F R E D B Ö H M E (06.07.1910 Markt Eisenstein [tschechisch: Železnà Ruda] – 14.03.1987 Traunreut)
„Ein Anschlag auf die Freiheit“ (1996)
Tuschfeder, teilweise grau laviert, auf getöntem Papier, durch kleine Klebestreifen befestigt auf Karton, unter Passepartoutmaske
verkauft
Titel
„Ein Anschlag auf die Freiheit“ [so unten rechts betitelt]
Technik
Tuschfeder, teilweise grau laviert, auf getöntem Papier, durch kleine Klebestreifen befestigt auf Karton, unter Passepartoutmaske
Signatur
unten rechts signiert „Fred Böhme“
Jahr
unten rechts datiert „3.10.1996“
Größe
Größe: 40 x 49,9 cm (Passepartoutmaske) bzw. 21 x 29 cm (Zeichnung)
Zustand
Papier durch kleine Klebestreifen befestigt auf Karton, unter Passepartoutmaske; schöner Zustand
Fred Böhme wuchs im kleinen, zwischen Schwerin und Wismar gelegenen Dorf Rubow auf. Schon als Kind gab es erste bildnerische Versuche, die aber ohne spezielle Förderung blieben. 1981 machte er sein Abitur an der Erweiterten Oberschule (EOS) in Crivitz und hierauf arbeitete er von 1983 bis 1984 als ungelernter Maschinensäger im VEB Hydraulik Schwerin. 1984 begann er ein Pädagogikstudium in den Fächern Deutsch und Kunsterziehung an der Universität in Leipzig (u.a. bei Erich Weber, Hans Rossmanit, Günther Regel), welches er 1989 abschloss. Seit 1989 ist er als Museumspädagoge im Panorama Museum in Bad Frankenhausen tätig.
Neben seiner Tätigkeit als Museumspädagoge ist Fred Böhme künstlerisch tätig, bevorzugt als Grafiker und Zeichner. Es entstehen seitdem vor allem eine Reihe Federzeichnungen, welche oftmals Werkgruppen bzw. Zyklen bilden (zu nennen sind hier „Der Monumentalgötze“, „Markus-Passion“, „Bottenbilder“, und „Der Bilderkönig, der Bildermacher und die Muse“). Seine durchdachten, fein und sicher ausgeführten Werke haben einen hohen, oftmals humorvoll sarkastischen Symbolgehalt und sind von erstaunlicher Dichte, was den Betrachter zu einem längeren und genaueren Blick zwingt.
Böhme ist Mitglied im „Verband Bildender Künstler Thüringen“, seit 1987 hatte er zahleiche Einzelausstellungen, sowie Ausstellungsbeteiligungen. Werke Böhmes befinden sich in der Kunstsammlung des „Hauses der Geschichte der Bundesrepublik“ in Bonn und im Leipziger „Deutschen Buch- und Schriftmuseum“.
In der vorliegenden Arbeit zeigt sich die ganze zeichnerische Brillanz Fred Böhmes.
Als Betrachter blicken wir auf eine skurril surreale Szenerie, die schwankend leicht nach rechts abfällt. Einen Großteil des Bildes nimmt eine kahlköpfige, anonymisierte Menschenmasse ein. Die Augen sind geschlossen oder leer und alle sind gleich, ohne jedes Zeichen von Individualität. Über diesen Figuren erhebt sich auf einer Säule (ein Altar?) ein Fernseher auf desen Bildschirm aus einem großen Mund die unmissverständliche Formel „Kauft! Kauft!“ gerufen wird. Eine dezidierte Kritik am sinnlosen Massenkonsum… Im Hintergrund grenzt eine hohe Mauer die Ansicht vor der weiteren Landschaft ab, man blickt zudem in weitere Verkaufsanreize wie ein neues Auto.
Von besonderer Symbolkraft ist nun noch die Schachfigur, der schwarze König, in der unteren rechten Ecke, wie auch die etwas davor stehende Uhr. Beide Objekte tauchen in Böhmes Schaffen immer wieder als Bildmittel auf. Ebenso ist der Mann beachtenswert, der sich am rechten Bildrand über die Mauer lehnt und scheinbar dem ganzen irrsinnigen Treiben zuschaut. Er hat Haare, zeigt Mimik und hat damit im Gegensatz zu allen anderen eine Individualität. Auf seinem Kopf steht eine erloschene Kerze.
