R I C H A R D D R E H E R (10.09.1875 Dresden – 29.10.1932 Pillnitz bei Dresden)
Weitere Werke von Richard Dreher
Im Schatten eines hohen Baumes sitzt ein lesender Mann (um 1915)
Tusche auf Velinpapier
€ 160,-
Titel
ohne Titel [Im Schatten eines hohen Baumes sitzt ein lesender Mann; links am Baumstamm klettert ein Eichhörnchen empor ]
Technik
Tusche auf Velinpapier
Signatur
unsigniert, verso unten rechts Nachlassstempel
Entstehungsjahr
ohne Jahr [um 1915]
Größe
Größe: 25,1 x 16,2 cm
Zustand
leichte Druckstellen im Blatt; Ecken minimal bestoßen; Ecke unten links mit minimaler Knickspur; Blattränder mit sehr leichten Abrissspuren; unterer Rand sehr leicht gebräunt / nachgedunkelt; verso schlägt die Tuschfarbe leicht durch
Richard Dreher machte anfangs eine Lehre als Lithograph und arbeitete als Retuscher. Zur Kunst fand er erst 1898 und als Maler ist er Autodidakt. Nichtsdestotrotz etablierte er sich schnell als Künstler, beschickte bereits 1903 Ausstellungen in Dresden und Berlin, wurde von Museen angekauft und 1919 wurde ihm schließlich eine Professur an der Dresdner Kunstakademie angetragen. Während der Lehrzeit an der Akademie hatte Dreher mehrere spätere Vertreter der Moderne als Schüler, darunter u.a. Ewald Becker-Carus, Siegfried Donndorf, Otto Garten, Wilhelm Lachnit, Fritz Skade. 1923 zog er sich mit seinem Schaffen aus der Öffentlichkeit zurück und stellte nicht mehr aus.
Im Katalog zur großen Gedächtnisausstellung 1933 schreibt Hans Posse:
„So gesellig Dreher im persönlichen Verkehr war, so heiter und anziehend seine Unterhaltung, in seiner Kunst hat er nie die Stadt und ihr offizielles Getriebe geliebt. Er ist immer ein einsamer Wanderer gewesen, der mit einem innigen und ehrlichen Gefühl am Lande hing, an seinen großen einfachen Linien, an weiten Horizonten, den fliehenden Wolkenzügen und dem vom Winde bewegten Wasser, bei Wetter und Sonnenschein, im Frühjahr, Sommer oder Winter, in zartester Tonschönheit oder in strahlend farbiger Pracht.“
Und abschließend heißt es bei Hans Posse: „Vielleicht am reinsten bietet sich Drehers reife Kunst in seinen Zeichnungen dar […].“
Im vorliegenden Werk zeigt Dreher einen zauberhaften Blick in einen Wald. Unter einem hohen, sich leicht nach rechts neigenden Baum sitzt ein Mann, der dem Betrachter, wie so häufig die Personen bei Dreher, den Rücken zuwendet. Er sitzt dort und ist gänzlich in die Lektüre eines Buches vertieft. Die Ruhe, die von ihm ausgeht und auch die Ruhe um ihn, müssen so angenehm und spürbar sein, dass selbst ein Eichhörnchen in unmittelbarer Nähe am Baumstamm emporklettert.
