C H A R L O T T E   S T R E C H – B A L L O T

 

Weitere Berliner Künstler

 

 

„Vorstadt“ (1947)

Tuschfeder auf Ingrespapier
u.r. in Schwarz datiert „[19]47“
Größe: 31,3 x 23,7cm

u.r. in Schwarz signiert „Strech-Ballot“, sowie verso o.l. mit der damaligen Künstleradresse in Blei bez. „Charlotte Strech-Ballot / Düsseldorf – Obk. [Oberkassel] / Cheruskerstr. 36“
verso oben links in Blei betitelt „Vorstadt“, sowie recto unten rechts klein in Blei bez. „Papa G.“ (i.e. Papa Gatz)

€ 630,-

Kaufanfrage

 

 

Zustand
durchgehend leichte Druckstellen im Blatt; Ecken / Kanten etwas bestoßen; Ecken mit leichten Knickspuren; am oberen und unteren Rand mittig jeweils schwach stockfleckig; am linken Rand mittig (etwa beim Kopf und der Hand der Frau) schwach fleckig; unterer und rechter Rand mit leichten Abrissspuren; unterer Rand mittig mit kleinem Einriss (Länge etwa 0,7cm), sowie Papier an dieser Stelle etwas aufgeraut; verso o.l. klein in Blei nummer., sowie verso o.r. in Blei bez. und mit früherer Preisangabe versehen

 

 

Freundliche Hinweise zur Einordnung des Werkes kamen von Dr. Heiko Strech, Sohn der Künstlerin, dem ein digitales Foto der Zeichnung vorliegt.

 

 

Während des Zweiten Weltkrieges musste Charlotte Strech-Ballot kriegsbedingt Düsseldorf verlassen und kehrte erst nach Kriegsende wieder zurück. Zusammen mit Mann und Sohn ließ sie sich in dem damals noch recht ländlich geprägten Lörick (Cheruskerstraße 36) nieder. In der Folge etablierte sie sich als Künstler – sie nahm an Ausstellungen teil, schuf Illustrationen für Bücher, entwarf Plakate und gestaltete auch Wandbilder.

Die vorliegende Tuschzeichnung ist in die Anfangsphase dieser Düsseldorfer Zeit einzuordnen. Ganz dem Titel nach zeigt die Künstlerin hier eine Szene aus der „Vorstadt“, welche sicherlich in die damalige Wohngegend Lörick zu lokalisieren ist. Der weitere Hinweis „Papa G.“ ist aufzulösen als „Papa Gatz“ und verweist dabei auf ein Ehepaar, das zu jener in der Nähe der Künstlerin wohnte. Charlotte Strech-Ballot hat hier das Ehepaar vor deren Haus bei der Gartenarbeit festgehalten. Der schwere, geschwungene Körper der Frau beugt sich in einer erstaunlichen Leichtigkeit zum angelegten Beet, während im Vordergrund der Mann auf seinen Spaten gestützt sinniert.

 

 

Charlotte Strech-Ballot (29.06.1916 Berlin – 2009 Düsseldorf):
Grafikerin, Illustratorin und Zeichnerin; Tochter eines Bankdirektors und Enkelin einer Schauspielerin und Malerin; 1933 bekam sie ersten Malunterricht bei Else Marcks, einer Freundin von Renée Sintenis; ab 1933 Besuch der Vereinigten Staatsschulen Berlin-Charlottenburg (bei Ludwig Bartning); 1938 Heirat mit dem Grafiker Günter Strech und Umzug nach Düsseldorf; im Zweiten Weltkrieg kriegsbedingt evakuiert nach Westpreußen; 1940 Geburt des Sohnes Heiko; 1946 Rückkehr nach Düsseldorf und dort ansässig in Lörick (Cheruskerstraße 36); 1947 Ausstellung im Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen in der Kunsthalle; 1949 Illustrationen für die in Hulda Pankoks „Drei Eulen“-Verlag erschienene Ausgabe von „Alice im Wunderland“; Mitglied der Rheinischen Sezession; 1958 Heirat in zweiter Ehe mit Hermann Ratjen (1920-1971); um 1968 Illustrationen für „Düsseldorf wie es schreibt & isst“ (von Fritz Wiesenberger); in den 1980er Jahren gestaltete sie Texthefte sowie Plakate für u.a. die Deutsche Oper am Rhein und für die Arbeitsgemeinschaft kultureller Organisationen

Literatur
Friedrichs, Yvonne: Malerin im Wunderland. Charlotte Strech-Ballot wird 80 Jahre alt, in: Rheinische Post. Feuilleton, vom 28. Juni 1996
„Allgemeines Künstlerlexikon“ (AKL), Onlineversion, Künstler-ID: 00645530