farbabstufungen finden sich nur sporadisch und mehr zufällig. Die gesamte Farbgebung ist flächig, reduziert und vielleicht gerade dadurch erstaunlich klar.
Neben diesen Tendenzen zur Abstraktion, bleibt das Werk aber ohne Zweifel doch gegenständlich. Und es ist dann auch dieses Wandeln zwischen beiden Welten, dieses „inbetween“, wie es die Künstlerin nennt (s. ebd.), das einen ungemeinen Reiz auf den Betrachter ausübt und das Schauen einfordert.
In diesem Sinne lässt sich die Figur als Künstler oder Künstlerin verstehen. Hinter dem Arbeitstisch stehend, vor sich liegend ein (noch) weißes Blatt, bei dem der Malgrund geschickt miteinbezogen wurde, ist die rechte Hand beim Mal-, bzw. Zeichenprozess. Als ein feines Detail mag man dabei das etwas kräftigere Weiß empfinden, dass sich innerhalb des Blattes vom sandfarbenen Malgrund abhebt. Die linke Hand ist fast im 90-Grad-Winkel abgespreizt und gibt der Figur einen leichten Drang zur rechten Bildseite. Doch, ob die Hand etwas hält, auf etwas oder jemanden zeigt, oder etwas anderes macht, muss für uns als Betrachter offen bleiben. Neben all dem Sichtbaren innerhalb dieses Interieurs, verleibt damit ein anregendes Element des Unsichtbaren, des Hinausweisenden.
Sehr schön erarbeitete Komposition aus einer verhältnismäßig frühen Schaffenszeit der Künstlerin.
Zu Freda Heyden (geb. 1955 Hamburg):
Malerin, Zeichnerin, Bildhauerin; Abitur in Hamburg, danach Umzug in eine ländliche Region Niedersachsens; Lebensgefährtin des Journalisten und Buchautors Michael Holzach (1947-1983); 1983 Illustrationen zu dem Kinderbuch „Ich heiße Feldmann und bin ein Hund“ (von Michael Holzach, Hamburg: Hoffmann & Campe); 1990 Ausstellung von Bildern und Objekten im Kunstverein Springhornhof, Neuenkirchen; 1991 Ausstellung in der Galerie Hirsch-Fischer, Hamburg; verschiedene Italienaufenthalte; ab 1991 auch in Berlin ansässig und tätig (daneben Ateliers in München und Niedersachsen); 1996 Ausstellung einer Installation im Kirchenschiff der St. Matthäus-Kirche, Berlin; 2000 Außeninstallation des Objektes „Thing-Platz“ auf Einladung der Stadt Schwerin; 2002 Installation des Objektes „Unten + oben“ im Kirchenraum der Ev.-Lutherischen Kirche in Spandau, Berlin; 2007 Ausstellung in der Werkschau-Galerie Inge Brandl, München; 2008 Präsentation von 9 Skulpturen (Wachspapier/Edelstahl) im Anton-von-Werner-Haus, Berlin; 2012 Ausstellung in der Galerie Tammen & Partner, Berlin; 2014 Ausstellung „dreißig Jahre Zeichnungen“ in Hiddingen; 2014 Verleihung des Kunstpreises der Stadt Verden; Ankäufe erfolgten u.a. durch das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (Berlin), die Vereinigten Energiewerke AG (VEAG, Berlin)
Literatur
„Allgemeines Künstlerlexikon (AKL)“, Onlineversion, Künstler-ID: 42424513
Galerie Tammen & Busch (1994): Freda Heyden; Berlin
SCHULLER, Moritz: Malerin Freda Heyden: Glück ist, wo ich nicht bin, in: „Tagesspiegel“ (v. 17.09.2001)
Internetseite der Künstlerin [fredaheyden.de]