Richard Dreher (10.09.1875 Dresden – 29.10.1932 Pillnitz bei Dresden):
Maler, Zeichner, Grafiker, Illustrator, Kunsterzieher; Richard Dreher war das älteste von fünf Kindern und wuchs in ärmlichen Verhältnissen in der Dresdner Schloßstraße auf; 1889 beginnt er eine Lithographenlehre in Dresden; 1892 wechselt er zu einem Lithographen in Erkner (Brandenburg); hierauf arbeitete er als Retuscher bei einem Fotografen; zu dieser Zeit, d.h. frühe 1890er Jahre, begann er in Sepia und Tusche zu zeichnen; er verkehrte in Künstler- und Literatenkreisen und lernte dabei u.a. Gerhard Hauptmann kennen; 1898 fasst er, während eines Aufenthalts in der Nähe von Hamburg, den Entschluss sich ganz der Kunst zu widmen; als Maler ist Dreher Autodidakt; 1900 Rückkehr nach Erkner und noch in demselben Jahr Rückkehr nach Dresden; 1900 Heirat mit Selma Zimmermann; 1902 Geburt der Tochter Marianne; bereits 1903 nahm er an Ausstellungen in Berlin und Dresden teil und erhielt positive Kritiken; 1904 Umzug nach Rockau in die Villa „Sonnenköpfchen“ und in der Folge beschäftigt ihn vor allem die Landschaft der Elbhänge; Dreher etabliert sich immer mehr als Künstler; 1907 Geburt des Sohnes Eduard; ab 1908 ist Dreher immer wieder bei der Galerie Ernst Arnold (Dresden) in Gruppen- und Einzelausstellungen vertreten; 1909 Aufenthalt in Florenz; 1910 Bekanntschaft mit Leopold von Kalckreuth und Alfred Lichtwark, der dann auch drei Gemälde Drehers für die Hamburger Kunsthalle erwirbt; 1912 Reise nach Frankreich (v.a. Paris und Südfrankreich); 1913 wird aus der Verbindung mit Maria Schmidt die Tochter Cornelia geboren; Dezember 1913 Reise nach Rom und Massa, die mit Kriegsausbruch 1914 beendet wird; in der Folge beschäftigt er sich v.a. mit der Landschaft um Dresden; 1915 Heirat mit Maria Schmidt; 1916 Kauf eines Landhauses in Elbersdorf, wo die Familie die Sommer über wohnt; 1917 Geburt des Sohnes Christoph; 1919 wird Dreher – zusammen mit Oskar Kokoschka – als Professor für Malerei an die Dresdner Kunstakademie berufen und bleibt dort bis 1932; zu seinen Schülern zählen u.a. Ewald Becker-Carus, Fritz Donndorf, Wilhelm Hundt, Willy Illmer, Wilhelm Lachnit, Johannes Oehme, Fritz Skade, Walter Sperling, Victor Tuxhorn; ab 1923 zog sich Dreher aus der Öffentlichkeit zurück und präsentierte seine Werke nicht mehr auf Ausstellungen; 1923 erscheint die Lithographie-Folge „Der Fischer und sine Frau“ (Druck der Marées-Gesellschaft); 1924 kurze Reise nach Italien; das schon länger sich zeigende Herzleiden wird stärker; 1925 erscheint Voltaires „Candide oder Der Optimismus“ (Hellerau: Avalun) mit 34 Lithographien Drehers; ab 1927 wohnhaft im Wasserpalais des Schlosses Pillnitz; 1928-29 Rektor der Kunstakademie Dresden; 1930-31 verschiedene Reisen durch Böhmen
Preise
1908 Villa-Romana-Preis des Deutschen Künstlerbundes
Ausstellungen (Auswahl)
April 1908, erste Beteiligung an einer Ausstellung der Galerie Ernst Arnold, Dresden
1908, 15. Ausstellung der Berliner Sezession
1908, 1912, Große Kunstausstellung Dresden
1910, 1912, Beteiligungen an einer Ausstellung bei Paul Cassirer, Berlin
1910, Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes, Darmstadt
1910, Beteiligung an einer Grafikausstellung in der Galerie Cometer, Hamburg
1913, III. Ausstellung der Künstlervereinigung Dresden, Galerie Emil Richter, Dresden
1916-17, Beteiligungen an Ausstellungen der Künstlervereinigung Dresden
1933, Gedächtnisausstellung, Sächsischer Kunstverein zu Dresden
1964, Einzelausstellung in der Galerie Kühl, Dresden
1999, Gedächtnisausstellung auf dem Kornboden der Burg Stolpen
2002, Ausstellung zum 125. Geburtstag, Ernst-Rietschel-Kulturring e.V., Pulsnitz
Sammlungen
Stadtmuseum Dresden
Staatliche Kunstsammlungen Dresden – Galerie Neue Meister
Lindenau-Museum, Altenburg
Stadtmuseum Bautzen
Kunsthalle Bremen
Kunsthalle Hamburg
Literatur
Söder, Gerlint: Richard Dreher, in „Allgemeines Künstlerlexikon“, Onlineversion
Thomas Kühn, Richard Dreher, in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V. [Online-Ausgabe: http://www.isgv.de/saebi/];
Ernst-Rietschel-Kulturring e.V. / Staatliche Kunstsammlungen Dresden (2002): Richard Dreher 1875-1932 [Katalog zur Ausstellung in Dresden / Pulsnitz, hrsg. v. Sabine Schubert]