Will man nun in der Interpretation noch einen Schritt weitergehen, so ließe sich durch die Datierung auf den 3. Oktober 1996 noch ein durchaus plausibler Bezug zum Tag der deutschen Einheit, zur Wiedervereinigung, zu den versprochenen ‚blühenden Landschaften‘ und anderem mehr aufmachen.
Ein ungemein reizvolles wie zugleich auch ungemein dichtes und forderndes Werk, welches beispielhaft für das zeichnerische Talent Fred Böhmes ist.
Zu Fred Böhme (geb. 1. Dezember 1962 Schwerin):
Maler, Zeichner, Grafiker, Museumspädagoge.
Böhme wuchs auf in Rubow (Mecklenburg). Schon als Kind zeigte er erste bildnerische Versuche, die aber ohne spezielle Förderung blieben. 1981 machte er das Abitur an der Erweiterten Oberschule (EOS) in Crivitz. Von 1983-84 arbeitete er als ungelernter Maschinensäger im VEB Hydraulik Schwerin. Im Anschluss hieran begann er ein Pädagogikstudium in den Fächern Deutsch und Kunsterziehung an der Universität in Leipzig (bei Erich Weber, Hanns Rossmanit, Günther Regel). 1989 schloss er das Studium mit einer Diplomarbeit über das spätsymbolistische Frühwerk Paul Klees ab und begann in demselben Jahr seine Tätigkeit als Museumspädagoge im Panorama Museum in Bad Frankenhausen.
Neben seiner Tätigkeit als Museumspädagoge ist Fred Böhme stets künstlerisch tätig, bevorzugt als Grafiker und Zeichner, sowie daneben auch als Maler. Bei den Zeichnungen gibt es neben Einzelwerken auch thematische Zyklen wie „Der Monumentalgötze“, „Markus-Passion“, „Bottenbilder“, und „Der Bilderkönig, der Bildermacher und die Muse“. Zwischen 2015-17 entstand das Gemeinschaftsprojekt (mit Joachim Kratsch, Lieven Volger und Angela-Katrin Böhme) „Das Stundenbuch“, welches in 24 Radierungen die 24 Stunden des Tages darstellt.
Die Grafiken aber vor allem auch die Zeichnungen sind geprägt von symbolisch aufgeladener, inhaltlicher Dichte, Detailfreudigkeit und nicht selten auch Humor bzw. Sarkasmus. Die mitunter surreal düsteren Szenerien (Landschaften im weitesten Sinne & Figurationen) lassen an Alfred Kubin denken, doch ist Böhme zugleich auch klarer, teilweise gar konstruktiv klar, in der Formensprache, was auf die Beschäftigung Böhmes mit dem Bauhaus verweist.
In den zeitintensiven und durchdacht ausgeführten Gemälden zeigt Böhme einen Ausdruck, der vor allem im Kolorit beeinflusst wurde durch Erich Weber. Die Symbolik und Dichte der Kompositionen erfährt dadurch einen ganz eigenwilligen, anziehenden Ausdruck.
Mitgliedschaften
ab 1993 Mitglied im „Verband Bildender Künstler Thüringen e.V.“ (VBK)
Sammlungen
Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bonn (Radierung „Sicherung“ (1997/99))
Deutsches Buch- und Schriftmuseum, Leipzig (ein Exemplar des „Stundenbuches“)
Einzelausstellungen
1987 Galerie Nathalie, Leipzig
1991 Kunstforum „Blauer Giebel“, Diestedde
1992 Wasserburg, Heldrungen
1992 Galerie Zunkel, Artern
1994 Kunsthof, Großmonra
1994, 2003, 2019 (zusammen mir Fakher Atassi) Regionalmuseum Bad Frankenhausen
1994 Theodor-Storm-Museum, Heiligenstadt
1996 DAK, Erfurt
1998 Café Art, Sondershausen
1999 Galerie Kunstfalle, Mühlhausen
1999 Bretzenheimer Rathaus, Mainz-Bretzenheim
2000 Gustav-Adolf-Gemeindezentrum, Erfurt
2000 Thomas-Mann-Klub, Nordhausen
2000 Rathaus, Sondershausen
2002 Kleine Kellergalerie, Hann. Münden
2004 Bürgerhaus / Rathaus, Leinefelde
2008 Altes Kurhaus, Bad Rehburg – Loccum
2022/23 Landesmusikakademie Sondershausen
















